Den Jakobsweg erfahren
überstimmt und deshalb „will“ ich auch
nicht. Wir verabschieden uns und beim nächsten Treffen, das nach dem Gesetz der
Serie morgen sein dürfte, werden wir sie nach ihrem Namen fragen.
Heute morgen ist es im Vergleich
zu den anderen Tage rattenkalt. Ich denke als alter Segler, dass der Grund
dafür nicht eine Wetteränderung, sondern eher die Nähe zum Gebirge ist. Damit
wir nicht völlig auskühlen, hole ich unterwegs den „Pelzmantel“ aus den
Fahrradtaschen. Dieser setzt sich aus Beinlingen, Unterhemd und Jacke zusammen.
Die hatte ich schon sein Tagen nicht mehr an. In dem Ort Cacabelos kommen wir
an einem Museum, das Ermita de San Rogue Cacabelos, vorbei. Das war wohl
ursprünglich mal eine kleine Kapelle gewesen. Wenn man schon die Burg nicht von
innen sieht, dann wenigstens das Museum. Der Eintritt ist frei, aber einer
kleinen Spende ist man nicht abgeneigt. Einige liebevoll arrangierte
Heiligenstatuen sind zu bewundern. Ganz nett, aber wir sind schnell durch.
Weniger hundert Meter weiter, vor
der Iglesia (Kirche) Santa Maria, halten wir erneut. Wir brauchen noch den
heutigen Stempel. Den bekommen wir tatsächlich. Wir müssen ab jetzt jeden Tag
zwei Stempel holen. Das ist für die Erlangung der Credencial nötig, die das für
Radfahrer für die letzten 200 Kilometer vor Santiago vorschreibt. So kriegen
wir das zweite Stempelbuch, dass wir in der Herberge in Ponferrada neu
angefangen haben, weil das erste voll war, vielleicht auch noch voll.
Während wir noch so vor der Kirche
stehen, werden wir von einer Hamburgerin, einer netten älteren Dame
angesprochen. Sie bietet uns etwas Fettgebäck, Churros, an. Die gibt es zwar in
ganz Spanien, aber im Cacabelos seien sie am Besten. Die Dame bleibt hier und
möchte am Fest im Ort teilnehmen. Während unserer Unterhaltung füllt sich der
Platz vor der Kirche. Es fahren geschmückte Umzugswagen vor, Kinder sind in
Gala gekleidet, die erwachsenen Dorfbewohner ebenso. Und inmitten dieser
beginnenden Festlichkeit stehen wir in unserer Radlerkluft. Immer weitere
Umzugswagen rücken an. Plötzlich hören wir, man glaubt es kaum,
Dudelsackklänge.
Die Hamburgerin klärt uns
bezüglich des Festes auf. Es wird eine 15tägige Messe, eine sogenannte Feria,
gefeiert. Abends gibt es für alle Kakao zu trinken. Ich möchte bleiben, denn
Kakao trinken Erwachsene auch schon mal mit etwas Alkoholischem. Die beiden
anderen wollen lieber weiter. Siggi will unbedingt am Samstag in Santiago sein,
um dort das Bayern – Spiel zu sehen.
Während wir verhandeln, kommt ein
deutscher Mann mit seiner Mutter auf uns zu. Sie merken, dass wir aus
Deutschland sind, und schwups, steigen sie in unser Gespräch ein. Er hat einen
leicht schwäbischen Akzent und sagt, nachdem wir seine Frage nach unserer
Herkunft beantwortet haben, dass er bis vor Kurzem in Dörpen gearbeitet habe.
Die Frau an seiner Seite sei eine Pilgerbekanntschaft (nicht seine Mutter). Zu
zweit sei das Pilgern einfacher. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Seine Frau
würde hochschwanger das Haus hüten.
Mit ihnen reden wir allerlei über
den Camino. Er scheint sehr belesen. Die Orte, die er nennt, sagen uns nichts.
Nördlich der Ortschaft Villafranca gäbe es eine Anhöhe, so sagt er, die mit dem
Rad nicht zu meistern sei. Die Strecke hinauf würde sich über 2 Kilometer
erstrecken. Es würde da so steil hinauf gehen, dass man die Räder hoch tragen
müsse und zwar eines nach dem anderen. Dann könne man auf dem Kamm des
Bergrückens die schöne Aussicht genießen. Die Alternative wäre eine Route, die
entlang der Autobahn führt. Wir wollen auf den Berg. Das klingt nach einer, wie
für uns geschaffenen Herausforderung, der wir uns gerne stellen wollen.
Die Frau hat Probleme mit ihren
Füßen. Sie sagt, dass sie sich schonen müsse. Die beiden werden hier bleiben.
So wünschen wir einander einen schönen Camino und treten wieder in die Pedale.
Mittlerweile hat sich die Sonne durch die Wolken gekämpft und diese
verdrängt. Die Anstrengung und die zunehmende Außentemperatur veranlassen uns,
die Kluft wieder auf Sommer umzustellen. In dem kleinen Örtchen Villafranca del Bierzo machen wir eine Pause, um die Getränkevorräte
aufzustocken. Am Plaza Mayor (Marktplatz) treffen wir die drei Spanier wieder.
Nun ist es an der Zeit, sich gegenseitig vorzustellen. Es sind Carmen, Antonio
und Kino (er sagt von sich: „In german my name is the same like cinema“).
Antonio bietet uns Schokolade an. Die gäbe Kraft für die
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