Demor - Einfach bösartig (German Edition)
Kopflose blieb ein Stück hinter der Gruppe zurück und stierte reglos in die Ferne.
»Was macht er da?«, fragte Demor.
Bult und Dalir zuckten mit den Schultern. Der Kobold wackelte mit den Hüften und drehte sich anteilnahmslos weg.
»Vielleicht er haben etwas gesehen?«, meinte der Ork.
»In dieser Gegend? Unmöglich.« Demor blickte in die gleiche Richtung wie der dunkle Begleiter. Nichts. Nur trostlose Farblosigkeit bis ins Unendliche ausgedehnt. Er ließ das Augenpaar aufglühen.
Oder sah er tatsächlich etwas?
Bilder. Es waren bewegte Bilder. Sie zogen in der Ferne wie ein Gewitter auf. Er wollte sich abwenden, aber konnte es nicht. »Seht ihr das?«
Niemand erwiderte seine Frage.
Verdammt noch mal! Antwortet mir endlich!
Er war unfähig, seinen Kopf abzuwenden, zu sehr beeindruckte ihn der Anblick. Ein vertrautes, abstoßendes Panorama.
Seine Mutter. Sie schimpfte mit ihm, weil er immerzu mit der Krone spielte. Sie sagte, er solle sie beiseitelegen.
Er sah, wie der Hof brannte, und er lachte dabei. Nicht Demor, sondern der kleine Junge mit den schmutzigen Wangen und den widerspenstigen Haaren. Der Junge, der er einst gewesen war.
Er sah das gackernde Gesicht der Hexenkönigin, ihre grauen, eingefallenen Augenhöhlen. Und die schwarze Mundhöhle. Und sie verspottete ihn als ihren Gefangenen.
Er sah Trolle. Reihe an Reihe, wie sie in Ilfirnsmoor aufzogen. Haut, so rot wie Wein und Säbel, so blank wie Eis. Und einer aus der Truppe blickte ihn an und sein rechtes Auge hing heraus und die Schädelknochen traten unter der Stirn hervor. Er mahnte den Lich, dass es Zeit für den Rückzug sei. Aber Demor wollte davon nichts hören und führte die Trolle in ihre letzte Schlacht.
Er sah die Mauern von Sighelmsquell. Wände aus Kalk und Dächer aus blauem Schiefer. Die Stadt färbte sich rot. Ein weißer Reiter preschte über das Zugtor und im selben Moment fielen gleißende Sonnenstrahlen vom Himmel.
Er sah Mittendahl, wie es brannte. Und die Bewohner beklagten ihn, er solle seine Geburtsstadt retten. Er aber setzte sich die Krone auf und schritt seines Weges.
Er sah den Tempel der Ka’ia und aus einem Steingrab erhob sich ein Skelett, das von Kopf bis Fuß schwarz aussah. Der Lord Scharfrichter stand über ihm gebeugt, die Axt zertrümmerte die Knochen in tausend Bruchstücke. Und das Knochengerippe stieg abermals aus seinem Sarg.
Er sah eine Woge, die über den kam, den sie Der-dessen-Name-genannt-werden-darf riefen. Diese Welle bestand aus zehntausend und abermals zehntausend Kriegern. Ihre Gebeine waren Geschwüre und ihre Worte Qual. Die Welle kam über ihn mit zehntausend und zehntausend Speeren.
Er sah den Mann mit der Glatze und der Augenklappe. Der Lich kannte seinen Namen nicht. Der Mann löste die Binde und Demor wurde von der Augenhöhle dahinter verschluckt. Der Glatzköpfige höhnte und er erzählte jedem, dass er den Paladin und den Lich bezwungen habe. Man baute dem Mann ein Denkmal, und als die Welt verging, stand es ehern wie an seinem ersten Tag.
Der Paladin
»Aufhören! Aufhören!«, kreischte Demor. Er sackte der Länge nach auf die Stufen und trommelte mit den Fäusten auf das Gestein. »Ich ertrage es nicht!«
Grüne Muskeln fuhren um seinen Brustkorb und versuchten ihn hochzuheben, aber Demor sperrte sich gegen Bults Hilfe.
»Was weißt du schon?«, blaffte er. »Lass mich einen Moment ruhen. Siehst du nicht, dass ich nicht mehr der Jüngste bin?«
Der Ork ließ nicht locker und bedachte den Lich mit einem aufmunternden Grunzer. » Worgosh sehen böse Dinge. Bult sehen auch Tote. Aber Groll haben gewollt. Herr nicht weinen, Bult immer stehen an Seite.«
Demor rieb sich die Augen. »Wenn ich weinen könnte, würden am Himmel alle Regenwolken versiegen. Was bist du nur für ein sonderbarer Kerl? Manchmal frage ich mich, was du überhaupt bei mir willst. Siehst du denn nicht, dass alles um mich herum zu einem schrecklichen Ende führt?«
Dalir trat heran. Sie nickte, sagte jedoch keinen Ton.
Demor blickte aus brennenden Augen auf. Die Eindrücke eines Schreckensreichs standen ihr ins Gesicht geschrieben. Was sie wohl gesehen hatte?
» Worgosh nicht immer seien so. Meister seien verbittert. Dumme Leute versuchen worgosh hintergehen. Herr deshalb vorsichtig.«
Demor verstand kein Wort und was wusste der Grünling schon von seinem Leid? Trotzdem erfüllte die Unterredung mit dem Ork ihn mit Unbehagen. Dieser Ort wirkte friedlich, doch im Grunde genommen standen sie mit
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