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Den lass ich gleich an

Den lass ich gleich an

Titel: Den lass ich gleich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Berg
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    Sabrina hatte einen umwerfenden Lover, einen Freund, mit dem sie ins Kino ging, einen, mit dem sie joggte, und einen Frauenversteher, den sie als ihr Antidepressivum für schwere Stunden bezeichnete. Außerdem gab es noch ihren Vater, der sie verwöhnte. Lulu hatte nie verstanden, wie man so was hinbekam.
    »Und was hast du jetzt geplant?«, fragte Sabrina.
    »Gar nichts«, antwortete Lulu leise. »Ich geb’s auf. AlsFrau mit Kind bin ich wohl so was wie ein Auto mit fünf Rädern.« Sie schluckte. »Es ist so ungerecht. Andere Frauen leihen sich einen Hund aus, damit sie angesprochen werden. Aber wenn ich mit Lotte unterwegs bin, erreiche ich das genaue Gegenteil.«
    »Nun übertreib mal nicht«, protestierte Sabrina. »Männer gibt’s wie Sand am Meer. Wieso tust du bloß immer so, als hättest du Schaufel und Förmchen vergessen?«
    Lulu stützte ihr Kinn in die Hand. »Du willst mehr? Du bekommst mehr. Mein letztes Date ist Millionen Jahre her, ich glaube, damals gab es noch Mammuts. Es war bei mir zu Hause. Lotte war längst im Bett. Aber als der Typ gerade auftaute, stand sie schwupps in meinem Schlafzimmer und hat ihn verjagt.«
    »Hm.«
    »Ach ja, und dann gab’s noch ein Picknick zu dritt vor einem Jahr. Lotte überschüttete den Kandidaten erst mit Cola, dann rief sie: ›Guck mal, Mami, der hat ja ganz fiese Haare in der Nase!‹ Frag mal, wie lange der brauchte, um sich in Luft aufzulösen.«
    Sabrina legte ihre Stirn in Falten, dann hellten sich ihre Gesichtszüge auf. »Sieh an, da kommt das perfekte Übungsobjekt«, wisperte sie und zeigte unauffällig zum Nebentisch. »Mach dich bereit für eine Extralektion im Flirten.«
    Direkt neben den beiden Freundinnen nahm gerade ein Exemplar jener Spezies Platz, die für Lulu unerreichbar war. Es war groß und blond, ein verknitterter Leinenanzug verlieh seinem attraktiven Äußeren eine kreative Note.Nachdem er die Eiskarte studiert hatte, warf er einen interessierten Blick auf die beiden Frauen. Na ja, in Wahrheit musterte er Sabrina, mit einem ziemlich hungrigen Gesichtsausdruck.
    »Den mache ich für dich klar«, flüsterte Sabrina. »Spätestens in zehn Minuten hast du seine Handynummer.«
    Lulu inspizierte entnervt ihre Turnschuhe, doch Sabrina kümmerte sich nicht darum. Mit ihrem reizendsten Lächeln fragte sie den Mann nach der Uhrzeit, obwohl an ihrem Handgelenk eine auffällige Armbanduhr baumelte. Als habe er nur darauf gewartet, rückte der Mann seinen Stuhl etwas näher heran.
    »Viertel nach sechs«, strahlte er. »Darf ich mich vorstellen? Ich heiße André und bin neu in der Stadt. Vielleicht könnten Sie mir bei Gelegenheit zeigen, wo man hier abends ausgehen kann.«
    Der Fußtritt von Sabrina war sanft, aber unmissverständlich.
    »Ich überlege es mir«, antwortete Lulu zögernd.
    Ein zweiter Fußtritt folgte.
    »Ich überlege es mir wirklich«, fügte Lulu etwas lahm hinzu.
    »Lulu kennt die abgefahrensten Läden«, schwärmte Sabrina und deutete mit dem Kinn auf ihre Freundin. »Sie könnten keine bessere Führerin durch das Nachtleben haben.«
    »Na, da würde ich doch mal von einer Fügung sprechen«, erwiderte der Mann, während er nun deutlich zurückhaltenderLulu musterte. Ihre Jeans hatte mittlerweile ein paar Flecken mehr, und die Taschen ihrer Anglerweste waren ausgebeult von Batterien und Fotokrimskrams. Entweder hatte er eine Sehschwäche, oder er spekulierte darauf, dass Lulu Sabrina mitbrachte, wenn er sich mit ihr verabredete.
    »Was halten Sie von folgendem Vorschlag? Ich gebe Ihnen meine Visitenkarte, und Sie rufen mich einfach an, wenn Sie Zeit haben.«
    Sabrina zwinkerte Lulu zu. Geht doch, sagte ihr Blick. In diesem Moment kam Giuseppe mit dem Pistazieneis. In seinem Schlepptau erschien Lotte, die auf Lulus Schoß kletterte.
    »Mama, wann gehen wir?«, fragte sie. »Auf dem Spielplatz war es total langweilig.«
    Dann entdeckte sie den Mann am Nebentisch, der sie überrascht beäugte.
    »Mama, wer ist der Mann? Ist das der von gestern Abend? Mag er denn nun Kinder? Kann er Nintendo spielen? Wird er mein neuer Papa?«
    Plötzlich hatte es der Mann sehr eilig. Die Visitenkarte, die er schon herausgezogen hatte, ließ er kommentarlos in seinem Jackett verschwinden.
    »War nett, mit Ihnen zu plaudern«, sagte er. »Leider habe ich noch einen dringenden Termin.«
    Eine Sekunde später war er auf und davon. Er hatte nicht einmal etwas bestellt. Entgeistert sah Sabrina hinter ihm her.
    »Siehst

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