Den letzten beissen die WerWölfe
gehalten. Lilli, das war eine andere Sache – ich will keinem was unterstellen, aber dem Brettschneider war die immer schon zu mächtig. Er wollte der Boss sein … Nee, nee, Mord hängen Sie mir bei der alten Nutte nicht an.«
»Und den Mord an Fritz Rumbach?«
»Auch den nicht! Brettschneider hat gesagt, dass man bei Rumbach alles mit Geld regeln könnte. Habe ich auch gezahlt, hatte keine Lust wegen der ›verrückten Zeit‹ auf meine alten Tage vor Gericht zu stehen, auch wenn es Notwehr war. Aber dann habe ich von dem Mord in Roetgen gehört. Da ist wohl was aus dem Ruder gelaufen, da hatte sich nur Brettschneider drum gekümmert. Und das Tagebuch war immer noch nicht da. Brettschneider hat dann noch einmal 44.000 Euro nachlegen müssen, Nacken und ich sollten das abstottern. Aber der Nacken ist schon lange balla-balla, der kriegt doch kaum noch was mit. Gestern rief Brettschneider an, dass er das Tagebuch hätte und nur Liebesscheiße von der alten Schlampe drin stehen würde. Rumbach hätte uns alle über den Tisch gezogen. Ich habe Nacken angerufen, aber der verstand wie immer nur Bahnhof. Der sabbelte wahrscheinlich nur …«
»Eine letze Frage«, unterbrach Zimmermann. »An Rumbachs Haus standen die Zahlen 18 und 88.«
Jörissen lachte böse auf:
»Brettschneider ist ein Idiot. Das war unser Erkennungszeichen: 1888 ist bei Gerolstein der letzte Wolf in der Eifel erschossen worden.«
Als zwei Streifenbeamte dem alten Mann Handschellen anlegen wollten, giftete der:
»Den Brettschneider, den Brettschneider mache ich vor Gericht fertig. Der war alles: Mit den Zöllnern, mit Rumbach und wahrscheinlich auch mit Lilli.«
Keppler sah den alten Mann herablassend an:
»Brettschneider ist vorhin bei einer Geiselnahme erschossen worden.«
***
16.03 Uhr
Nach einem kurzen Halt in Lille erreichte der »Eurostar« pünktlich um 16.03 Uhr Brüssel. Charly Nusselein stellte seine Uhr wieder um:
»Endlich in der richtigen Zeit angekommen.«
Und genau diese Zeit nahm er sich und kaperte erst um 17.28 Uhr einen »Thalys« nach Aachen. Drei vertilgte belgische Waffeln verließen mit ihm die belgische Metropole.
***
18.36 Uhr
Als der Zug den Aachener Hauptbahnhof erreichte, stand Gottfried Zimmermann auf dem Bahnsteig. Eine halbe Stunde vorher hatte er Nusselein vor Lüttich auf dem Handy erwischt. Da die Verbindung grottenschlecht war, fasste er sich kurz:
»Ich hole dich ab!«
Charly Nusselein entstieg mit mehreren geschniegelten Pizzakofferträgern, die wahrscheinlich über Tag irgendeine Bank in den Ruin getrieben hatten, einem der mittleren Waggons:
»Was verschafft mir die Ehre, dass die Staatsmacht persönlich erscheint, wenn der Meister der Recherche den Rubikon überschritten hat?«
»Es war der Kanal – und es war unterschritten.«
Und nach einer Pause:
»Heute ist viel passiert. Doch um das zu erzählen, brauchts ewig. Ich würde vorschlagen, dass wir uns noch ein paar Stündchen in Monschau zusammensetzen.«
»Da bin ich aber neugierig«, bekannte Nusselein.
»Gut, mein Wagen steht in der Tiefgarage. Bis dahin hast du eine Frage frei …«
Nusselein nickte:
»Wie geht es meinem Kater?«
***
Epilog
Ausführlich berichteten am folgenden Tag die lokalen Medien, nachdem Polizeidirektor Keppler am späten Montagnachmittag zu einer Pressekonferenz geladen hatte, bei der er sogar Gottfried Zimmermann mit aufs Podium nahm: Die »Aachener Zeitung« schrieb »SEK tötet Geiselnehmer im Prominentenviertel«, die »Aachener Nachrichten« meldeten »Mörder von Roetgen gefasst«. Das »Grenz-Echo« fand »Alte Rechnung in Schmugglerkreisen«.
Und sonst?
Sebastian Brettschneider wurde im engsten Familienkreis auf dem Aachener Waldfriedhof beerdigt. Aachener Prominenz, die sich gerne mit Brettschneider gezeigt hatte, blieb der Beerdigung fern.
»Ritchie« Bruttig sitzt in U-Haft. Ihn erwartet ein Verfahren wegen Geiselnahme. Ausführlich hatte er, in der Hoffnung auf eine Kronzeugenregelung, der Polizei die Vorfälle geschildert. Trotz seiner genauen Beschreibung konnte allerdings der Auftragskiller von Fritz Rumbach bis zum heutigen Tage nicht gefasst werden.
Der »Werwolf« Günther Feldhofer verliert die letzten Zähne. Er organisiert weiterhin rechtslastige Ringelpiez-Veranstaltungen.
Trotz mehrerer Anträge seines Anwalts erhielt Emil Jörissen keine Haftverschonung. Ihn erwartet wohl eine Anklage wegen Beihilfe zum Mord »zum Nachteil von Fritz Rumbach«. Ob dabei auch die Zöllnermorde
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