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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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sich auf eine Bank im Columbus Park. Sie starrte zu Boden und bewegte sich kaum, wie hypnotisiert von
     dem Beton und Gras dort unten. Trotz der Kälte waren auf den Tischen mehrere Partien Chinesisches Schach im Gang. Die Spieler
     waren von Zuschauern in Parkas umdrängt, die mit den Füßen stampften, um sich warm zu halten. Ich stand in der Nähe des Pavillons
     herum und hörte dem Geplauder der Zuschauer zu, die sich über die Partien oder meinetwegen auch über Transsubstantiation unterhielten,
     was für mich auf Mandarin keinen Unterschied machte. Ich empfand den starken Wunsch, mich auf diese Bank zu setzen und die
     Frau zu trösten. Das war kein Verlangen, das mich häufig überkam, und schon gar nicht bei Fremden. Die Frausaß eine halbe Stunde lang da, nicht fähig, ihren Kummer zwischen den unregelmäßigen Felsformationen des Parks zu verbergen.
    Sie stand auf und ging zum Subway-Bahnhof, wo sie die Sechs Richtung Norden nahm. Ich stieg in den Nachbarwagon und setzte
     mich so, dass ich sie durchs Türfenster sehen konnte. Was immer im Columbus Park geschehen war, war vorbei oder zumindest
     von außen nicht mehr wahrzunehmen. Sie saß still da und sah geradeaus, vollkommen gefasst. Alle in ihrem Wagen warfen heimliche
     Blicke in ihre Richtung, und nicht etwa, weil sie in der U-Bahn eine Sonnenbrille trug. Ich hielt ein Auge auf sie, aber das war nicht wirklich nötig. Ich hatte eine Ahnung, wo sie hingehen
     würde.
    Die Frau stieg an der Kreuzung Fifty-ninth Street und Lexington Avenue aus und wandte sich westwärts. Wir brauchten nicht
     lange, bis wir beim Bingham Hotel ankamen. Ich ließ ihr fünf Sekunden Vorsprung und ging dann hinein. Sie redete mit dem Mann
     am Empfang. Ich hielt Abstand und sah mich noch einmal in der Lobby um. Der Pflanzenschmuck bestand aus Wüstengewächsen: Kakteen
     und Artemisia-Arten, die zur kalkulierten Kargheit der Einrichtung passten. Ich setzte mich und griff nach einer Zeitung.
     Ich würde ihr Zeit geben, den Mann am Empfang zu bezirzen, und wenn sie weg war, herausfinden, ob meine Ahnung mich nicht
     trog.
    »Strange!« Die barsche Stimme hallte durch die Lobby. Der Lieutenant, den ich niedergeschlagen hatte, kam auf mich zu, mit
     rotem Gesicht und doppelt so wütend wie beim letzten Mal am Sonntag.
    Die Frau drehte sich nach mir um. Ich versuchte, mein Gesicht mit der Zeitung abzuschirmen, doch ich war zu langsam. Ohne
     Sonnenbrille waren die Konturen ihres Gesichts ein wenig weicher. Es war auf eine unkonventionelle Art schön, und dadurch
     besonders hinreißend. Ich sah in ihren grauen Augen,wie sie sich daran erinnerte, mich in Chinatown gesehen zu haben, wie sie überlegte, ob dieses zweite Zusammentreffen Zufall
     sein konnte, und wie ihr klar wurde, dass die Wahrscheinlichkeit verschwindend gering war.
    »Das letzte Mal war ein Zufallstreffer, Strange«, sagte der Lieutenant. Er stand mit gespreizten Beinen über mir, eine einschüchternde
     Pose, die er wahrscheinlich in der Polizeischule gelernt hatte. Diesmal beugte er sich sogar noch weiter vor und versuchte,
     jetzt, da ich saß, den Größenunterschied noch stärker auszuspielen. Ich tat so, als läse ich den vorderen Teil der
Times
, alles in allem vielleicht zehn dünne Seiten Papier. Die bremsten meine Faust kaum, als ich sie in einem Aufwärtshaken gegen
     das beste Stück des Lieutenants schmetterte. Ich hörte ein würgendes Geräusch tief in seiner Kehle, und dann kippte er um.
    Sie lächelte mich ungläubig und herausfordernd an und rannte dann zum Hintereingang hinaus. Ich lief ihr nach, aber sie hatte
     einen Vorsprung und war schon über die Park Street hinüber. Die war jetzt, zur beginnenden Stoßzeit, total verstopft mit viertürigen
     Familienkutschen und einem ganzen Heer von gelben Taxis, die sich wie ein weites, unpassierbares Meer über den Asphalt ergossen.
     Ich sah, wie die Frau in den Central Park lief, bevor eine wildgewordene Herde gelber Taxis mir die Sicht nahm und den Weg
     versperrte.
    Die Vorsehung hatte der Frau einen Vorsprung verschafft, aber ich glaubte nicht, dass sie mit diesen Absätzen sehr weit kommen
     würde. Sie lief nordwärts am Hallet-Naturreservat vorbei. Ich holte auf, aber das Pech wollte, dass jeder Rentner und Fitness-Freak
     im Park magnetisch von mir angezogen wurde. Je länger diese Jagd dauerte, desto wahrscheinlicher wurde es, dass ein Beobachter
     die Polizei rief. »Schatz, warte, es tut mir leid«, rief ich ihr nach. Das würde mir

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