Den letzten beissen die WerWölfe
Hände hob:
»Ich dachte, es wäre die schöne Wirtin von der Rur.«
»Nee, das war der Junge, der mich manchmal informiert …«
»Soweit zum Therma ›Gegenüber-Keinem‹, Herr Kommissar.«
»Du hältst das Maul!«
Nachdem die beiden noch einmal alle ihre Informationen verglichen hatten, stand Zimmermann auf:
»So, und ich nehme mir jetzt den Werwolf in Lammersdorf vor.«
»… während mich der schnöde Redaktionsalltag schlucken wird«, stöhnte Nusselein.
»Ich melde mich«, verabschiedete sich der Kommissar.
»Darauf zielt mein ganzes Hoffen«, beschloss Nusselein das Gespräch der Frühstücks-Ermittler.
***
08.15 Uhr
Wenn Charly Nusselein schon einmal lügt (und wann tut er das nicht?), erzählt er gerne, dass sein Kater Incitatus eine eigene Vorrichtung habe, mit der auch Katzen eine Pfeife rauchen könnten.
Die Wahrheit sei dahingestellt.
Allerdings: Ein Kater mit diesen Fähigkeiten ist natürlich in der Lage, eine kleine Dose Katzenfutter »Sensitive – Rind & Kaninchen« mit den Zähnen zu packen und gut sichtbar für einen gemeinen Katzenfutterdieb als Köder zu platzieren.
Wird der Verbrecher auf diesen Trick reinfallen?
Incitatus konnte also nur abwarten. Und dafür gab es keinen geeigneteren Ort, als das seit Stunden erkaltete Bett von Charly Nusselein. Diese Menschen miefen aber auch verdammt verlockend.
***
09.00 Uhr
Der umtriebige Journalist war zur großen Freude und Verwunderung von Elli Breuer und Alex Kufka tatsächlich zur Monschauer Redaktion des »Hammer« gefahren. Die ihm zugedachten Spottgesänge überhörte er und ging sofort an seinen Schreibtisch. Nur eine Mail hatte sich in sein Postfach verirrt:
Wenn die Rute nicht mehr wedeln kann, ist das
unangenehm und verdirbt schnell den Spaß am
Leben. Damit Deine Lunte wieder Feuer fängt und Du
den Ofen wieder richtig einheizen kannst, raten
wir Dir zu diesem Feuermacher:
http://www.hammerhart.de
Nusselein löschte das freundliche Angebot und beschäftigte sich ausführlich mit der Gestaltung des Terminkalenders für den Monat März.
In die Rubrik »Mann des Monats«, die im Vormonat noch unter »Frau des Monats« firmierte, hob Nusselein einen Jens Sander aus Roetgen, der im Rahmen der Dortmunder Messe »Jagd und Hund« deutscher Meister der Hirschrufer geworden war. Als Aufgabe musste der Jäger diverse Brunftschreie von Jung- und Althirschen nachahmen. Als Nusselein gerade einen Eigenversuch in dieser Angelegenheit starten wollte und zum Brunftschrei anhub, klingelte sein Telefon:
»Mein Name tut nichts zu Sache. Man hat mir erzählt, dass Sie in der Rumbach-Sache im ›JWD‹ rumgeschnüffelt haben. Ich hätte da vielleicht was für Sie. Um Punkt halb elf am Sonderangebotsstand von Aldi in Imgenbroich. Als Erkennungszeichen schaue ich mir ausführlich Bettwäsche an, auf der eine englische Telefonzelle abgedruckt ist.«
Der Unbekannte legte sofort auf, während Nusselein laut zu sich selbst sprach:
»Habe noch nie gehört, dass jemand bei Aldi in einen Hinterhalt geraten ist. Also: In die Hufe und dann wird Schleiden zerstört.«
Vorbei an einer verdutzt dreinschauenden Elli Breuer und einem Verleger, der wegen Überfüllung des Mundbereichs durch eine Hefeschnecke nichts sagen konnte, eilte Nusselein zu seinem Auto. Es war zwar gerade erst 10 Uhr, aber bei dem Wetter weiß man ja nie, dachte sich der auf Pünktlichkeit bedachte Journalist.
***
09.05 Uhr
Auf der Fahrt nach Lammersdorf hatte Gottfried Zimmermann im Aachener Präsidium Kurt Werner, Kommissar für Staatsschutzdelikte, angerufen. Dieser meldete sich kauend:
»Ach, der einsame Rufer aus der Eifel.«
Zimmermann kam direkt zur Sache:
»Ich habe da einen Hinweis auf einen Günther Feldhofer aus Lammersdorf bekommen. Nennt sich wohl Werwolf.«
»Der Name sagt mir was, ich schaue mal nach«, erwiderte Kurt Werner.
Der Monschauer Kommissar hört den Kollegen in die Tasten seines Computers hacken, während er immer wieder laut vor sich hinbrummte:
»Ja, da habe ich was! Günther Feldhofer, Jahrgang 1931, mehrmals im Zusammenhang mit Aktivitäten der rechtsextremen Wiking-Jugend aufgetaucht. Organisierte in erster Linie Zeltlager und mietete dazu als Privatmann Grundstücke in der Eifel an. Feldhofer wurde auch immer wieder mit der rechtsextremen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) in Zusammenhang gebracht, die 1995 verboten wurde. Nach unseren Erkenntnissen lebte Feldhofer in den fünfziger Jahren im falangistischen Spanien, von
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