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Demor - Einfach bösartig (German Edition)

Demor - Einfach bösartig (German Edition)

Titel: Demor - Einfach bösartig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicholas Vega
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versuchte Dalir das Stück Papier zu entreißen. Sie war überraschenderweise schneller und ließ es in einer Falte ihrer spärlichen Bekleidung verschwinden. Er wirkte beleidigt. Seine Schultern gaben nach. Er machte auf der Stelle kehrt und stapfte ein paar Schritte abseits.
    Noch immer lachend schauten ihm die anderen nach.
    »Ach kommt!«, sagte Demor versöhnlich. »Ein Henker, der Gedichte schreibt, das ist selbst für einen untoten Zauberer komisch. Immerhin sind Eure Verse genauso scharf wie Euer Schwert. Mehr davon, und wir liegen vor Lachen tot im Staub.« Obwohl er es nicht lesen konnte, forderte Demor von Dalir das Schriftstück.
    Indem sie die Schulter vorzog, gab sie ihm zu verstehen, dass sie der Aufforderung nicht nachkommen würde.
    Demor hustete. Seine überschwängliche Laune verwandelte sich in die gleiche Bitterkeit, die er bereits zuvor geschürt hatte. Laut aber sagte er zu der Halbdämonin: »Ihr habt recht, es ist Euer Geschenk. Handelt damit, wie Euch beliebt.« Er richtete den Brustpanzer und erhob sich. Seine Augenlichter wollten herausspringen, da er den Husten zu unterdrücken versuchte. »Hauptsache, es werden nicht alle kopflos«, fügte er hinzu. »Dafür ist diese Mission zu wichtig. Also unterlassen wir die Heiterkeit und tun das, wofür man uns fürchtet.«
    Bult setzte an zu sprechen, als Demors Blick ihn erfasste und sein erhobener Zeigefinger ihn warnte. »Verschone mich mit deinem Kobold! Manchmal habe ich das Gefühl, unsere Truppe könnte auf einem Jahrmarkt auftreten.«
    Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Dalir verstohlen das zerknitterte Papier hervorholte und darauf stierte. Er schüttelte den Kopf und schritt wie ein entthronter König zu seinem Pferd – gedemütigt aber aufrecht.
     
    Wie gemalt erhoben sich sanfte Hügelkuppen aus der Ebene. Stechend grüne Weiden breiteten sich aus und nur vereinzelte welke Gräser, die vom todbringenden Winter zeugten, unterbrachen das Idyll.
    Für Demor war dieses Grünzeug reizlos. Ihn interessierte nur die Stadt, die weit in der Ferne von kreideartigen Wolken umrahmt wurde.
    Sighelmsquell.
    Bald würden sie die weißen Mauern und die blauen Schieferdächer der Wohnhäuser sehen.
    Wäre er mit einer Armee aufmarschiert, würden in diesem Augenblick die Alarmglocken auf den Türmen läuten. Doch sein Heer befand sich bereits innerhalb des Walls. Er musste nur noch dorthin, um es zu kommandieren.
    Der Schinken kann noch etwas hängen, bevor die Katze kommt. Mit einem zufrieden Lächeln lenkte er sein Pferd in ein Wäldchen. Diese Küppertannen, die niemals eine Schlacht gesehen hatten, waren der ideale Platz, um sich bis zur bald einbrechenden Nacht zu verstecken.

Der Angriff
     
    Die Nacht wollte jegliche Lichtquelle ersticken. Demor empfand den schwarzen Himmel als erfreuliches Vorzeichen. Der kühle Duft des Sieges lag in der Luft.
    Eingehüllt von Finsternis pressten die vier ihre Körper an den Fels. Hoch über ihren Köpfen stiegen die Mauern fast in die Unendlichkeit auf.
    Die Stadt thronte auf einem Berg, wobei die beiden Stadttore im Norden und im Süden lagen. Pfade schlängelten sich zur Stadt hinauf. Im Osten und Westen hingegen fiel der Hügel zu Klippen ab.
    Um den Überfall zu vollführen, plante der Lich abseits der Burg in die Stadt zu gelangen. An Ost- und Westseite verrichteten höchstens vier Handvoll Wachen ihren Dienst. Kein Kriegsmeister rechnete damit, dass jemand von den steil aufragenden Klippen einen Angriff wagen würde. Felsgestein und Stadtmauer ergaben zusammen fast dreißig Mannslängen, die es für einen Feind zu überwinden galt. Keine bekannte Gerätschaft wäre dazu in der Lage gewesen.
    Von hier aus sollte die Halbdämonin beweisen, ob sie ihren Lohn zu Recht einforderte.
    Mit einem Knacken dehnte Dalir ihre Finger und legte eine Hand auf das Gestein. Einen Lidschlag später formte sich eine Mulde. Groß genug, dass man einen Fuß hineinstellen konnte. Schräg darüber, eine Elle entfernt, setzte sie erneut an, Stein zum Schmelzen zu bringen und neu zu gestalten. Nach und nach kletterte sie in die Höhe. Trittfurchen wuchsen zu einer Leiter. Der Kopflose folgte ihr als Schatten.
    Demor blickte auf. Zu schade, dass mir für einen Tunnel die Geduld fehlt. Er stellte den Stiefel in eine Vertiefung, griff hinauf, spannte den Arm und rutschte ab. Mit einem gedämpften Laut fiel er auf die trockene Erde. Bult hielt seine Hand hin, doch Demor schlug sie weg und rappelte sich mit einem Knurren

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