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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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Aufmerksamkeit erregt.«
    »Ich habe also meinem Ärger Luft gemacht«, sagte Jack. »Das war dumm von mir. Wahrscheinlich wollten die einfach nur sichergehen,
     dass es mir damit nicht ernst war.«
    »Soweit ich es den Unterlagen entnehmen konnte, sind Sie der Einzige, der überwacht wurde«, sagte ich. »Das ist nicht das
     Standardverfahren. Haben Sie mehr getan als einfach nur zu drohen?«
    »Ich bin nicht mal in die Nähe des
Kreuzzugs
oder von irgendjemandem gekommen, der für ihn arbeitet. Zumindest nicht wissentlich. Aber er hat ja seine Agenten an den unwahrscheinlichsten
     Orten.« Jack lehnte sich zurück und nahm einen tüchtigen Schluck Bier, hielt aber die Augen auf mich gerichtet.
    Ich verstand den Wink. »Mit seiner Taktik macht der
Kreuzzug
sich massenhaft Feinde«, sagte ich. »Wenn er auch nur halb so hart zulangt wie in San Francisco, wird er einerMenge mächtigen Menschen Ärger machen. Mein Klient hält nichts davon, ruhig abzuwarten, bis jemand seinen Interessen schadet.
     Er hat mich engagiert, um ein paar Nachforschungen anzustellen.«
    Jack lachte. »So nennt man es also heutzutage, wenn man im Schmutz wühlt? Sie arbeiten für jemanden, der den
Kreuzzug
nicht mag. Das reduziert die Liste Ihrer potenziellen Klienten auf ein paar tausend. Sie müssen schon etwas genauer werden.«
    »Ich habe Ihnen gerade das Leben gerettet«, gab ich zurück. »Soll ich jetzt auch noch Ihre Katze vom Baum holen?«
    Jack zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll. Ich kann mir nicht vorstellen, warum der
Kreuzzug
mich auf dem Kieker haben sollte.«
    »Vielleicht hat es ja etwas mit Ihrer Gutenachtgeschichte zu tun«, sagte ich und zeigte auf die geschwärzten Passagen. »Das
     da können nicht alles nur gotteslästerliche Flüche sein.«
    Jack sah auf die Seite und ihr ausuferndes Schwarz. »Das wird Sie nicht weiterbringen.«
    »Tun Sie mir den Gefallen.«
    Jack trommelte mit den Fingern auf den schartigen Tisch.
    Ich trank mein Bier und wartete ab.
    »Es war im zweiten Jahr meiner einjährigen Einsatzzeit«, begann er. »Gerade war ein weiterer Stop-Loss-Befehl gekommen, wir
     wussten also, dass wir mindestens noch sechs Monate im Land sein würden. Sie hatten uns nur einen einzigen Tag vorher Bescheid
     gegeben. Ein paar Leute aus meiner Einheit hatten schon ihren Familien gesagt, dass sie heimkommen würden. Mein Gott, was
     waren wir wütend. Eigentlich sollten wir schon im Flugzeug sitzen, und stattdessen hockten wir in derselben scheißverlassenen
     Wüstenecke, in der wir schon seit anderthalb Jahren die Babysitter spielten. Waren Sie je im Heiligen Land?«
    »Mich hat man zur anderen Seite der Großen Sandkiste geschickt«, sagte ich. »In die Geisterstadt.« Ich spürte, wie die Betrunkenen
     um mich herum schauderten.
    »Haben Sie zur Mannschaft von einem der permanenten Kontrollpunkte gehört?«
    »Nein, aber ich kenne sie.« Der Außenring des Kontrollpunkts bestand aus Schutzwänden aus Beton, um Angriffe mit Autobomben
     und raketengetriebenen Granaten abzuwehren. Wer durch den Kontrollpunkt wollte, musste seinen Wagen im Außenbereich stehen
     lassen und durch eine lange, gewundene Gasse gehen, die mit Stacheldraht umzäunt war und von mehreren Maschinengewehren überwacht
     wurde. Computerscannten die Transitpapiere der betreffenden Person und glichen die Fingerabdrücke ab. Der Wagen wurde genauso
     sorgfältig untersucht und dann zu einer Stelle geschleppt, wo der Fahrer ihn abholen konnte. Wenn alles nach Plan lief, kam
     kein Soldat jemals in die Nähe von jemandem, der den Kontrollpunkt passierte. Wer schneller zu den Jungfrauen ins Paradies
     wollte, hätte schon seine eigenen Leute dafür umbringen müssen.
    »Sie hatten uns in der Orientierungsphase gesagt, dass die Palästinenser nur für den Dschihad lebten und dass schon Sechsjährige
     davon träumten, Märtyrer zu werden. Das hinderte die Siedler aber nicht daran, die Kinder dafür zu bezahlen, dass sie ihnen
     den Müll wegbrachten. Wie auch immer, es war früh am Samstagvormittag, und so war wenig Verkehr. Ich hatte das Glück gehabt,
     für die Morgenschicht eingeteilt zu werden; in der Nachmittagshitze wurde man unter seiner schusssicheren Kleidung gebraten.
    Wir unterhielten uns, um die Zeit totzuschlagen, als unser Spotter plötzlich einen einzelnen Wagen über die Straße kommen
     sah. Schon vier Meilen vor dem Kontrollpunkt stehen die ersten Schilder auf Hebräisch, Arabisch und Englisch,die dazu

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