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Den letzten beissen die WerWölfe

Den letzten beissen die WerWölfe

Titel: Den letzten beissen die WerWölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
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Entweder hatte der einen guten Draht zu welchen von uns, oder der war tatsächlich sauber.«
    »Haben Sie denn jemals von einer Sache mit einem Panzerspähwagen gehört?«
    »Klar, die kannte doch jeder. Der tauchte quasi zwischen Trier und Aachen überall auf. Den habe ich auch mal auf der Himmelsleiter selbst gesehen, da war ich bei einer Verfolgung dabei. Da haben die hinten Krähenfüße rausgeworfen, die Schlange mit platten Autos und sogar Postbussen ging fast bis Friesenrath. Das waren jecke Zeiten!«
    »Ich habe mir sagen lassen, dass dieser Panzer Rumbach ge-hörte, beziehungsweise, dass der den geklaut hatte«, unterbrach Nusselein.
    Der ehemalige Zöllner schüttelte den Kopf:
    »Wenn man damals alles glaubte, was so erzählt wurde! Ja, ja, bekannt war nur, dass der Panzer nach dem Abzug der Amerikaner tagelang in Roetgen rumgestanden hat und plötzlich weg war. Ein paar Monate später wurde der dann quasi das Flaggschiff der Eifeler Schmuggler. So ab Anfang der sechziger Jahre rum ist der Panzer dann aber nie wieder aufgetaucht. Aber die Jahre vorher, da war der schon so was wie ne Legende. Aber Rumbach, das höre ich heute zum ersten Male. Für uns war Rumbach nur so ein kleiner Feigling, der nie selbst Säcke schleppte, sondern höchstens in seinem Lädchen in Roetgen unter der Theke was verkaufte. Aber selbst? Da haben wir dem nie was nachweisen können.«
    Nusselein tastete sich weiter heran:
    »Sie sagten, zwischen Trier und Aachen war der Panzer aktiv, fiel der denn keinem auf, wenn der – ich sage es mal so – zu seinen Einsatzorten fuhr?«
    Heininger lächelte:
    »Das war der Trick. Der Panzer war nicht sehr groß und wurde wohl in einem LKW rumgefahren. Da gab es auch einen Verdacht, darf man ja eigentlich nicht zu laut sagen: Kennen Sie den bekannten Spediteur in Eicherscheid, diesen Matthias Kling! Heute auch ein alter Mann. Der ist mal bei einer etwas größeren Kaffeesache geschnappt worden. Wollte wohl ein paar Säcke Kaffee mit einem LKW ins Ruhrgebiet transportieren und ist dann bei Eschweiler Hops genommen worden. Hat wohl auch ein paar Monate gesessen, aber heute gilt das als Kavaliersdelikt. Hat der nicht sogar das Bundesverdienstkreuz? Das waren jecke Zeiten damals.«
    Nusselein wollte seine Ungeduld nicht zeigen:
    »Sie wollten aber noch was zu dem Panzer sagen?«
    »Ja, genau: Der Kling stand damals im Verdacht, dass dem der Panzer gehörte. Der konnte den auch gut transportieren. Ist aber auch nie bewiesen worden. Später war der Kling doch auch im Gemeinderat. Oder irre ich mich da? Eine verrückte Zeit. Und alles wegen Kaffee. Oh, ich habe Ihnen gar keinen angeboten. So was machte früher immer meine Frau, auch schon fast fünfzehn Jahre tot.«
    Nusselein winkte ab und tastete sich vorsichtig an das nächste Thema:
    »Nachmittags trinke ich nie Kaffee, sonst kann ich abends nicht schlafen. Gab es eigentlich im Zusammenhang mit dem Panzer auch andere kriminelle Delikte? Banküberfälle zum Beispiel, ermordete Zöllner oder auch Privatpersonen?«
    Heininger dachte lange nach:
    »Ja, ja, da war mal was. Was war das nur? Ich habe da was im Hinterkopf, komm ich jetzt nicht drauf. Doch, doch, in der Bitburger, Prümer Ecke gab es mal zwei tote Zöllner. Wurde wohl nie aufgeklärt. Aber da fällt mir was ein: Ich habe in Prüm ’nen Kollegen, sammelt auch Briefmarken, hat schöne Stücke, Schwerpunkt Saargebiet, sammeln nicht viele. Und der war damals da unten Zöllner. Den können Sie mal besuchen, der kennt all die Fälle, hat auch für so Zollzeitungen von uns früher geschrieben.«
    Ehe Nusselein widersprechen konnte, war Heininger aufgestanden und in den Flur gegangen, wo – nach alter Eifeler Tradition – auf einem winzigen Schuhschrank das brokatstoffüberzogene Telefon stand. Der Journalist hörte Heininger lange telefonieren, ehe er wieder ins Wohnzimmer kam:
    »Der macht das gerne, ich habe dem gesagt, dass Sie eine Reportage über die verrückte Zeit schreiben. Der heißt Hans Paprotta, kommt von früher drüben, aus Ostpreußen, wohnt mitten in Prüm, kennen Sie sich da was aus?«
    »Ein wenig«, log Nusselein und verschwieg, dass er aus Prüm stammte und dringend noch einmal seine Mutter besuchen müsste. Er hörte sie schon sagen:
    »Man hat mir erzählt, dass man dich in Prüm gesehen hat. Für deine Mutter hattest du wohl keine Zeit. Da hat man sich nun jahrelang krummgelegt, damit aus den Kindern was wird und dann haben sie noch nicht einmal Zeit, auf einen Kaffee

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