Den du nicht siehst
das?«, brüllte Knutas, ohne seinen Namen zu nennen.
»Was denn?«, fragte Johan, der genau wusste, wovon die Rede war.
»Wie könnt ihr solche Informationen bringen? Kapiert ihr nicht, dass das unsere ganze Arbeit ruiniert? Wir müssen einen Mörder überführen! Und was habt ihr für Beweise? Woher stammen überhaupt eure Informationen?«
»Ich verstehe ja, dass Sie wütend sind.« Johan sprach mit seiner gelassensten Stimme. »Sie müssen aber versuchen, das von unserem Standpunkt aus zu sehen.«
»Was für einem verdammten Standpunkt? Es geht hier um Mord!«
»Erstens würden wir niemals Dinge an die Öffentlichkeit bringen, bei denen wir uns nicht hundertprozentig sicher sind. Ich weiß, dass das, was wir in unserem Beitrag gesagt haben, zutrifft. Zweitens halten wir es für wichtig mitzuteilen, dass wir es aller Wahrscheinlichkeit nach mit einem Serienmörder zu tun haben. Die Unterhose im Mund auch des zweiten Opfers ist dafür der eindeutigste Beweis, und diese Information ist von so großem allgemeinem Interesse, dass wir sie einfach erwähnen müssen.«
»Wie zum Teufel wollen Sie das wissen? Allgemeines Interesse!«
Knutas schleuderte seine Worte heraus. Johan konnte sich vorstellen, wie sein Speichel auf den Hörer spritzte.
»Besten Dank. Aber darauf, dass eure Informationen auf diese Weise auch den Mörder über den Stand unserer Ermittlungen in Kenntnis setzen, nehmt ihr keine Rücksicht!«
»Die Öffentlichkeit hat das Recht zu erfahren, dass ein Serienmörder frei herumläuft. Wir tun nur unsere Pflicht. Es tut mir wirklich Leid, wenn wir damit Ihre Arbeit stören, aber ich muss an unseren Informationsauftrag denken.«
»Und was sagt Ihnen, dass es sich wirklich so verhält? Woher wollen Sie wissen, ob Ihre Informationen stimmen?«
»Das kann ich Ihnen natürlich nicht verraten, aber wir verfügen über eine überaus zuverlässige Quelle.«
»Zuverlässige Quelle, sagen Sie. Dann kann es nur jemand hier aus dem Haus sein. Einer von meinen engsten Mitarbeitern. Sie müssen mir sagen, um wen es sich handelt. Andernfalls können wir nicht mehr als Team arbeiten.«
Knutas klang jetzt ein wenig ruhiger.
Johans Geduld dagegen ging zur Neige.
»Sie als Polizist kennen das Gesetz doch sicher gut genug, um zu wissen, dass Sie diese Frage nicht einmal stellen dürfen«, sagte er kühl. »Sie haben kein Recht, nach meiner Quelle zu fahnden. Aber da ich Ihre Arbeit respektiere, kann ich Ihnen immerhin versichern, dass es sich um keinen Ihrer engsten Kollegen und um kein Mitglied Ihres Ermittlungsteams handelt. Jedenfalls stammen meine Informationen nicht daher. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Und vergessen Sie nicht: Dass wir Presseleute etwas wissen, bedeutet noch nicht, dass wir es sofort an die Öffentlichkeit bringen. Es hängt ganz davon ab, ob wir es für notwendig halten oder nicht. Das mit der Unterhose wusste ich schon nach dem Mord an Helena Hillerström. Aber erst jetzt gab es einen Grund, das publik zu machen.«
Knutas seufzte.
»Ich erwarte, dass Sie mich zumindest vorwarnen, ehe Sie das nächste Mal so brisante und geheime Informationen veröffentlichen. Ich würde mir einen Herzinfarkt gerne ersparen«, sagte Knutas und legte auf.
Es war schon nach acht Uhr, aber erst jetzt merkte Knutas, wie müde er war. Er ließ sich im Sessel zurücksinken. Wer zum Teufel hielt hier nicht dicht? Er hatte Vertrauen zu seinen Mitarbeitern. Doch im Moment wusste er nicht, was er glauben sollte. Er nahm an, dass Johan die Wahrheit gesagt hatte und dass es sich um keinen seiner engsten Mitarbeiter handelte.
Obwohl dieser Reporter schon mehrfach seine Ermittlungen gestört hatte, hielt er Johan Berg doch für seriös. Der war anders als gewisse andere Journalisten, die nicht zuhörten, sondern ewig weiter nach Dingen fragten, von denen man schon gesagt hatte, dass man darüber nicht sprechen dürfe. Der Grund, aus dem er wütend auf Johan war, lag nicht an dessen Arbeit oder seiner Art, sondern daran, dass der Mann so gut informiert war. Widerwillig gab Knutas zu, dass er Johans Überlegungen folgen konnte. Aber woher wusste er so viel? Natürlich war Knutas nur zu klar, wie rasch Informationen in Umlauf kommen konnten. Er musste etwas unternehmen. Die Gotländer Polizei hatte keine ausreichende Erfahrung im Umgang mit der Presse.
Karin klopfte an die Tür.
»Malin Backman ist hier, eine Freundin von Frida Lindh.«
Malin Backman war die Einzige der Freundinnen, die mit dem Opfer im
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