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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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anhimmelte. Ich wusste, was sie denken würden. Ich dachte dasselbe. Er war mit mir hierher gekommen. Ohne mich hätte er Rom nie verlassen. Ich hatte Schuld an seinem Tod.
    »Marcus.« Camillus Justinus war neben mir aufgetaucht. »Kann man was machen?«
    »Schau nicht hin.«
    »In Ordnung.« Genauso vernünftig wie der größte Teil seiner Familie, packte er mich am Arm und drehte mich von der Stelle weg, auf der ich wie angewurzelt gestanden hatte. Ich hörte ihn leise mit dem Verantwortlichen reden. Geld wechselte von einer Hand in die andere. Helena oder Claudia mussten ihm eine Börse gegeben haben. Vereinbarungen wurden getroffen. Die Überreste sollten an einen Leichenbestatter überführt werden. Was nötig war, würde getan werden.
    Was nötig war, hätte schon vor langer Zeit getan werden sollen. Famia hätte ausgenüchtert werden müssen. Weder seine Frau noch ich hatten die Zeit oder den Willen dazu gehabt.
    Maia hatte es längst aufgegeben.
    Tja, diese Bürde waren wir jetzt los. Aber ich wusste, dass die Tragödie gerade erst begonnen hatte.
    Ich wollte nur noch weg.
    Dazu hätte ich Helena holen müssen. Sich von der Ehrenloge zu entfernen schickte sich nicht. Zwei von uns hatten Rutilius bereits vor aller Öffentlichkeit im Stich gelassen. Ihn mochte das nicht stören, da er die Umstände kannte, aber die Menge würde sicherlich Anstoß nehmen. In Rom Desinteresse an dem teuren Blutvergießen in der Arena zu zeigen rief die Art von Unbeliebtheit hervor, die sogar Kaiser fürchteten.
    »Wir müssen zurückgehen, Marcus.« Justinus sprach leise und ruhig, so wie man eben mit einem Mann umgeht, der unter Schock steht. »Abgesehen von unserer diplomatischen Pflicht, wollen wir doch nicht gekreuzigt werden!«
    »Du brauchst nicht auf mich aufzupassen.«
    »Das würde ich mir auch nie anmaßen. Aber wir sind es Rutilius schuldig, den äußeren Anschein zu wahren.«
    »Rutilius hat ihn verurteilt.«
    »Rutilius blieb keine andere Wahl.«
    »Stimmt.« Ich war ein gerechter Mann. Mein Schwager war gerade vor meinen Augen von einer
    wilden Bestie zerrissen worden, aber ich kannte die Regeln: Juble laut und sage: Er hat es sich selbst zuzuschreiben. »Sogar wenn Rutilius gewusst hätte, dass der Mann mit mir verwandt war, ist es nicht erlaubt, Hannibal in seiner Heimatprovinz zu beleidigen. Wegen solcher Gotteslästerungen wäre er selbst zu Hause ausgepeitscht worden ... Keine Bange. Ich werde mit unstetem Blick auf meinen Platz zurückkehren wie ein Mann, der ganz plötzlich mal austreten musste.«
    »Takt«, stimmte Justinus zu und führte mich in Richtung meines Platzes davon. »Wunderbares Merkmal des öffentlichen Lebens. Gute Götter, hoffentlich bietet uns keiner an, von seinen in Honig getauchten Nüssen zu probieren .«
    Obwohl wir das Richtige tun wollten, wurden wir daran gehindert, uns der fröhlichen Menge wieder anzuschließen. Als wir ans Ende des Durchgangs beim Amphitheater kamen, merkten wir, dass der nächste Teil der Spiele bereits begonnen hatte. Der blutige Sand war sauber geharkt, die Spuren des Karrens waren geglättet worden. Die großen Türen standen offen, und die Prozession der Gladiatoren betrat die Arena. Sie kamen direkt an uns vorbei, und wir fühlten uns veranlasst, ihnen bis zu dem großen, rechteckigen Eingang zu folgen, durch den sie alle marschierten.
    Sie boten einen Anblick, der gleichzeitig grandios und geschmacklos war, wie immer. Wohl genährt, durchtrainiert und auf dem Höhepunkt ihrer Kraft, schritten die großen professionellen Kämpfer hinaus und wurden von einem gewaltigen Aufschrei der Menge begrüßt. Trompeten und Hörner erklangen. Die Kämpfer waren zeremoniell gekleidet, jeder mit einem goldbestickten purpurfarbenen griechischen Militärumhang. Sie waren eingeölt, ließen ihre Muskeln spielen und kamen in der Rangfolge des Programms in die Arena.
    Ihre Namen wurden verkündet. Sie reagierten darauf arrogant mit hochgestreckten Armen, präsentierten sich der Menge, aufgeheizt von einer Woge der Energie.
    Sie umrundeten die Arena, zeigten sich allen Teilen des Publikums. Ihre Lanistae begleiteten sie, alle in frischen weißen Tuniken mit einer schmalen, farbigen Litze über der Schulter und langen Stäben in der Hand. Unter ihnen entdeckte ich Saturninus, dem die Einheimischen zujubelten. Helfer folgten ihnen.
    Sie trugen Tabletts, auf denen sich dicke Börsen mit Preisgeld häuften. Die Sklaven, die den Sand glätteten und harkten, folgten in wackeligem

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