Den letzten Abschied selbst gestalten
unserer Mutter das gleiche mit ihrer Asche gemacht. Diesmal gingen noch mehr Verwandte mit hinauf. Meine Tochter hatte eine detaillierte Landkarte besorgt und zeichnete die Stelle für alle Zeiten genau ein. Wieder verstreuten wir die Asche, überlegten, was Mutter jetzt wohl sagen würde und freuten uns an der wunderbaren Aussicht und dem lauen Sommerabend. Hier, wo die Glockenblumen blühten und der wilde Thymian duftete, musste niemand eigens etwas pflanzen.
Seitdem kehren wir jedes Jahr an diesen Ort zurück, trinken ein Glas Wein auf unsere Eltern und malen uns aus, wie es sein wird, wenn wir selbst einmal hier heraufgetragen werden.«
Kapriziöse Bestattungen
Ich werde ein Diamant
Die Schweizer Firma Algordanza liefert »basierend auf der weltführenden russischen Technologie« nach eigenen Angaben »qualitativ hochwertige, zertifizierte Diamanten aus der Asche Ihrer lieben Verstorbenen«. Anfangs hieß der Slogan sogar, man bekomme »ein Juwel von Mensch«. Um den Kohlenstoff aus der Asche zu extrahieren, werden etwa 500 Gramm Asche benötigt. Der Prozess bis zum fertig geschliffenen Diamanten dauert etwa ein halbes Jahr. Die Preise sollen je nach Farbe und Karat zwischen einigen tausend und 20 000 Euro liegen.
Ab in den Weltraum
Seit 1994 offeriert die texanische Firma »Space Services Inc.« (vorher »Celestis«) Aschebestattungen im Weltraum. Der deutsche Repräsentant heißt Manfred L. Lessing und sitzt unter dem Dach des Bestattungsunternehmens Ahorn-Grieneisen in Hannover. Dazu wird ein winziger Teil der Asche, genau sieben Gramm, in eine Miniurne gefüllt, die mit vielen anderen zusammen im Inneren des »Bestattungssatelliten« auf eine Reise durchs All geht und gemeinsam mit dem Satelliten nach Eintritt in die Erdatmosphäre verglüht (»harmlos wie eine Sternschnuppe« laut Firmenphilosophie). Für den Preis von 11 000 Euro gibt es ein Video vom Abschuss dazu.
Bei der ebenfalls angebotenen Mondbestattung wird eine ähnliche Menge Asche auf der Mondoberfläche platziert. Für diese Bestattungsart muss man lange Wartezeiten einplanen und 25 000 Euro übrig haben.
Die Ausflüge ins All gehen auch nicht immer glatt. Im Mai 2007 stürzte die Raumkapsel voller Mini-Urnen kurz nach dem Start in der Wüste von New Mexiko ab. Mit dabei war die Asche von James Doohan, bekannt als Raumschiffingenieur Scotty aus der TV -Serie Raumschiff Enterprise.
Ökologisch korrekte Ruhe
Nachdem immer mehr natürliche Korallenriffe aufgrund der Meeresverschmutzung und Erderwärmung zerstört werden, versenken Umweltschützer in aller Welt künstlich hergestellte Riffe aus durchlöchertem Beton. Die amerikanische Firma »Eternal Reefs« bietet an, die Asche von Verstorbenen dazuzugeben. Angehörige können dabei sein, wenn die Asche mit dem Beton vermischt und zu einer hohlen und löchrigen Kugel (reefball) gegossen wird. Sie dürfen Abdrücke ihrer Hände im noch weichen Beton hinterlassen und Nachrichten draufschreiben. Gegen Aufpreis können die Freunde auch das Boot begleiten, das die künstlichen Korallenriffe an solchen Plätzen in Küstennähe versenkt, an denen das Ökosystem gestört ist. Die Kosten liegen zwischen 1000 und 6500 Dollar. Es empfiehlt sich, die Entwicklung dieses Projekts (ebenso wie die Weltraumbestattung) unter Umweltgesichtspunkten kritisch zu verfolgen.
Tiefkühlung bis 2050
Im Gegensatz zu Deutschland ist das Tiefkühlen von Leichen mit dem Ziel, sie eines Tages vielleicht wieder zum Leben zu erwecken, in den USA erlaubt. Dabei schwimmt der Körper bei - 196 Grad Celsius in einem Bad aus flüssigem Stickstoff. Für diese, Kryonik genannte Bestattungsart sollen sich immer mehr Menschen interessieren. Gerüchten zufolge hat sich auch Walt Disney nach seinem Tod einfrieren lassen. Das Ganze ist ein sehr kostspieliges Verfahren.
Bestattungsrecht
Das Bestattungsrecht in den
deutschen Bundesländern
Zusammenfassung nach einer Recherche
von Kristina Allgöwer [3]
In den Gesetzesänderungen der letzten Jahre ging es in allen Bundesländern immer wieder um die Aufhebung des Friedhofszwangs für die Asche Verstorbener. Etliche Eingaben und Vorschläge von Bürgern und Parteien wurden jedoch landauf, landab von den Lobbyverbänden erfolgreich bekämpft. Dies gilt auch im Hinblick auf weitere Gesetze. Blickwinkel waren dabei immer die eigenen Macht- und Wirtschaftsinteressen. Im Internet lässt sich unter den dort dokumentierten Gesetzes-entwürfen der einzelnen Länder sehr schön verfolgen,
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