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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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lachen, musste ich ihm erst mal erklären, was für ein administratives Chaos sich dahinter verbarg. Er nahm es gut auf. Er war selbst ein vernünftiger, sachlicher Verwaltungsbeamter, was der Grund sein musste, warum ihn ein rachsüchtiger Schreiber auf diese sinnlose Mission geschickt hatte, die rebellischen Landbesitzer von Leptis und Oea zu trennen.
    »Ich war hier in Oea, um die Vertreter der Großgrundbesitzer zu empfangen.« Er klang niedergeschlagen. »Hoffnungslos. Ich muss schnellstens von hier weg, bevor sie merken, dass ich zu Gunsten von Leptis entscheiden werde. Ich plane, die Ergebnisse in Leptis bekannt zu geben, wo die glücklichen Gewinner schon dafür sorgen, dass ich nicht in Stücke gerissen werde.«
    »Worin besteht denn das Problem?«
    »Die Städte waren während des Bürgerkriegs in Aufruhr. Hatte nichts mit Vespasians Thronbesteigung zu tun. Sie haben sich nur das allgemeine Chaos zu Nutze gemacht, um ihre Privatkämpfe über Landbesitz miteinander auszufechten. Oea hat die Garamanten zu Hilfe gerufen, und Leptis wurde belagert. Es besteht kein Zweifel daran, dass Oea der
    Unruhestifter war, also kriegen sie von mir bei den neuen Grenzziehungen eins aufs Dach.«
    »Leptis bekommt einen Vorteil?«
    »Eine von beiden musste es sein, und Leptis hat das moralische Recht auf seiner Seite.«
    »Höchste Zeit, aus Oea zu fliehen!«, stimmte ich zu. »Wie gedenken Sie das zu bewerkstelligen?«
    »Mit meinem Schiff«, antwortete Rutilius Gallicus. »Falls Sie auch nach Leptis wollen, kann ich Ihnen eine Mitfahrgelegenheit anbieten?«
    Man trifft nur selten Beamte, die bereit sind, einem zu Diensten zu sein. Manche helfen sogar, ohne dass man sie erst groß bestechen muss.
    Es gelang mir, meine Reisegruppe und unser Gepäck von Myrrahs altem Kahn zu schaffen, während sie und ihre Leute beim Abendessen saßen. Als alles fertig war, sagte ich dem Dolmetscher, ich hätte einen Beamten getroffen, den ich kenne, und mich ihm angeschlossen. Rutilius Gallicus besaß eine schnelle Ka- ravelle, die Myrrahs schwerfälliges Gefährt weit hinter sich lassen konnte und darüber hinaus von einem furchtlosen Kapitän befehligt wurde, der noch bei Nacht die Anker lichtete und in See stach.
    »Ich weiß, warum ich hier wegwill. Aber warum sind Sie so in Eile, Falco?«, fragte Rutilius neugierig. Ich erzählte ihm ein wenig von dem Hintergrund des Grabenkriegs. Er kapierte sofort. »Da geht es um Dominanz. Das läuft genauso wie bei den Problemen, über die ich hier zu entscheiden hatte ...« Ruti- lius machte sich daran, mir einen Vortrag zu halten, wogegen ich nichts einzuwenden hatte. Ich war auf See, musste mich darauf konzentrieren, nicht seekrank zu werden, und so konnte er von mir aus die ganze Nacht lang reden, wenn es mich nur ablenkte. Wir standen auf Deck, lehnten an der Reling und spürten den Wind. »Keine der Drei Städte hat Zugang zu genug fruchtbarem Land. Sie liegen auf diesem Küstenstreifen und sind durch ein hohes Gebirge vor der Wüste geschützt. Das Klima ist gut, zumindest besser als das heiße Landesinnere, aber sie müssen sich mit dieser schmalen Ebene zwischen den Bergen und dem Meer begnügen, plus dem wenigen, was sie im Inland bewässern können.«
    »Und wie sieht dann die Wirtschaft aus? Ich dachte, sie trieben hauptsächlich Handel.«
    »Nun, sie müssen Nahrungsmittel produzieren, aber darüber hinaus versuchen Leptis und Oea, eine Olivenölproduktion aufzubauen. Africa Proconsula- ris selbst ist eine Kornkammer, wie Sie bestimmt wissen - laut einer Einschätzung, die ich gehört habe, kommt ein Drittel allen Korns, das wir in Rom benötigen, aus Afrika. Das Land hier eignet sich nicht zu großflächigem Getreideanbau, aber Olivenbäume gedeihen gut und erfordern nicht allzu viel Arbeit. Ich sehe eine Zeit voraus, in der Tripolitanien all die anderen traditionellen Anbaugebiete wie Griechenland, Italien und Baetica übertreffen wird.«
    »Und wo befinden sich diese Olivenhaine?«
    »Im Landesinneren, viele von ihnen. Die Einheimischen haben ein sehr fortschrittliches Bewässerungssystem, und ich schätze, dass vielleicht tausend oder mehr Höfe sich ganz auf die Ölproduktion eingestellt haben - kaum anständige Unterkünfte, nur gewaltige Ölmühlen und Ölpressen. Aber wie schon gesagt, es gibt nicht genug Land, selbst wenn man es sehr sorgfältig bebaut. Daher die Auseinandersetzungen.«
    »Oea und Leptis haben sich geprügelt, und Oea hat die Stämme zu Hilfe gerufen? Hat

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