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Den du nicht siehst

Den du nicht siehst

Titel: Den du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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treiben mit ungefähr dreißig Leuten die Tiere zusammen. Es ist ein wunderbares Erlebnis«, sagte Karin und schaute sehnsuchtsvoll.
    Die Heidelandschaft zog an ihnen vorüber. Kihlgård bot Weingummiautos an, wenn auch die meisten in seinem eigenen Mund landeten. Karin Jacobsson schätzte Kihlgårds Kenntnisse und seine gute Laune. Und seine, gelinde gesagt, interessanten Ernährungsgewohnheiten faszinierten sie. Er schien zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten zu essen. Fast immer hatte er etwas im Mund, und wenn nicht, dann war er gerade auf dem Weg zu oder kam von einer Mahlzeit.
    Knutas hatte im Grunde nichts gegen Kihlgård. Trotzdem ärgerte er sich inzwischen über ihn. Kihlgård war offen und freundlich, sodass er sich im Präsidium schnell Freunde gemacht hatte. Das war natürlich gut, aber er nahm sich einfach zu viele Freiheiten heraus. Kihlgård hatte seine ganz eigenen Ansichten und mischte sich in Knutas Vorgehensweise ein. Knutas war aufgefallen, wie er versuchte, Kritik anzubringen und seine eigenen Vorstellungen durchzusetzen. Auch wenn das vielleicht nicht so gemeint war, hatte er ein Gefühl von Big Brother is watching you. Die Polizisten aus Stockholm hielten es vermutlich für jämmerlich, dass Knutas nur auf dem kleinen Gotland Dienst tat. Was passierte hier denn schon? Die Verbrechen auf der Insel bestanden vor allem aus Einbrüchen und Schlägereien im Suff, und das war natürlich nichts gegen die komplizierten Fälle, die man in Stockholm lösen musste. Und die Leute vom Landeskriminalamt waren ja sowieso feiner und tüchtiger als andere. Kihlgård besaß eine Selbstzufriedenheit, die nicht zu übersehen war, auch wenn er noch so kumpelhaft mit allen umging. Normalerweise pochte Knutas nicht sonderlich auf seine Stellung. Jetzt aber hatte er das Gefühl, sein Revier verteidigen zu müssen. Und das gefiel ihm nicht. Er hatte zwar beschlossen, das alles zu vergessen und dem älteren Kollegen gegenüber positiv eingestellt zu sein. Aber das war nicht immer ganz leicht. Vor allem, weil der Kerl dauernd auf irgendwas herumlutschen musste. Und warum hatte er sich zu Karin auf die Rückbank gesetzt? Wie gemütlich es die beiden da hinten zu haben schienen. Was hatten die da zu tuscheln? Knutas merkte, wie sein Ärger wuchs. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Kihlgård ihm die Tüte reichte, in der noch drei erbärmliche Autos herumschlackerten. »Möchtest du?«

 
     
     
     
    Die Straße schlängelte sich durch das Inselinnere. Bauernhöfe zogen vorüber, Weiden mit weißen Kühen und schwarzen Schafen. Auf einem Hofplatz jagten drei Männer hinter einem Wallach her, der offenbar einen Ausbruchsversuch unternahm. Sie fuhren durch Hemse und Alva, dann durch Grötlingbo mitten im südlichen Gotland. Danach folgten sie der Straße, die zum Meer und nach Grötlingboudd führte.
    Sie redeten darüber, wie sie sich beim Gespräch mit Hagman verhalten sollten.
    Sie wussten nur wenig über Jan Hagman. Er war Frührentner und seit einigen Monaten Witwer. Hatte zwei Kinder und interessierte sich für junge Mädchen. Hatte es jedenfalls einmal getan.
    »Hatte er auch mit anderen Schülerinnen solche Techtelmechtel?«, fragte Karin.
    »Keine, von denen wir wüssten. Aber es kann natürlich trotzdem durchaus der Fall gewesen sein«, sagte Kihlgård.
     
    Vier große Windkraftwerke dominierten die karge Landschaft bei Grötlingboudd. Niedrige Mauern aus Feldsteinen umrahmten die schnurgerade Straße, die zum Meer führte. Typische gotländische Schafe mit ihrem dicken Fell und ihren gekrümmten Hörnern grasten zwischen Wacholderbüschen, windschiefen Zwergkiefern und vereinzelten Findlingen. Hagmans Hof lag fast am äußersten Ende der Landzunge und bot einen Ausblick über die Bucht Gansviken. Da Karin schon einmal hier gewesen war, kannte sie den Weg, und es war leicht, unter den wenigen Häusern das richtige zu finden.
    Sie hatten sich nicht angemeldet.
    »Hagman« stand auf einem Schild am selbst gezimmerten Briefkasten. Sie hielten auf dem Hofplatz und stiegen aus. Das Wohnhaus aus weißem Holz mit grauen Fenstern, Türrahmen und Hausecken hatte früher sicher einmal gut ausgesehen. Jetzt war es heruntergekommen, und die Farbe blätterte ab.
    Ein Stück entfernt stand eine größere Scheune, die einen überaus baufälligen Eindruck machte. Da drinnen hatte seine Frau sich also aufgehängt, dachte Knutas.
    Als sie auf das Haus zugingen, bemerkten sie hinter einem Vorhang im ersten Stock eine

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