Den Jakobsweg erfahren - Drei Freunde mit dem Fahrrad von Lingen-Biene nach Santiago de Compostella (German Edition)
werden wir sie nach ihrem Namen fragen.
Heute morgen ist es im Vergleich zu den anderen Tage rattenkalt. Ich denke als alter Segler, dass der Grund dafür nicht eine Wetteränderung, sondern eher die Nähe zum Gebirge ist. Damit wir nicht völlig auskühlen, hole ich unterwegs den „Pelzmantel“ aus den Fahrradtaschen. Dieser setzt sich aus Beinlingen, Unterhemd und Jacke zusammen. Die hatte ich schon sein Tagen nicht mehr an. In dem Ort Cacabelos kommen wir an einem Museum, das Ermita de San Rogue Cacabelos, vorbei. Das war wohl ursprünglich mal eine kleine Kapelle gewesen. Wenn man schon die Burg nicht von innen sieht, dann wenigstens das Museum. Der Eintritt ist frei, aber einer kleinen Spende ist man nicht abgeneigt. Einige liebevoll arrangierte Heiligenstatuen sind zu bewundern. Ganz nett, aber wir sind schnell durch.
Weniger hundert Meter weiter, vor der Iglesia (Kirche) Santa Maria, halten wir erneut. Wir brauchen noch den heutigen Stempel. Den bekommen wir tatsächlich. Wir müssen ab jetzt jeden Tag zwei Stempel holen. Das ist für die Erlangung der Credential nötig, die das für Radfahrer für die letzten 200 Kilometer vor Santiago vorschreibt. So kriegen wir das zweite Stempelbuch, dass wir in der Herberge in Ponteferrada neu angefangen haben, weil das erste voll war, vielleicht auch noch voll.
Während wir noch so vor der Kirche stehen, werden wir von einer Hamburgerin, einer netten älteren Dame angesprochen. Sie bietet uns etwas Fettgebäck, Churros, an. Die gibt es zwar in ganz Spanien, aber im Cacabelos seien sie am Besten. Die Dame bleibt hier und möchte am Fest im Ort teilnehmen. Während unserer Unterhaltung füllt sich der Platz vor der Kirche. Es fahren geschmückte Umzugswagen vor, Kinder sind in Gala gekleidet, die erwachsenen Dorfbewohner ebenso. Und inmitten dieser beginnenden Festlichkeit stehen wir in unserer Radlerkluft. Immer weitere Umzugswagen rücken an. Plötzlich hören wir, man glaubt es kaum, Dudelsackklänge.
Die Hamburgerin klärt uns bezüglich des Festes auf. Es wird eine 15 tägige Messe, eine sogenannte Feria, gefeiert. Abends gibt es für alle Kakao zu trinken. Ich möchte bleiben, denn Kakao trinken Erwachsene auch schon mal mit etwas Alkoholischem. Die beiden anderen wollen lieber weiter. Siggi will unbedingt am Samstag in Santiago sein, um dort das Bayern – Spiel zu sehen.
Während wir verhandeln, kommt ein deutscher Mann mit seiner Mutter auf uns zu. Sie merken, dass wir aus Deutschland sind, und schwups, steigen sie in unser Gespräch ein. Er hat einen leicht schwäbischen Akzent und sagt, nachdem wir seine Frage nach unserer Herkunft beantwortet haben, dass er bis vor Kurzem in Dörpen gearbeitet habe. Die Frau an seiner Seite sei eine Pilgerbekanntschaft (nicht seine Mutter). Zu zweit sei das Pilgern einfacher. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Seine Frau würde hochschwanger das Haus hüten.
Mit ihnen reden wir allerlei über den Camino. Er scheint sehr belesen. Die Orte, die er nennt, sagen uns nichts. Nördlich der Ortschaft Villefrancia gäbe es eine Anhöhe, so sagt er, die mit dem Rad nicht zu meistern sei. Die Strecke hinauf würde sich über 2 Kilometer erstrecken. Es würde da so steil hinauf gehen, dass man die Räder hoch tragen müsse und zwar eines nach dem anderen. Dann könne man auf dem Kamm des Bergrückens die schöne Aussicht genießen. Die Alternative wäre eine Route, die entlang der Autobahn führt. Wir wollen auf den Berg. Das klingt nach einer, wie für uns geschaffenen Herausforderung, der wir uns gerne stellen wollen.
Die Frau hat Probleme mit ihren Füßen. Sie sagt, dass sie sich schonen müsse. Die beiden werden hier bleiben. So wünschen wir einander einen schönen Camino und treten wieder in die Pedale.
Mittlerweile hat sich die Sonne durch die Wolken gekämpft und diese verdrängt. Die Anstrengung und die zunehmende Außentemperatur veranlassen uns, die Kluft wieder auf Sommer umzustellen. In dem kleinen Örtchen Villafranca del Bierzo machen wir eine Pause, um die Getränkevorräte aufzustocken. Am Plaza Major (Marktplatz) treffen wir die drei Spanier wieder. Nun ist es an der Zeit, sich gegenseitig vorzustellen. Es sind Carmen, Antonio und Kino (er sagt von sich: „In german my name is the same like cinema“). Antonio bietet uns Schokolade an. Die gäbe Kraft für die kommenden Höhenmeter. Er sieht, dass wir die Getränkeflaschen auffüllen und erzählt, dass sie kühle Getränke in Bars bevorzugen. Ich erläutere
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