Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Den letzten beissen die WerWölfe

Den letzten beissen die WerWölfe

Titel: Den letzten beissen die WerWölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Venn
Vom Netzwerk:
fortfuhr:
    »Ich war, das kann ich Ihnen direkt sagen, in der vergangenen Woche zweimal beim Rumbach in Roetgen.«
    »Ich weiß«, sagte Nusselein und versuchte seine Stimme in die Lässigtonlage zu versetzen.
    »Auch gut, aber eins kann ich versichern. Mit den ganzen Vorfällen da habe ich nichts zu tun, davon habe ich erst von Eddy erfahren.«
    Nusselein sonderte schmatzende Geräusche ab, als würde er kritisch nachdenken. Ilse Warburton hielt das für eine Störung im Handyverkehr über den Kanal und sprach nun lauter:
    »Wissen Sie, Herr Kollege, was ich aber glaube: Ich habe zwar nichts mit den Vorfällen zu tun, aber die Vorfälle haben etwas mit mir zu tun.«
    Ilse Warburton hatte das Glück des bildfreien Telefonats, denn Nusselein machte ein ziemlich dämliches Gesicht und die Anruferin fuhr fort:
    »Dieser Umschlag von dem Rechtsanwalt aus Prüm muss etwas losgetreten haben, was ich nicht erahnen konnte.«
    Langsam fing Nusselein sich:
    »Können Sie mir das etwas genauer erklären, Frau Kollegin?«
    »Mord, Brandstiftung, Sprengstoffanschläge, das klingt nicht nach Sandkastenspielen. Daher besser nicht am Telefon …«
    Nusselein guckte wieder dämlich, da er keine andere Möglichkeit der Kommunikation sah. Ilse Warburtons Stimme wurde fester:
    »Kommen Sie doch einfach nach London!«
    Nusseleins Gesichtszüge nahmen eine kaum noch für möglich gehaltene Steigerung ins total Dämliche an:
    »Nach London, wie das?«, stammelte er.
    »Ganz einfach«, sagte die offensichtlich von keinem Spesenetat geknebelte Londoner Journalistin zum dem geknebelten Monschauer Journalisten:
    »Mit TGV und Eurostar. In knapp vier Stunden sind Sie hier. Das geht schneller als mit dem Flieger aus Düsseldorf oder Köln.«
    »Ich weiß nicht«, sage Nusselein und dachte ausschließlich an die Spesen. Ilse Warburton verstand das falsch:
    »Das soll keine Falle sein. Wir können uns gerne in der Redaktion von ›Reuters‹ treffen, das ist in der Fleet Street 85.«
    Die letzte größere Dienstreise hatte Nusselein nach Düren geführt. Daher log er:
    »Ich habe meinen Terminplaner in der Redaktion, ich weiß nicht, ob ich abkömmlich bin, ich melde mich bei Ihnen so schnell wie möglich.«
    »Gut«, sage Ilse Warburton, »bis hier. Dann belassen wir es vorerst dabei und Sie melden sich bei mir. Meine Nummer haben sie ja in Pronsfeld bekommen.«
    Nusselein verabschiedete sich und rief Alex Kufka an. Nach einem langen Disput über Sinn und Unsinn einer Londonreise für ein Eifeler Monatsblättchen willigte der Verleger schließlich ein:
    »Es muss aber wirklich was dabei rauskommen!«
    »Tut es bei mir doch immer«, beendete Nusselein das Gespräch und rief Gottfried Zimmermann an. Er erwischte den Kommissar kurz vor Eupen:
    »Die englische Frau hat mich gerade angerufen, ich treffe mich mit der in London.«
    Zimmermann stöhnte auf:
    »Lass uns gegen Abend telefonieren. Ich mache gleich eine ähnliche Weltreise in eine Metropole: Nach Medell.«
    »Nach wo? Wo liegt das denn? Das muss ich jetzt nicht verstehen«, bemerkte Nusselein, nachdem das Gespräch beendet war.
    ***
    11.30 Uhr
    Karl Jerusalem wartete schon auf dem Parkplatz an der Frankendelle, als Gottfried Zimmermann auf den Parkplatz einbog. Wie ein Lakai in einem Film über den Sonnenkönig riss der Eupener Kriminalbeamte die Beifahrertür des in die Jahre gekommenen »R4« auf:
    »Die Reise geht auf Kosten des belgischen Staats. Als Entschuldigung für Hare Krishna.«
    Der Monschauer machte eine wegwerfende Handbewegung:
    »Längst vergessen! Das war doch ein unterhaltsamer Abend. Davon werden wir noch unseren Kindern erzählen.«
    »Kinder? Unsere? Wo?«, rief Jerusalem aus und guckte sich hektisch um.
    Dann starteten die beiden Richtung Venn und fuhren über Elsen-
born, Bütgenbach und Amel nach Medell.
    ***
    11.40 Uhr
    Nusselein surfte wie ein Irrer, lud Hotels, verlud sie wieder, schüttelte den Kopf.
    Zuletzt war er im Rahmen einer Klassenfahrt in London gewesen – gefühlte Zeit: als das »Haus Windsor« noch »Haus Sachsen-Coburg-Gotha« hieß. Bei der damaligen Fahrt hatte die Hälfte der Schüler auf der Fähre Billigwhisky mit Orangensaft getrunken und kräftig gereiert – Nusselein hatte den Geruch noch förmlich in der Nase.
    Nachdem er die Erinnerungen an diesen Ausflug schnell verdrängt hatte, gab er einfach »Hotel, London, Centrum« ein und entschied sich für eine Bleibe im »Blackmore Hyde Park Hotel«, an einer Straße, die Leinster Gardens

Weitere Kostenlose Bücher