Den Jakobsweg erfahren
Höhenzüge erklommen. Und wo es hoch geht...
Wir fahren schnurstracks zu einem
Supermarkt in der Nähe und kaufen wieder Brot und Wein für das Abendessen ein.
Timo, der heute eine Schätzwette (wieviel Kilometer fahren wir) verloren hat,
darf den Wein auswählen und aus dem eigenen Portemonnaie bezahlen. Er wählt
einen Rosé.
In der Herberge angekommen,
stellen wir die Fahrräder an dem Ständer ab. Es gibt prompt Ärger, weil wir
einen anderen Platz auswählen, als uns zugewiesen wurde. Totaler Schmarrn, wenn
man bedenkt, das reichlich Platz vorhanden ist. Egal. Wir nehmen die
zugewiesenen Plätze und setzen uns in den Garten. Der Blick auf die nahen Berge
ist genial. Eine Art Marterpfahl zeigt die Entfernungen zu verschiedenen Orten.
Bis nach Santiago sind es noch 230 Kilometer. Die könnten wir sogar zu Fuß
gehen, wenn es sein müsste, da sind wir uns sicher.
Die 3 Spanier kommen auch gerade
an. Wir bieten ihnen einen Platz bei uns und ein Glas Wein an, aber der ist
ihnen zu warm. Rosé muss kalt sein, sagt die Frau und winkt ab. Sie wollen in
die Stadt zum Essen. Da kommt mir die Idee, dass es in der Gemeinschaftsküche
eine Gefriertruhe gibt. Da werden die anderen Flaschen deponiert, bis sie
gebraucht werden.
Nach und nach holen wir sie wieder
hervor. Hier und da halten wir einen Smalltalk mit anderen Pilgern. Es ist ein
schöner Abend, den wir gemütlich und von Stunde zu Stunde immer besser gelaunt
schließlich ausklingen lassen.
60 gefahrene km, gesamt 2382,4 km
4:53 gefahrene Zeit, gesamt 145,39
Stunden
12,6 km/h
Durchschnittsgeschwindigkeit
15.05.2012
Dienstag
Tag 25
Ponferrada (E) – O’Cebreiro (E)
Um 06:00 Uhr (gefühlt 05:00 Uhr)
brechen die ersten Pilger auf. Scheinbar gibt es irgendwelche Probleme, denn
sie müssen sich lautstark im Schlafraum unterhalten. Um 06:30 Uhr ist die Nacht
endgültig vorbei und das Licht geht an. Eine junge Pilgerin zieht sich die
Decke über den Kopf und versucht krampfhaft, die Nacht zu verlängern, aber
vergebens. Auch sie steht schließlich total übernächtigt und genervt auf.
Die zwei Edelpilgerinnen stehen
locker und fröhlich auf. Aufgebrezelt, als ginge es in die nächste Disko,
machen sie sich auf den Weg. Wahrscheinlich aber nur bis zum nächsten Taxi. Wir
fahren durch die Stadt, dem Pilgerweg folgend, bis zu einem Café am Fuße der
Templerburg. In dem Moment, in dem wir die Räder verschließen, kommen auch die
drei Spanier an. Wir begrüßen uns herzlich und gehen zusammen herein. Als wir
beim Frühstück sitzen, sehen wir, dass auch unsere brasilianische Schönheit
hier anhält und sich stärken möchte.
Drinnen angekommen, bestellt sie
sich einen Kaffee und setzt sich zu uns. Wir kommen kurz ins Gespräch. Sie
sagt, dass sie total fertig ist und so sieht sie auch aus. Sie habe in der
letzten Nacht keine Minute geschlafen. Das kann uns drei erfahrenen Pilgern
nicht mehr passieren. Wir wissen, was zu tun ist, damit der Körper seine
Erholungsphase bekommt.
Als wir uns zur Weiterfahrt von
den Vieren verabschieden, ist es noch früh. Wir möchten, weil wir heute
reichlich Zeit haben, gerne die Burg besichtigen. So radeln wir die Burgzufahrt
hoch. Oben angekommen, stellen wir ernüchtert fest, dass die für eine
Besichtigung erst um 11:00 Uhr geöffnet wird. Wenn die Angestellten auch erst
den Arbeitstag um 11:00 Uhr beginnen, kann man es da wohl aushalten. Umschulen,
schießt es mir kurz durch den Kopf. Den Gedanken verwerfe ich aber wieder.
Jetzt ist es 08:00 Uhr. Drei
Stunden in der Kälte warten kommt nicht in die Tüte. Wir fahren unterhalb der
Burg zu der Templerkirche. Die hat auf und vielleicht bekommen wir hier einen
schönen Stempel. So betreten wir das ehrwürdige Gebäude. Das sieht von außen
ähnlich schön wie die Burg aus. Das Innere kann die dadurch aufgekommene
Erwartungshaltung nicht befriedigen. Da haben wir deutlich aufwändigere Kirchen
gesehen. Einen Stempel bekommen wir auch nicht. So verlassen wir sie ein wenig
enttäuscht und machen uns wieder auf den Weg.
Einigen Pilgern, die gerade hinein
wollen, teilen wir unseren Eindruck mit. Sie lassen sich davon jedoch nicht
abhalten und gehen hinein. Als wir den Vorplatz der Burg erreichen, kommt uns
die Brasilianerin entgegen. Sie möchte zuerst in die Kirche und dann die Burg
erkunden. Ich erzähle ihr von der Kirche und der Öffnungszeit der Burg. Die
möchte sie sich aber dennoch unbedingt ansehen. Ich eigentlich auch, aber Timo
und Siggi eher nicht. Darum bin ich
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