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Den letzten beissen die WerWölfe

Den letzten beissen die WerWölfe

Titel: Den letzten beissen die WerWölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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gehandelt.
    ***
    11.20 Uhr
    Nusselein eilte mit der knallroten Bettwäsche unter dem Arm zu seinem Wagen und startete Richtung Monschau. Warum er für die Strecke von rund sechs Kilometern allerdings auf die Idee kam »2.000 Light Years From Home« zu summen, entzieht sich unserem Wissen. Bevor er jedoch die Redaktion des »Hammer« mit seiner Anwesenheit beglücken wollte, hatte er noch einen Besuch der Polizeistation eingeplant. Als er vor dem Gebäude stoppte, sah er den Kommissar am Fenster stehen. Nusselein winkte freundlich, doch Zimmermann machte ihm mit einer Handbewegung vor der Brust, die ein Unbekannter in seinem Büro nicht sehen konnte, eindeutig klar, dass er verschwinden sollte.
    »Dann eben nicht!«, giftete der Journalist, stieg schnell in seinen Wagen und fuhr davon. Dabei bemerkte er einen Dienstwagen vom Typ »Audi R8«.
    »Wow, da ist wohl der Innenminister persönlich aufgelaufen!«
    ***
    11.30 Uhr
    Es war nicht der Innenminister, der mit einem Dienstwagen nach Monschau geeilt war, sondern Erwin Keppler, leitender Polizeidirektor aus Aachen. Gottfried Zimmermann gehörte nicht unbedingt zu den Beamten, die der Direktor jeden Morgen an die Brust drückte. Da vor Jahren schon einmal fast ein Stuhl in dem Monschauer Büro unter ihm zusammengebrochen war, blieb Keppler stehen:
    »Bisher halten sich Ihre Erfolgsmeldungen, Herr Kommissar Zimmermann, mehr als in Grenzen. Das muss anders werden.«
    Gottfried Zimmermann wollte das nicht auf sich sitzen lassen:
    »Sie vergessen eins, ich bin alleine hier. Die ›Soko Zahlensalat‹ besteht aus einer Person, nämlich aus mir. Ganz alleine!«
    »Papperlapapp«, unterbrach ihn der Polizeidirektor, »der Kollege aus Heinsberg hat neulich auch ganz alleine einen großen Fall …«
    »Den großen Fall kenne ich, es ging um den Diebstahl eines Treckeranhängers mit Zuckerrüben …«
    »Unterbrechen Sie mich nicht«, wetterte Keppler. »Alleine die Tatsache, dass ich zu Ihrer moralischen Unterstützung in die Eifel gekommen bin, obwohl ich den Schreibtisch voller Arbeit habe, zeigt doch, dass wir Sie hier vor Ort nicht alleine lassen. Dazu, das vergessen Sie immer, nutzen Sie unser gesamtes Know-how: Labor, politische Abteilung, Spusi und dann bin ich ja auch noch immer mit einem offenen Ohr für Sie da.«
    Zimmermann nickte nur und dachte einige Worte, die wir hier nicht wiedergeben möchten. Laut sagte er:
    »Wie vorhin schon gesagt: Es gibt eine Spur in die rechtsradikale Szene.«
    »Gut«, nickte Keppler und ging Richtung Tür, »dann mal ran. Zur Unterstützung wird sich demnächst jemand vom Landeskriminalamt bei Ihnen melden. Und noch etwas: Ich möchte nichts von einer Zusammenarbeit mit diesem seltsamen Dorfjournalisten hören, wie heißt der noch mal: Rüsselschwein?«
    »Nusselein«, verbesserte der Kommissar.
    »Wie dem auch sei, wir müssen den Fall hier schnell abschließen, Staatsanwalt Kuckelkorn macht mir gewaltig Druck.«
    Keppler grüßte kurz und verließ das Büro. Wenig später fuhr er in seinem etwas zu groß geratenen Dienstwagen nach Aachen.
    Jetzt konnte Zimmermann endlich laut sagen, was ihm schon lange auf dem Herzen lag:
    »Blödes Arschloch!«
    ***
    12.00 Uhr – 12 Uhr mittags – High Noon
    Beide griffen zeitgleich … nein, nicht Colt, zum Telefonhörer. Die Rede ist daher auch nicht von Marshal Will Kane und seinem Todfeind Frank Miller – sondern von Charly Nusselein und Gottfried Zimmermann. Und wir befinden uns auch nicht Hadleyville sondern in der Eifel. Und hier sagt man normalerweise »Middach« und nicht »High Noon«.
    Das nur zur Klarstellung.
    Nusselein hatte wenige Sekunden zu spät die Nummer von Gottfried Zimmermann gewählt, da dieser gerade Karl Jerusalem, den belgischen Kollegen der Eupener »Brigade Spéciale de Recherche« anrief. Jerusalem wird in der belgischen Kleinstadt nur »der Freak« genannt, da sein Aussehen, sein uralter »R4« und seine Vorliebe für deutsche Liedermacher bestens in dieses Klischee passten. Als Gottfried Zimmermann sich in Eupen meldete, hörte Karl Jerusalem gerade »Der Tod, das muss ein Wiener sein« von Georg Kreisler auf seinem Uraltplattenspieler. Wie immer beim kollegialen Zusammentreffen zeigte sich Jerusalem hoch erfreut:
    »Ja, da schau an, der preußische Kollege. Zack, zack, strammgestanden!««
    Gottfried Zimmermann hatte nach der Gardinenpredigt des Polizeidirektors wenig Lust auf den Austausch von Freundlichkeiten:
    »Du Karl, ich stehe unter Dampf. An irgendeiner

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