Demor - Einfach bösartig (German Edition)
sprach der Kobold.
»Wenn ich Blutdruck hätte, könnte ich Milde fühlen«, stellte Demor richtig. »Und das ist das Letzte, was ich will!«
»Wie dem auch sei, ohne meine Hilfe, kommt Ihr hier niemals weg.« Der Kobold pfiff einen vergnügten Ton und betrachtete seine Fingerkuppen.
»Was soll das heißen? Dass Ihr den Weg aus dieser Hölle kennt?« Demor, Dalir und der Kopflose rückten enger zusammen und schätzten den Zwerg mit der karierten Jacke ab. »Warum geht Ihr dann nicht allein und lasst uns zurück?«
»Das könnte ich wohl tun und im Grunde wäre es sogar das Klügste. Andererseits gefällt es mir bei Euch Gaukelspielern. Und solange ich meinen Kompass nicht wiederhabe, werde ich einen feuchten Klumpatsch tun und bei meinem guten Freund hier bleiben.« Er grinste wie ein Rotzlöffel und versetzte dem Ork einen Tritt gegen den Fußknöchel.
Eine Pause der Wortlosigkeit entstand. Demor rang nach Luft. »Ihr da! Schneidet ihm die Kehle durch!«, wies er den kopflosen Reiter an.
Der schaute auf seine verwaisten Hände und hob sodann die Schultern.
Hilflosigkeit – das erste Mal in seinem Leben fühlte der Lich diesen Zustand. Und es stand nicht in seiner Macht, etwas daran zu ändern. Sein Stab war stets die Verlängerung und zugleich das Ventil seiner Aggressionen gewesen. Dieser fehlte ihm jetzt. Nicht einmal die Unsterblichkeit nützte, da es an diesem Ort keine Möglichkeit gab, sich umzubringen und durch Wiedergeburt von diesen vermaledeiten Stufen zu entkommen. »Vielleicht verratet Ihr uns, wie wir uns aus dieser prekären Lage befreien können?«, schlug er einen zuckersüßen Ton an.
»Okay, ich mach’s!«, antwortete der Kobold nach einer kurzen Bedenkzeit.
Demor rieb sich die Hände und rekelte zuversichtlich seinen Oberkörper.
»Aber Ihr versprecht mir, meinen Kompass zurückzuholen«, forderte der Wicht.
»Was?« Demor verkrampfte sich. Wenn er Lippen gehabt hätte, hätte er darauf herumgebissen. So blieb ihm nur das Wetzen der Schneidezähne gegeneinander.
Dalir stieß ihn an und gab ihm zu verstehen, dass er auf den Handel eingehen solle.
»Also gut, meinetwegen. Holen wir dieses Ding, das uns schon viel zu lange beschäftigt«, knirschte der Lich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Nicht nur der Kobold sah zufrieden aus, auch Bults Gesicht erblühte wie eine Soelblume.
»Dann muss nur noch einer von Euch einschlafen«, gab der Wicht die Lösung heraus.
Ratlose Gesichter.
»Was? Na warte! Mieser, kleiner Gnom!« Demor hob den Arm zum Schlag.
Dalir konnte ihn noch rechtzeitig stoppen. »Warten wir, was er zu sagen hat.«
»Sobald ihr einschlaft, gelangt ihr aus dieser Scheinwelt. Letztlich ist es nur ein Traum. Allerdings müsst ihr euch in diesem Traum schlafen legen, um in die reale Welt zu gelangen«, verdeutlichte der Kobold und seine Miene wirkte unerwartet aufrichtig.
»Das meint Ihr nicht ernst?«, ergriff Dalir das Wort. Ihre Hörner senkten sich dabei bedrohlich.
Der Kobold bejahte es mit einem Kopfnicken. »Tut mir leid, so sind die Regeln.«
»Pah, Regeln! Seht Euch um, wer soll an diesem Ort schlafen? Ich bekomme hier kein Auge zu. – Ihr etwa?«, wandte sie sich an Demor, der ebenfalls verneinte.
Auch der kopflose Reiter tippte mit dem Zeigefinger auf sich und hob dann abwehrend die Hände.
»Mit mir braucht ihr nicht rechnen«, gab Syxpak zu verstehen, als sich die Blicke auf ihn konzentrierten.
»Bult werden schlafen.«
Der Fluch von Stille und Zerfall
»Du kannst in dieser Gegend einschlafen ?«, fragte Dalir stellvertretend für alle.
»Bult können überall schlafen.«
»Und diese Visionen? Siehst du nicht deine Vergangenheit? Ich schwöre, mir bereitet allein das Wachsein Unbehagen. Es ist, als würde man mich in einem Gewölbe zermartern, in dem meine Schreie stumm verhallen.«
»Bult denken, Elfe mögen Ketten und Folter?«
»Ketten und Folter, keinen immerwährenden Albtraum!«
Unwirsch beendete Demor das Gespräch. »Genug mit dem Geplänkel! Die Arbeit ruft. Mach das, was du am besten kannst, und befreie uns aus diesem Käfig! Ich verspüre nicht die geringste Lust, die Schatten der Vergangenheit noch länger über meine Seele trampeln zu lassen.« Er spähte um sich und versuchte den Frosthauch abzuschütteln, aber es gelang nicht.
Der Paladin saß mit derselben Gleichgültigkeit da wie zuvor. Er streckte den Hals in den Nacken, ließ das Haar nach hinten fallen und stierte selbstzufrieden in die Höhe. Die Kehle lag
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