Demor - Einfach bösartig (German Edition)
diesem Ort nur Soldaten ein- und ausgegangen, mittlerweile war die Burg zum Herrschersitz umfunktioniert worden. Wachen schritten auf den Zinnen auf und ab. Knapp unter dem Dach des Gebäudes klafften Scharten in der Mauer, doch vom Sockel aufsteigend bedeckten grüne Ranken das Gestein und beinahe auch diese Löcher. Seit dem letzten Angriff vor unzähligen Zeiten hatte an dem Bauwerk niemand mehr einen Handschlag getan, zumindest an den Außenmauern nicht.
»Ich hätte mich niemals auf Euer Spiel einlassen sollen. Dabei fürchte ich keineswegs unsere Bewacher, sondern den, der sich hinter diesen Mauern verbirgt«, knirschte Dalir durch zusammengebissene Zähne. »Das hat man nun von seiner Gutmütigkeit.«
Demor beugte die Krone zu ihr hinüber, während sie nebeneinander liefen. »Meine Teuerste, natürlich habt Ihr Euch genau aus diesem Grund auf das Spiel eingelassen. Ich kann in Eure dunkle Seele sehen. Ihr verzehrt Euch leidenschaftlich nach der Herausforderung, im Dienste des mächtigsten Herrn von Fantastika zu stehen.«
»Ich bin mir nicht sicher, was Ihr seht, Lord Demor, aber hätte ich eine Seele, wäre mein Vater kein Dämon aus dem Hakkon gewesen.«
Er lachte zynisch. »Ihr könnt Eure elfische Seite nicht leugnen, und ehe Ihr sie an jemanden anderen verkauft, biete ich Euch eine einträgliche Gelegenheit.«
Sie blickte zu Boden und ihre Krallen formten sich zu Fäusten. »Wir werden sehen.«
Vor Thu’urkesch
Der aggressive Geruch von Ifritkraut erfüllte die Halle. Überall brannten Fackeln. Trotzdem war es im Inneren des dicken Mauerwerks so frisch wie an einem Wintermorgen. Kälte, die in Demors Gelenken schmerzte. Zudem führte man ihn und seine Leute wie Bittsteller vor den Thron des Statthalters.
»Was ist mit deinem Gesicht geschehen?«, fragte der graue Fleischberg auf dem hoch aufragenden Herrschersitz. Unter dem Thron war so viel Platz, dass man dort ein einstöckiges Haus errichten könnte.
Auf den Knien kriechend, fast winselnd, berichtete der Elfenanführer vom untoten Zauberer und seinen drei Helfern. »Bitte, Meister, nehmt den Fluch von mir«, flehte er und kratzte sich an Armen und Hals die juckenden Pusteln.
Ein Wunder, dass der Fettwanst da oben sie überhaupt sehen konnte. Trotz der vollen Soelscheibe da draußen drang das Licht nur mit Mühe durch die bräukruggroßen Scharten in den Raum.
Thu’urkesch fläzte sich in seinem Sitz und begann wie ein monströser Frosch zu lachen. »Vielleicht sollte ich das tun, vielleicht aber auch nicht. Was meint Ihr dazu, Lord Demor?«
Der Lich zeigte sich überrascht, dass ihn der aufgedunsene Halboger ansprach, als wären sie Handelspartner. Bevor er antwortete, studierte er die Szene. Die Lakaien des Statthalters standen links und rechts der düsteren Wände – stramm wie die ehrfürchtigsten Diener der Welt. Aller Wahrscheinlichkeit nach war die Angst ihr Lehrmeister und verbot ihren Gliedern, sich anmaßend zu bewegen. Sie fürchteten sich vor ihrem Herrn, und falls sie schlau genug waren, auch vor ihm.
Nur der verfluchte Elf hatte alle Haltung verloren. Immer noch wälzte er sich am Boden. Sein Schmerz war so groß, dass kein Befehl ihn zur Ordnung rufen konnte.
»Ich gestehe, Ihr wärt imstande, meinen Fluch von dieser Seele zu nehmen«, entgegnete Demor. »Mit der Hälfte an Dämonenblut, die in Euren Adern fließt, würdet ihr das schaffen. Doch ich fürchte, die Ogerseite in Euch ergötzt sich allzu gern am Leid des niederen Wurms.«
Stille entstand. Nicht einmal der Elf wagte es in diesem Moment, seine körperlichen Schmerzen durch ein Wimmern preiszugeben.
Thu’urkeschs Mundwinkel fielen herab. Er richtete sich von der Armlehne der rechten Seite auf und verlagerte sein Gewicht auf die Lehne der linken Seite. Dann lachte er erneut und klatschte in die Hände. »Außerordentlich!« Dabei klang seine Stimme wie die eines Hundes, der in einem Weinfass kläffte. »Endlich ein Ehrenmann vom gleichen Schlag. Ich danke Euch, Lord Demor! Und gleichzeitig heiße ich Euch und Eure Diener in meinem bescheidenen Haus willkommen!«
»Die Freude ist ganz auf meiner Seite.«
Wieder schallte das Froschlachen gegen die trostlosen Steinwände.
Der elfische Anführer vor dem Thron kroch mit schattenhaft verzerrtem Gesicht über die kalten Bodenplatten. Keuchend griff er sich an den Hals.
»Ihr braucht mich nicht zu belügen«, sprach der Ogerherrscher. »Ich wette, Ihr habt Wichtigeres zu tun, als Euch von mir aufhalten zu
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