Den lass ich gleich an
war alles auf den Beinen.
Die mallorquinischen Frauen steckten sich Blumen von der Tischdekoration ins Haar und stemmten die Hände in die Hüften, während sie kehlig zu singen begannen. Es musste ein anzügliches Lied sein, denn sie kreischten bei jeder neuen Zeile vergnügt auf.
Sogar die Kinder waren wieder da und hopsten herum. Lotte hatte Teddy und Freddy an die Hand genommen und warf ihre Locken hin und her. Was für ein Fest!
Plötzlich spürte Lulu einen Ellenbogen am Arm. »Behalt uns im Auge«, raunte Sabrina ihr zu. »Sobald es dämmrig wird, schlagen wir uns in die Büsche. Hast du die Kamera in Griffweite?«
»Jawoll. Liegt auf dem Tisch«, erwiderte Lulu. »Mit Blitzlicht. Man könnte auch sagen: schussbereit.«
Kapitel 13
Es war fast Mitternacht, als alle wieder das Hotel erreichten. Einer nach dem anderen kletterte aus der Limousine, während der Fahrer den Schlag aufhielt. Lulu gab ihm einen auffällig großen Geldschein.
»Schmerzensgeld«, sagte sie, als Sabrina sie fragend ansah.
»Du hast eben ein gutes Herz, Mutter Teresa.«
»Nein, eine gute Beobachtungsgabe. Teddy hat sich während der Heimfahrt still und heimlich übergeben. Hoffentlich ist nicht allzu viel auf den Sitzen gelandet.«
Sie ging zu dem Jungen, dessen Gesichtsfarbe leicht grünlich war. »Geht es dir besser?«
Teddy nickte tapfer, während Lotte einen Arm um ihn legte. »Kenn ich«, sagte sie. »Ich spucke auch immer.«
»Kinder manchemal so«, erklärte Rosita. »Hab ich gehalten dies.«
Sie zeigte auf eine ausgebeulte Plastiktüte, die sie schnell in einen Papierkorb entsorgte.
Lulu hockte sich vor Teddy hin, der ziemlich wackelig auf seinen dünnen Beinen stand. »Hey, mein Kleiner, das wird schon wieder.«
Sie streichelte seine grünliche Wange.
»Der hat sich drei Teller Paella und vier Portionen Eis reingezogen«, erklärte Freddy. »Und eine Literflasche Cola. Das kam alles wieder raus.«
Im Erbrechen war Lulu erwiesenermaßen eine Spezialistin. »Lasst euch im Hotel einen Kamillentee geben. Und viele Grüße an eure Eltern. Sagt ihnen, dass es mir leidtut. Philipp, begleitest du bitte die Jungs und Rosita zurück?«
»Na klar.«
»Und beruhige die Eltern. Vielleicht zeigst du ihnen ein paar Fotos. Damit sie sehen, wie schön es war.«
»Schon erledigt.« Philipp nahm Teddy an die Hand, Rosita schnappte sich Freddy. Müde trotteten die vier davon.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Sabrina.
»Ich bringe Lotte ins Bett«, antwortete Lulu.
»Und wir – ich gehe aufs Zimmer«, sagte Gill eine Spur zu eilig. »Danke für den schönen Tag, Lulu. Ich werde ihn niemals vergessen.«
Auch Fusselbart verabschiedete sich auffallend hastig. »Ich muss nach meiner Frau sehen«, erklärte er. »Leider hat sich ihr Zustand noch immer nicht gebessert. Tja, der Süden.«
Mit raschen Schritten marschierte er davon, während Gill ihm in einigem Abstand folgte. Lulu war sich nicht sicher, ob sie gerade Zeuge einer Komödie oder einer Tragödie wurde. Was hatten die beiden Königskinder wirklich vor? Auf der Bettkante Händchen halten, unter den Augen der kränkelnden Ehefrau?
»Ich will aber noch nicht schlafen«, protestierte Lotte, als sie mit Lulu und Sabrina allein war. »Können wir nicht noch ein bisschen an den Strand gehen? Vielleicht treffen wir Piraten.«
»Also gut, zehn Minuten«, gab Lulu nach. »Und wenn die Piraten kommen, segeln wir mit ihnen ans Ende der Welt.«
»Zu der Insel mit den Palmen und den Papageien?«
»Genau dahin!«
»Vorher nehmen wir uns einen Gin Tonic von der Bar als Proviant mit und setzen uns in einen Liegestuhl direkt am Meer«, schlug Sabrina vor. »Damit die Piraten uns auch finden.«
Lotte strahlte. »Au ja! Darf ich noch einen Saft?«
»Einen Kamillentee, würde ich sagen. Auch dein Magen hat genug für heute«, sagte Lulu. »Ich möchte ungern ein fröhliches Wiedersehen mit der Paella feiern.«
Wenig später saßen sie am Strand, lehnten sich in ihre Liegestühle zurück und sahen aufs Meer. Ein prächtiger Sternenhimmel überwölbte die Insel, der leichte Wind war weich wie Seide.
»Können wir für immer hierbleiben?«, fragte Lotte schläfrig.
»So einfach ist das nicht«, gab Lulu zu bedenken. »Wo willst du denn in die Schule gehen? Lotte?«
Aber die antwortete nicht. Ihr Gesicht kippte langsam zur Seite, und ein kleiner Schnarcher verriet, dass sie soeben eingeschlafen war.
»Sie ist wirklich süß«, flüsterte Sabrina.
»Wie Marzipan mit Zuckerguss und
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