Den Löwen Zum Frass
nervös auf dem Tisch damit herum. Er verkniff sich die Frage, was ich von ihm wolle, also ließ ich ihn eine lange Weile schmoren.
»Wir können das auf einfache Weise regeln«, sagte ich plötzlich, »oder ich kann dafür sorgen, dass du unter Arrest gestellt wirst.«
Der junge Mann überlegte, ob er aufspringen und davonlaufen sollte. Ich blieb regungslos sitzen. Er würde zur Vernunft kommen. Wohin sollte er auch fliehen? Sein Vater wurde erwartet; Iddibal musste in Leptis bleiben. Ich bezweifelte, dass er die Stadt gut kannte. Wo sollte er sich verstecken?
»Wie lautet die Anklage?«, krächzte er schließlich.
»Rumex wurde umgebracht. Am selben Abend, als du mit der freundlichen Hilfe deiner Tante abgehauen bist.«
Sofort lachte Iddibal leise auf. Er wirkte erleichtert. »Rumex? Ich hab von ihm gehört. Er war berühmt. Ich habe den Mann nie kennen gelernt.«
»Ihr habt beide in der Arena gearbeitet.«
»Für verschiedene Lanistae und auf unterschiedlichen Gebieten. Die Venatiojäger und die Fechter haben nichts miteinander zu tun.«
Er sah mich an. Ich erwiderte den Blick, ganz ruhig, was darauf hindeuten sollte, dass ich für alles offen war. »Calliopus kommt nach Leptis, wusstest du das?«
Er wusste es nicht.
»Wer ist Romanus?«
»Hab nie von ihm gehört.« Das klang aufrichtig. Falls »Romanus« für seinen Vater arbeitete, schien Hanno seine Pläne für sich behalten zu haben.
»Du bist in dieser Stadt nicht sicher«, warnte ich ihn. Wie gut Iddibal mit dem Jagdspeer auch umgehen konnte, hier lief er Gefahr, von Feinden auf ihrem heimatlichen Territorium umringt zu werden. Saturninus hatte wahrscheinlich genauso gute Gründe, sich gegen ihn zu wenden, wie Calliopus. »Iddibal, ich weiß, dass du in Rom warst, um Ärger zwischen den Rivalen deines Vaters zu stiften. Ich denke, keiner der beiden hat bisher kapiert, auf was du aus warst. Ich wette, sie wissen nicht, dass du Hannos Sohn bist oder dass Hanno sie insgeheim ruiniert, während sie gegeneinander kämpfen.«
»Haben Sie vor, es ihnen zu erzählen?«, fragte Id- dibal stolz.
»Ich will nur rausfinden, was passiert ist. Ich habe einen Klienten, der an einigen Einzelheiten interessiert ist, allerdings wahrscheinlich nicht an dem, was du getan hast. Also erzähl mir, wie weit du in die Sache verwickelt warst.«
»Ich gestehe nichts.«
»Dumm von dir.« Ich trank meinen Becher mit einer gewissen Endgültigkeit aus und knallte ihn auf den Tisch.
Der plötzliche Knall brachte ihn aus der Fassung. »Was wollen Sie wissen?« Der junge Mann war in bestimmter Hinsicht zäh, aber unerfahren darin, verhört zu werden. Burschen mit bekannten, sehr reichen Vätern brauchen es nicht hinzunehmen, von der Wache angehalten und durchsucht zu werden. Auf dem Aventin hätte er nicht eine Stunde durchgehalten. Er hatte nicht gelernt zu bluffen, von lügen ganz zu schweigen.
»Du hast Calliopus zu verschiedenen Sabotageakten angestachelt? Ich glaube nicht, dass du auch Sa- turninus anfeuern musstest. Der hat einfach nur auf die Dämlichkeit seines Rivalen reagiert. Wann hat das begonnen?«
»Gleich nachdem ich bei Calliopus angefangen hatte. Ungefähr sechs Monate, bevor Sie aufgetaucht sind.«
»Wie hast du das gemacht?«
»Wenn Calliopus über Saturninus maulte, was er oft tat, hab ich vorgeschlagen, dass wir es ihm heimzahlen sollten. Wir haben seine Männer vor den Kämpfen betrunken gemacht. Wir haben seinen Gladiatoren Geschenke geschickt, die angeblich von Frauen kamen, und die Gegenstände dann als gestohlen gemeldet. Die Vigiles haben bei Saturninus alles durchsucht. Wir haben uns aus dem Staub gemacht, und es gab niemanden, gegen den sie Anklage erheben konnten. Es hat nichts geschadet, nur Unannehmlichkeiten verursacht.«
»Vor allem für die Vigiles!«
»Ach, die! Wen kümmern die schon?«
»Dich - wenn du ein ehrlicher Mann bist.« Das war ein frommer Wunsch, aber er beunruhigte Iddibal. »Was noch?«
»Als es hitziger wurde, sind ein paar von uns losgezogen und haben seine Leopardin aus dem Käfig gelassen.«
»Dafür wurde dann der Strauß vergiftet und später Rumex ermordet. Ein Schlag für Saturninus, dann ein Gegenschlag für Calliopus - und da du derjenige warst, der sich die Sachen ausgedacht hat, fällt der Verdacht der Ermordung von Rumex ebenfalls auf dich. Aber die ernsthaften Schwierigkeiten begannen mit dem toten Löwen. Hast du mit dem zu tun, was mit Leonidas passiert ist?«
»Nein.«
»Calliopus hat es aber
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