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Den lass ich gleich an

Den lass ich gleich an

Titel: Den lass ich gleich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Berg
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Model, das taufrisch und adrett gestylt mit Mike flirtete.
    Lulu gab sich einen Ruck und ging auf Mike zu.
    »Guten Morgen«, unterbrach sie das Geplänkel. »Ausgeschlafen?«
    Mike sah sie mit einem Blick an, an dem ein Sonnenstrahl abgebrochen wäre.
    »Ach, du bist es. Wird auch Zeit. Denk dran, wir wollen was Dynamisches. Ein Foto, das die Message rüberbringt: Junges Mädchen, unkompliziert, ungebunden, lustbetont, gibt sich ganz dem Genuss hin. Moderner Hedonismus mit einem Schuss Sex and the City, falls du überhaupt verstehst, was das bedeutet.«
    »Mike, ich …«, setzte Lulu an, um gleich darauf kläglich zu verstummen.
    Das Model musterte sie von oben bis unten. Der Triumph in ihren Augen war unverkennbar. Was will denn eine wie du von Mike? Ich bin jünger und hübscher als du, sagte ihr Lächeln. Ich bin eine Frau. Und du bist eine Lachnummer. Es tat höllisch weh.
    Lulu trat dichter an Mike heran. Tu was, flehte sie innerlich, sag irgendwas Nettes, behandle mich nicht wie die Zeitung von gestern. Das habe ich nicht verdient. Keine Frau hat das verdient.
    »Wir müssen uns ranhalten«, schnarrte Mike. »Die Studiomiete ist teuer und das Model auch. Ganz schön sexy, die Kleine, oder?«
    Das war ein Stich mitten ins Herz.
    »Und so herrlich unkompliziert«, sagte Lulu leise. »Wegen gestern Abend … es tut mir so leid … Lass uns …«
    Mike hob abwehrend die Hände. »Weißt du was? Ich hasse Betroffenheitskitsch. Kümmer dich lieber jetzt um den ultraleichten Gut-drauf-Snack. Hopp, an die Arbeit.«
    Seine Worte trafen sie wie Ohrfeigen. Nun meldete sich überflüssigerweise auch noch das Model zu Wort. Sie hatte den Schlagabtausch zwischen Lulu und Mike mit dem beiläufigen Interesse eines Schiedsrichters verfolgt, der den Ausgang des Matchs kennt.
    »Mike, ist das etwa die Fotografin? Hat sie was drauf? Ich meine, begreift eine, die so aussieht, worum es hier geht?«
    Sie zupfte so lange an ihrem rosa Hemdchen herum, bis jedem klar sein musste, dass sie keinen BH trug.
    Sofort glätteten sich Mikes Gesichtszüge. »Das wird schon. Süße, du bist zum Anbeißen.«
    »Und bestimmt kein Muttertier«, warf Lulu ein.
    »Solche Bemerkungen sind völlig unangebracht«, giftete Mike. »Mach gefälligst deinen Job.«
    Lulu fühlte sich nur noch elend. Warum hatte sie sich bloß auf einen Abend mit Mike eingelassen?
    »Komm, alles ist fertig«, riss Philipp sie aus ihren Gedanken. »Lass uns loslegen.«
    »Danke, mein Fels in der Brandung«, flüsterte Lulu.
    Wenigstens auf Philipp war Verlass. Nun musste sie ihre Enttäuschung runterschlucken.
    Das Leben ging weiter. Das Leben ging immer weiter. Aber wie bloß?
    Irgendwie stand sie den Tag durch. Irgendwie gelang es ihr, dieses hübsche Gesicht zu fotografieren, diese Lippen, die sich aufreizend über immer neuen Joghurtbechern wölbten. Es ist ein Job, ein Job, ein Job, schärfte sie sich ein. Was hatte Mike noch gesagt? Sie sei kein Profi? Doch Lulu war durch und durch ein Profi. Auch wenn sie Mike am liebsten eine volle Ladung Joghurt in seine verdammte Sonnenbankbräune geschleudert hätte.
    Als sich das Shooting seinem Ende zuneigte, war Lulu nur noch ein Schatten ihrer selbst. Aber sie hatte gute Fotos gemacht, das wusste sie. Wenigstens das. Ihr einziger Trost war Philipp, der genau spürte, wie miserabel es ihr ging.Unablässig versorgte er sie mit Kaffee und Keksen. Einen wie Philipp müsste es auf Rezept geben, fand Lulu.
    »Mike, bleibt es bei heute Abend?«
    Lulu fuhr zusammen. Hatte sie sich verhört? Nein, es war tatsächlich das Model, das diese Frage quer durch den Raum gerufen hatte.
    Abfällig sah Mike zu Lulu herüber, dann antwortete er: »Ja, Süße, natürlich.«
    Es wurde sehr still im Studio. Keiner sagte einen Ton.
    »Die Olive ist super!«, juchzte das Mädchen. »Hast du schon einen Tisch bestellt?«
    Das war zu viel. Das war einfach zu viel. Der Boden unter Lulus Füßen bebte. Philipp konnte sie gerade noch auffangen.
    »Ungebunden, lustbetont, kinderlos«, murmelte Lulu. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.

Kapitel 4
    Das Eiscafé Piccolo Mondo war Lottes Lieblingslokal. Nirgendwo gab es so große Kugeln, nirgendwo sonst schmeckte das Eis so verführerisch nach ewigem Sommer. Auch Lulu liebte den Laden. Man saß auf wackeligen Stühlchen, die Wände waren mit scheußlich bunten Italienplakaten dekoriert. Und die Musik war so süß wie die Saucen, die der Wirt über das Eis kippte.
    Um Stilfragen kümmerte sich hier keiner. Dafür

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