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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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hinaufgenommen«, sagte ein Sklave.
    »Ist die Herrin zu Hause? Ihr Name ist Artemisia, nicht wahr?«
    »Sie begleitet ihn.«
    »Wohin sind sie unterwegs?«
    »Nach Leptis.«
    Hervorragend! Scilla bezahlte mich dafür, ein Treffen mit Calliopus und Saturninus zu organisie-
    ren. Wir hatten erwartet, sie einzeln auftreiben zu müssen, aber Calliopus war mir auf eigene Veranlassung zuvorgekommen. Wenn er in Leptis war, konnten wir sie uns beide zusammen vorknöpfen. Zu schön, wenn alle Aufträge sich so leicht erledigen ließen. (Andererseits, falls Scilla sie vor meiner Ankunft bereits in Leptis antraf, könnte ich mein Honorar verlieren.)
    »Wer war dieser Mann, der deinen Herrn mitgenommen hat?«
    »Keine Ahnung.«
    »Er muss doch einen Namen haben.«
    »Romanus.«
    Klar doch. Das machte mich nicht klüger, und dieser schlafmützige Sklave nervte mich. »Was hat er gesagt?«
    »Der frühere Partner meines Herrn muss vor Gericht. Mein Herr ist als Zeuge geladen.«
    Das klang verdächtig nahe an dem, was ich arrangieren sollte. Mir kam der verrückte Gedanke, dieser »Romanus« könne Scilla in Männerkleidern sein. Den Mut dazu besaß sie, aber sie wollte auch als »ehrbar« durchgehen. »Steht Calliopus auch unter Anklage, oder was?«
    »Er ist nur Zeuge.« Das konnte eine List sein, um ihn mitzulocken.
    »Für oder gegen den Angeklagten?«
    Der Sklave betrachtete mich angewidert. »Gegen ihn, Mann! Die beiden hassen sich. Mein Herr wäre sonst nicht mitgegangen.«
    Was für ein herrliches Szenario. Wenn ich die beiden hätte aufeinander hetzen wollen, wäre das der perfekte Plan gewesen; Calliopus weiszumachen, er könne dabei helfen, Saturninus vor den Kadi zu bringen. Ich wünschte, mir wäre das eingefallen.
    Aber wer steckte dahinter? Wer war dieser mysteriöse Mann mit der Vorladung, und welches Interesse hatte er an meinem Fall?
    Ich ging zurück zum Hafen. Inzwischen war es dunkel. Der scharfe Wind, der uns unter Land gezwungen hatte, blies mir kalt ins Gesicht, ließ aber allmählich nach. Der Hafen hatte einen langen, ansprechenden Kai; ich machte einen Spaziergang. Aus der entgegengesetzten Richtung kam ein Mann auf mich zu, der eindeutig römisch aussah. Wie ich schlenderte er am Meer entlang, tief in Gedanken versunken.
    Niemand sonst war zu sehen. Wir mussten beide den Punkt erreicht haben, an dem wir erkannten, dass unser Grübeln uns nicht weiterbringen würde. Wir blieben beide stehen. Er sah mich an. Ich sah ihn an. Er wirkte rechtschaffen, neigte ein bisschen zum Dickwerden, hatte sauber geschnittenes Haar, war glatt rasiert und hielt sich wie ein Soldat, wenn auch schon zu viele Jahre außer Dienst.
    »Guten Abend.« Er sprach mit einem unverkennbaren Basilica-Julia-Akzent. Die Begrüßung allein sagte mir, dass er ein frei geborener Patrizier war, von Tutoren erzogen, Armeedienst geleistet hatte, unter dem Patronat des Kaisers stand und bestimmt schon daran dachte, wo er eine Statue von sich aufstellen würde. Wohlstand, noble Vorfahren und se- natorisches Selbstbewusstsein hallten mir aus seinen Vokalen entgegen.
    »'n Abend.« Ich salutierte wie ein Legionär.
    Da wir zwei Römer fern von ihrer Heimatstadt waren, erlaubte uns das Protokoll die Möglichkeit, Neuigkeiten von daheim auszutauschen.
    Dazu war es erforderlich, dass wir uns einander vorstellten.
    »Entschuldigen Sie. Sie kommen mir wie der sprichwörtliche >Einer von uns< vor. Ihr Name ist nicht zufällig Romanus?«
    »Rutilius Gallicus.« Er klang alarmiert. Hoppla. Titel sind eine heikle Angelegenheit. Ich hatte gerade einen Mann von vornehmer Herkunft bezichtigt, eine Gossenratte mit nur einem Namen zu sein. Aber der Vornehme schlenderte hier an einem Hafen ohne seine Wachen und Lakaien herum. Man konnte anführen, er hätte es selbst herausgefordert.
    »Didius Falco«, erwiderte ich. Dann beeilte ich mich, ihm klarzumachen, dass ich ihn als Mann von Rang erkannt hatte.
    »Haben Sie in irgendeiner Weise mit dem Statthalter der Provinz zu tun?«
    »Sonderbeauftragter. Ich vermesse Landgrenzen.« Er grinste, schien begierig darauf, mich in Erstaunen zu versetzen. »Ich habe von Ihnen gehört!« Mir wurde mulmig. »Ich habe eine Botschaft von Vespa- sian für Sie«, fuhr er fort. »Sie scheint von ernster nationaler Bedeutung zu sein. Falls ich Ihnen hier draußen über den Weg laufe, Didius Falco, soll ich Sie instruieren, nach Rom zu einem Gespräch über die heiligen Gänse zurückzukehren.«
    Nachdem ich aufgehört hatte zu

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