Den letzten Abschied selbst gestalten
blumengeschmückte Urne ihren Platz vorn am Ballonkorb hat. Wenn die richtige Höhe erreicht und ein »geeignetes Gelände« in Sicht ist, wird die Asche des Toten über Bord gekippt und verschwindet in einem langen Schweif. Die genauen Koordinaten des »Bestattungsortes« werden mit einem Navigationsgerät ermittelt und in einer Urkunde festgehalten.
Spanien
Das deutschsprachige Unternehmen Spanien-Bestattungen mit Sitz in Andalusien wendet sich vor allem an Liebhaber dieses Landes. Durch die liberale Gesetzgebung sind Bestattungen in der Luft, auf dem Wasser und in den Bergen möglich. Die dafür ausgewählten Örtlichkeiten klingen vielversprechend: Costa de la Luz, Straße von Gibraltar, Sierra Nevada, Sahara. Die Kosten liegen zwischen 300 und 3000 Euro, dafür gibt es auch »Bestattungen am Wochenende ohne Aufpreis«.
Österreich
Mit einem historischen Patrouillenboot und in Begleitung der »Marinekameradschaft Admiral Erzherzog Franz Ferdinand« kann man die Asche eines Verstorbenen inzwischen auch während einer Fahrt auf der Donau nahe Wien bestatten. Die Verabschiedung mit Salut und Schiffssirene kostet rund 1900 Euro.
Grüne Bestattungen – Erfahrungen aus den USA und Großbritannien
Mögen sie in vielen Umweltfragen auch noch hinter uns herhinken, bei Tod und Bestattung sind uns Engländer und Amerikaner um einiges voraus. Es gibt dort eine radikale Graswurzelbewegung, die allen dickwandigen Särgen aus Tropenholz und der massenhaft verwendeten Chemie beim Herrichten der Toten den Kampf angesagt hat.
So werden auf der Webseite des Naturfriedhofs Greensprings im Bundesstaat New York die Schadstoffe und Materialien aufgelistet, die angeblich jährlich bei herkömmlichen amerikanischen Bestattungen im Erdreich vergraben werden: 827 060 Gallonen Chemikalien zur Einbalsamierung, 90 272 Tonnen Stahl, 2700 Tonnen Kupfer und Bronze und 30 Millionen Fuß an meist tropischen Hartholzbrettern für Särge, dazu 1 636 000 Tonnen Stahlbeton und 14 000 Tonnen Stahl für Gruften.
Auch die Kremation wird kritisch betrachtet. Nach Angaben der Vereinten Nationen sollen 0,2 Prozent des weltweiten Dio-xinausstoßes auf die Verbrennung von Toten zurückzuführen sein. In Europa, wo diese Bestattungsform viel häufiger ist, gilt sie laut UN als zweithäufigste Ursache für die Ansammlung von Quecksilber in der Umwelt.
Etliche »green-funeral«-Seiten informieren über die Möglichkeiten der naturnahen Bestattung. Natürlich ohne Einbalsamierung, in biologisch abbaubaren Särgen und Urnen, oder, in letzter Konsequenz, nur in ein Leichentuch gewickelt. »Lasst euch nicht beirren«, heißt es in einem Forum. »Schon Jesus wurde so begraben und bei Muslimen ist es Vorschrift. Wenn ihr in eurem Bundesstaat Probleme bekommt, nennen wir euch andere, in denen die Menschen nur in einem Leichentuch bestattet werden dürfen.« Das ultimative Gewand dafür wird von der Firma Kinkaraco in San Francisco hergestellt. Die Tücher werden aus 100 Prozent abbaubaren Materialien wie Leinen, Seide oder Musselin angeboten, in weiß, gestreift oder in antiken rot-blauen Mustern. Das Prinzip ist beeindruckend. Das große Tuch wird von allen Seiten um den Toten geschlagen und am Hals, in der Taille und an den Füßen zugeknotet. Seitlich sind vier robust gewebte Halteschlaufen eingearbeitet, mit denen der Tote getragen werden kann. Im Rückenteil befinden sich zwei lange Holzlatten, die ein Durchhängen des Körpers verhindern sollen. Der Kinkaraco-Werbespruch lautet: «Look beautiful – in the last thing you’ll ever wear.« Dafür zahlt man zwischen 300 und 600 Dollar. Ein solches Tuch war auch bei einer Beerdigung in der amerikanischen Kultserie Six feet under zu sehen.
Bei Särgen für die grüne Szene herrscht pure Schlichtheit vor. Ein Anbieter aus New York schickt seinen Käufern die Einzelteile des schlanken, dünnwandigen Sargs aus Pinienholz mit der Post zu. »Unsere Särge sind ungebeizt und unlackiert und Sie benötigen nur einen normalen Schraubenzieher, um sie zusammenzubauen«, verspricht die Firma Kentcasket. Der Preis von 420 Dollar liegt schon im oberen Bereich, andere Hersteller bieten superschlichte Särge ohne Metall und mit Seilen als Griffe bereits für 100 Dollar an.
Während in Großbritannien schon 10 Prozent aller Bestattungen als »naturnah« gelten, sind es in den USA erst wenige Vorreiter, doch der Trend ist deutlich zu spüren. »Die Leute kehren wieder auf den natürlichen Weg zurück, so, wie es die ersten
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