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Den ersten Stein

Den ersten Stein

Titel: Den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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Grund, sie zu bedrängen, tat es aber trotzdem.
     »Definieren Sie wahrscheinlich.«
    Iris stellte ihr Mineralwasser ab und blickte mir in die Augen, bevor sie antwortete. Ich war mir nicht sicher, wonach sie
     schaute. »Ich werde ihn in meinem Bericht erwähnen. Ehebruch ist eine Sünde, kein Verbrechen. Sollte ein Fallbearbeiter beschließen,
     dass es sich lohnt, der Sache nachzugehen, wird einer unserer Evangelisten oder sein Pfarrer einmal unter vier Augen mit ihm
     reden. Mehr geschieht bei einem ersten Verstoß normalerweise nicht.«
    »Und wenn es schon eine Akte über ihn gibt?«, fragte ich und dachte dabei an Cecilys farbig markierte Bücher.
    Iris seufzte. Ich glaube, mein Gesprächsthema verdarb ihr das Essen.
    »Ich hätte mir denken können, dass Sie Ehebruch verteidigen.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Untreue ist Ihre Haupteinkommensquelle.«
    »Das bedeutet nicht, dass sie mir gefällt«, entgegnete ich.»Und nur der Vollständigkeit halber, Väter, die keinen Unterhalt zahlen, Ausreißer und Versicherungsbetrüger mag ich auch
     nicht. Ich beschäftige mich damit, weil das zu meinem Job gehört. Menschen, deren Leben gut läuft, brauchen keinen Privatdetektiv.«
    »Mein Job ist es ebenfalls, mich mit so etwas zu beschäftigen. Warum schauen Sie also von diesem hohen Ross auf mich herunter?«
    »Ich bin einfach nur ein Beobachter. Sie locken die Menschen bewusst in die Falle.«
    Iris lachte. Der Mann in der Würstchenbude zeigte kein Verlangen, sich unserer Unterhaltung anzuschließen.
    »Das ist nur eine andere Umschreibung für Verführung. Wenn ein Mann einer jungen juristischen Hilfskraft mit schlechtem Selbstwertgefühl
     nicht widerstehen kann, hat er gegen den Teufel erst recht keine Chance. Wir finden die, die schwach sind, und helfen ihnen,
     bevor ihre Seelen in Gefahr geraten. Bruder Isaiah hat uns seine verborgenen Engel genannt.«
    Alle Dämonen waren früher einmal Engel. Die Ähnlichkeit musste wohl noch immer groß sein.
    »Ich will Ihnen eine Geschichte erzählen«, sagte ich. »Un gefähr vor einem Jahr kam eine Frau zu mir, weil sie glaubte, dass ihr Mann etwas am Laufen hatte. Der fragliche Romeo war ein aufstrebender
     junger Berater im Rathaus. Er hatte die richtigen Schulen besucht, war fotogen, ein großartiger Redner und verfügte über Unmengen
     Vitamin B.   Er war einer dieser Kerle, denen eine glänzende politische Karriere vorbestimmt ist.«
    »Das klingt so, als wäre der einzige Fehler, den er je begangen hat, der Betrug an einer Frau, die klüger war als er.«
    »Das dachte ich auch, aber es stellte sich heraus, dass er die Kunst der Vertuschung bereits beherrschte. Er hatte einenSchnüfflerkollegen engagiert, der seine Frau beschattete, einfach nur aus allgemeiner Paranoia. Als der Detektiv ihm berichtete,
     wo sie gewesen war, wusste er, dass sie nur einen einzigen Grund haben konnte, mich aufzusuchen. Schon die Andeutung eines
     Ehebruchs oder schlimmer noch, eine Scheidung, hätten ihn politisch für alle Zeiten verstrahlt. Also räumte er hinter sich
     auf, bevor ich etwas beweisen konnte.«
    »Dann hat er also aufgehört, sie zu betrügen?«
    »Das könnte man so sagen. Er engagierte Killer, um seine Geliebte umzubringen und ihre Leiche zu verstecken.«
    »Ist das Arschloch im Gefängnis?«, fragte Iris.
    »Er ist ein glücklich verheirateter Senator des Bundesstaats New York«, antwortete ich. Ich hatte nicht erwartet, dass das
     Verbrechen sie schockieren würde, aber ich konnte sehen, dass dieses Happy End ihr ein bisschen an die Nieren ging. »Die Sache
     ist doch die, in einer Zeit, als die Leute sich noch um ihren eigenen Kram gekümmert haben, hätte es eine Scheidung gegeben,
     ein bisschen Gezerre um die Unterhaltszahlungen, und eine junge Frau wäre noch am Leben.«
    Iris trank ihr Mineralwasser und dachte darüber nach. »Der Mann war offensichtlich des Mordes fähig. In Ihrer toleranten Welt
     hätte er wahrscheinlich der Unterhaltszahlungen wegen seine Frau umgebracht.«
    »So oder so, jedenfalls sind Ehebruch und Mord geschehen«, sagte ich. »Warum also das ganze Theater, damit Leute sich ihrer
     selbst schämen?«
    Iris seufzte. »Können wir über etwas reden, das nicht deprimierend ist.«
    »Natürlich.«
    Iris aß ihr Würstchen auf, und ich versuchte, in der Lichtverschmutzung und unter einem bewölkten Himmel ein paar Sterne zu
     entdecken. Der Würstchengrill zischte und brutzelte und redete für uns beide.
    »Die Pause ist

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