Den letzten beissen die WerWölfe
tauchten immer wieder auf, große Landhäuser ließen Nusselein vom Adel träumen. Immerhin war er ein schottischer Laird, wenn auch nur über einen Quadratfuß Land.
Der Eifeler verabschiedete sich von den letzten Pulloverschweinen, dann tauchte der »Eurostar« bei Folkstone in den Tunnel ein. In Frankreich angekommen gab Nusselein die Nummer von Zimmermann ein, diesmal war wenigstens die Mailbox an:
»Warum meldest du Moorhuhnjäger dich nicht?«, schimpfte er. »Ich habe gerade den Ärmelkanal durchschwommen.«
***
13.13 Uhr
Emil Jörissen stand an der Hobelbank seiner Werkstatt am Eilendorfer Stollenweg, als drei Fahrzeuge vor seinem Haus stoppten. Zur Sicherheit stürmten sofort zwei bewaffnete SEKler in den Betrieb, doch der alte Mann hob nur die Hände.
Kepplers große Stunde war gekommen:
»Jetzt zeige ich Ihnen mal, wie man das macht«, raunte er Zimmermann zu, baute sich grußlos vor Jörissen auf und sagte nur kurz:
»Brettschneider hat alles gestanden und Sie schwer belastet. Sie sind der Mörder von Rumbach.«
»Dieses Arschloch«, polterte der Alte los. »Das lasse ich nicht auf mir sitzen. Der hat es nötig! Mit dem Mord habe ich nix zu tun.«
Keppler nickte Zimmermann gönnerhaft zu und überließ ihm das Feld:
»Dann erzählen Sie mal alles aus Ihrer Sicht.«
Der Alte starrte ihn an:
»Rumbach hat uns erpresst. Er hat ein Tagebuch von der Tochter der Wölfin bekommen, in der die Sache mit den Zöllnern stehen sollte. Die Tochter wollte wohl auch Geld, …«
»… das ihr zustand«, warf der Kommissar ein.
»Alles von der Geldabwertung gefressen. Der stand überhaupt nix zu.«
»Bleiben wir bei dem Tagebuch.«
»Rumbach wollte von jedem von uns Dreien …«
Zimmermann unterbrach ihn:
»Sie, Brettschneider und Nacken … Oder soll ich besser sagen, von dem Rest der Wölfe. Zwei andere, Rumbach und Kling, waren Ihnen ja von der Fahne gegangen.«
»Wenn Sie schon alles wissen! Er wollte also von jedem von uns 25.000 Euro für die Tochter der Wölfin. Da plagten ihn wohl Gewissensbisse, weil er die alte Wölfin immer hat abblitzen lassen. Und dann wollte er noch von jedem 50.000 für das Tagebuch. Wenn nicht, wollte er es der Staatsanwaltschaft übergeben, weil die Sache mit den Zöllnern nach so einer dämlichen Gesetzesänderung noch nicht verjährt ist.«
»Das stimmt«, mischte sich nun Keppler wieder ein. »Zum Zeitpunkt des Mordes 1963 wäre die Tat nach zwanzig Jahren verjährt gewesen, doch der Bundestag änderte 1979 das Gesetz. Mord verjährt jetzt überhaupt nicht mehr und da waren Ihre 20 Jahre noch nicht um. Sie hätten die Zöllner eben 1957 ermorden müssen.«
Jörissen sah den Polizeidirektor böse an:
»Das war kein Mord, das war Notwehr!«
»Das erzählen Sie uns jetzt aber einmal«, entgegnete Zimmermann.
»Ja, gut. Wir drei, die Restwölfe also, hatten mit zwei Zöllnern …«
»Biesenbach und Henkes«, warf Zimmermann ein.
»Ja, genau die! Die machten oft zusammen Dienst in so einem winzigen Zollamt zwischen Schönberg in Belgien und Bleialf in Deutschland. Und genau da schafften wir unsere Waren rüber …«
»Damals wahrscheinlich nicht nur Kaffee und Zigaretten, sondern auch ein bisschen Rauschgift …«, bemerkte Keppler.
»Das weiß ich doch heute nicht mehr!«, blaffte Jörissen. »Auf jeden Fall machten wir mit Biesenbach und Henkes ein Geschäft. Sie ließen uns durch und wurden dafür fürstlich belohnt. Meistens bekamen die eine fünfstellige Summe im Monat! Jeder! Damals! Doch die konnten den Hals nicht voll kriegen. Sie wollten plötzlich das Doppelte. Wir stritten heftig und plötzlich zog Henkes seine Pistole und sagte nur: ›Da mussten wir doch auf Schmuggler schießen, die hier durchbrechen wollten. So ein Pech aber auch. Alle tot.‹ Brettschneider drehte durch, schrie und hatte plötzlich ebenfalls eine Pistole in der Hand. Er schoss einfach schneller. Wir haben die Leichen der Zöllner dann kilometerweit durch die Gegend gekarrt und in einem Wald abgelegt. Die wurden vom Zoll sogar zu Helden gemacht, in »Ausübung ihrer Pflicht« und so. Pah, dafür gehe ich nicht in den Bau, das war Notwehr …«
»Das kann der Richter entscheiden«, warf Zimmermann ein. »Und was war mit Lilli Lamberty? Die wurde wenig später erstochen.«
Jörissen schüttelte den Kopf:
»Nach der Sache mit den Zöllnern bin ich nie wieder in der Kneipe in Niederprüm gewesen. Die Wölfe lösten sich sofort auf, und ich habe mich aus den Schmuggelsachen raus
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