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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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»Drei; es wird getrennt gekämpft und ohne Begnadigung.« Erwartungsvoller Jubel.
    Dass der Lanista des Siegers Scilla Schadenersatz zahlen musste, wurde nicht erwähnt, doch alle wussten es. Allerdings wussten sie nicht, dass Scilla beschlossen hatte, selbst mitzukämpfen. Aber bei dem bereits voll gestopften und exotischen Programm war hier doch ein gewisser Unterschied zu merken. Da die drei Lanistae aus verschiedenen tri- politanischen Städten kamen, erhob sich ein lautes Gemurmel, und die Atmosphäre knisterte vor Rivalität.
    Justinus und ich stellten uns am Rande der Arena auf, während die Gegner einmarschierten und ihre Namen endlich verkündet wurden.
    Zuerst kam das Kontingent aus Sabratha. Dabei gab es keine Überraschung für uns. Hanno führte Fidelis herein. Es war der kleinwüchsige, unansehnliche Sklave, dem ich in Myrrahs Haus begegnet war, jetzt für seine Hinrichtung als Retiarius verkleidet. Eine tödliche Rolle für einen untrainierten Mann, und seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, war ihm das durchaus bewusst. Er trug den roten Lendenschurz, der mit einem schweren Gürtel um seine hagere Gestalt befestigt war. Als Retiarius war er ohne Helm und Schutzrüstung bis auf den mit schmalen Metallstreifen verstärkten Lederärmel, der in einem hohen, festen Schulterstück endete, so schwer, dass Fidelis fast darunter zusammenbrach. Er hatte dieselben großen Sandalen an wie immer. Das Netz trug er in einem unordentlichen Bündel, als wüsste er, wie unnütz es war; den Dreizack hielt er nervös so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß waren.
    Als Nächste kam die Gruppe aus Oea. Calliopus, groß, dünn und mit angespanntem, finsterem Blick, geleitete seine Mannen hinein.
    »Romanus!«, rief der Herold. Das war eine Überraschung.
    Ich sah mir den Burschen genauer an. Unbestimmtes Alter, durchschnittliche Größe, mittelmäßige Beine, ein Brustkorb, der nichts hermachte. Er sollte als Secutor kämpfen. Was zumindest bedeutete, dass er einigermaßen geschützt war - eine halbrunde Beinschiene am linken Unterschenkel, ein lederner Armschützer und ein langer, rechteckiger Schild, verziert mit groben Sternen und Kreisen. Seine Waffe war das Kurzschwert, das er so hielt, als hätte ihm jemand beigebracht, was er mit dem Stahl zu tun hatte. Der traditionelle Helm mit Helmbusch und zwei Sehschlitzen im durchgängigen Visier verbarg sein Gesicht auf unheimliche Weise vor den Blicken.
    Scilla hatte gesagt, sie habe ihren Agenten zu Cal- liopus geschickt. Hatte der den Mann festgesetzt und ihn zu diesem Kampf gezwungen? Romanus marschierte ruhig herein. Er schien ein williger Kämpfer zu sein. Falls er eine Art Agent war, was dachte er sich dann dabei, sich auf diese Sache einzulassen?
    Schließlich kam Saturninus, der einheimische Gladiatorenmeister, eindeutig bei einem Großteil des Publikums beliebt. Selbst noch vor der Verkündung des Herolds ging ein hörbares Staunen durch die Menge. Der Kämpfer, den er hineinführte, wurde als ungeheuerlich betrachtet - es war eine Frau.
    »Scilla!«
    Der neben ihr gehende Saturninus machte eine ausholende, selbstironische Geste, als wollte er sagen, dass er ihr unter Druck erlaubt hatte, ihr Anliegen selbst zu verteidigen. Er erntete zynisches Gelächter. Die einheimischen Zuschauer johlten anzüglich, während die kleineren Gruppen aus Oea und Sabratha sich über den Kämpfer aus Leptis lustig machten.
    Statt des üblichen Lendenschurzes trug sie aus Anstandsgründen eine kurze Tunika mit dem Schwertgürtel eines Gladiators um die Taille. Stiefel. Zwei Beinschienen. Ein rundes Buckelschild und das sichelförmige Schwert - sie mimte einen Thraker. Ihr Helm, vielleicht speziell für sie angefertigt, sah leicht, aber solide aus und hatte ein gitterartiges Visier, das sie geöffnet hatte, damit die Menge beim Einmarsch ihr stolzes Gesicht sehen konnte.
    Ihr großer Moment. Unwahrscheinlich, dass sie schon zuvor in der Arena aufgetreten war, obwohl es hin und wieder Kämpfe zwischen Frauen gab. Sie wurden mit einer Mischung aus empörter Verachtung und Lüsternheit hingenommen.
    Frauen, die sich zum Training in Gymnasien begaben, sanken in den Augen der Römer auf niedrigstes Niveau. Kein Wunder, dass Pomponius nach Leonidas' Tod jeden Verdacht unangemessenen Verhaltens von seiner Verlobten hatte abwenden wollen. Er musste versucht haben ihre Leidenschaft als fehlgeleitetes Steckenpferd abzutun, obwohl er sie trotzdem mit jener tödlichen Privatvorführung

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