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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Wüstenzelte aufgestellt. Und besonders eifrige Bewohner aus der Stadt kamen bereits am Strand entlang oder auf anderen Pfaden und hielten Ausschau nach Freunden oder Buchmachern, bei denen sie noch Wetten abschließen konnten. Programme tauchten auf. Wir besorgten uns eins, aber außer den professionellen Kämpfern, die mit Namen und Kampfstil aufgelistet waren, wurde die besondere Vorführung nur als »Kampf zwischen drei Anfängern« angekündigt. Nachdem die Frühankömmlinge zu ihren Sitzen hinaufgeschlendert waren, einige noch mit dem Verzehr des Frühstücks beschäftigt, wurde der Strom der Zuschauer plötzlich stärker, und die Atmosphäre pulsierte. Die Bürger von Lep- tis kamen nun in großer Menge, manche in formeller römischer Art in Weiß gekleidet (wie wir auch), andere in leuchtende Farben. Frauen in ihren besten Gewändern, mit Schmuck behängt, unglaublich frisiert, keck verschleiert und unter kleinen Sonnen- schirmchen verborgen, wurden in Sänften herangetragen oder von ihren geizigen Ehemännern gezwungen, zu Fuß zu gehen. Kinder rannten herum oder klammerten sich scheu an ihre Eltern. Männer schlenderten von Gruppe zu Gruppe und nahmen Kontakt auf, vielleicht mit Geschäftsfreunden, vielleicht sogar mit leichtlebigen Frauen, die hier eigentlich nichts zu suchen hatten. Endlich tauchten Platzanweiser auf, viel zu spät, um noch etwas auszurichten, aber das schien niemanden zu kümmern.
    Die Sitzreihen füllten sich schnell. Wangen, Stirnen und kahle Köpfe glänzten und röteten sich bereits in der Sonne. Nacktarmige Schöne würden am Abend wie Hummer aussehen. Ein älterer Mann wurde auf eine Trage gelegt, zusammengebrochen, noch bevor alles begonnen hatte. Ein feiner Dunst aus Salben, Schweiß, gebratenem Tintenfisch und Knoblauch stieg uns sanft in die Nase.
    Der Lärmpegel wurde höher und fiel dann erwartungsvoll wieder ab. Rutilius Gallicus war eingetroffen.
    In eine Toga gekleidet und mit einem Lorbeerkranz auf dem Kopf, der ihm offiziell zustehen musste, nahm er seinen Platz ein und erhielt herzlichen Applaus. Die Bürger von Leptis waren sich wohl bewusst, dass er ihnen den territorialen Vorzug vor Sabratha und vor allem Oea gegeben hatte. Es ertönten ein paar Buhrufe, vermutlich von den auswärtigen Besuchern, sofort erstickt von dem Jubel der siegreichen Leptisianer.
    Justinus und ich schlüpften auf unsere Plätze neben Claudia und Helena. Wir hatten die bestmögliche Sicht. Rutilius hatte uns als seinen Hausgästen die Ehre erwiesen, seine Loge wie Gleichgestellte mit ihm zu teilen. Damit hatten wie die besten Plätze - mit Kissen - in den drei vordersten Reihen der Adligen, Priester und Würdenträger, die auf ihren ererbten breiten Marmorsitzen saßen. Hinter uns verrenkte sich die Masse den Hals auf den harten Steinsitzen, die ihnen am Ende des Tages Rückenschmerzen verursachen würden.
    Ich entdeckte Euphrasia unter den aufs feinste gewandeten Stadträten und ihren Frauen. Sie sah besonders elegant aus mit ihrem goldenen Kopfschmuck und dem hauchfeinen indigofarbenen Tuch. Zu meiner Überraschung hatte sie Artemisia, Calliopus' schöne junge Frau, zu ihrer Linken und die ausladende Gestalt von Hannos Schwester Myr- rah zu ihrer Rechten. Jedes öffentliche Zurschaustel- len enger Verbundenheit verschleiert für gewöhnlich einen beabsichtigten Coup.
    Das sah also gut aus. Die drei Lanistae waren vermutlich irgendwo unten und bereiteten ihre Gladiatoren vor. Ich fragte mich, wo Scilla war. Kaum vorstellbar, dass sie sich das heutige Ereignis entgehen lassen würde, vor allem, da die Kraftprobe am Ende so wichtig für ihren Schadenersatzanspruch war.
    Rutilius musste seinen Platz wieder verlassen. Eine Prozession von Statuen einheimischer Götter, grob getarnt mit den Namen römischer Gottheiten, kündigten ein paar kurze religiöse Formalitäten an.
    Er nahm mit dem gehörigen Ernst daran teil, schlitzte ein Huhn auf, damit die Innereien begutachtet werden konnten. Er wirkte ruhig und äußerst effizient und verkündete, die Omen seien gut und alles sei ordnungsgemäß ausgeführt worden. Damit konnten die Spiele beginnen.
    Sofort wurden die Vorbereitungen für die Hinrichtung des Mannes getroffen, der gestern gegen die Götter gewettert hatte. Schleier wurden nun diskret über Jupiter Ammon, Milk'ashtart und Shadrapa gelegt, uralte östliche Gottheiten, die sich hier offenbar als punische Varianten von Herkules und Liber Pater oder Bacchus ausgaben. Laute Buhrufe ertönten,

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