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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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stand. Plötzlich rannte Scilla auf ihn zu und schlug einen erstaunlichen Salto. Wegen ihres geringeren Gewichtes und der leichten Rüstung war sie in der Lage, akrobatischere Sprünge auszuführen als die meisten Gladiatoren. Sie flog an Romanus vorbei, holte sich ihren Schild zurück und schüttelte mit einer Hand das Netz ab, das Fidelis darüber geworfen hatte.
    Sofort drehte sie sich um und verfolgte Romanus im klassischen Stil der Thraker, den kleinen Schild auf Kinnhöhe, horizontal, das scharfe Krummschwert ausgestreckt auf Höhe der Hüfte. Scillas Schwert fuhr hin und her, während sie vorwärts drängte. Drohend schüttelte sie den Schild, um ihren Gegner abzulenken. Saturninus, der als ihr Lanista echte oder vorgetäuschte Begeisterung zeigte, feuerte sie aufgeregt an. Aus der Menge ertönte noch mehr satirisches Gebrüll.
    Romanus wehrte sich mit einigem Können, aber ich hatte nicht viel Hoffnung für ihn. Das Mädchen stand unter enormem Druck, bestimmt nicht nur angetrieben durch den Wunsch, Rache für Pompo- nius zu üben, sondern auch von dem Ehrgeiz, überragende weibliche Kühnheit unter Beweis zu stellen. Ich glaubte nicht, dass sie sich mit dem Tod von Fidelis, dem Sklaven eines anderen, zufrieden geben würde. Und ich bezweifelte, dass ihr Kampf gegen Romanus persönlich motiviert war.
    Wer war dieser Romanus? Kannte Scilla ihn? Wenn er ihr Agent war, der Calliopus aus Oea hierher gelockt hatte, wie war es dazu gekommen, dass er sich heute von Calliopus zum Trottel machen ließ? Hatte Calliopus die erfundene Geschichte der Gerichtsverhandlung, bei der er gegen Saturninus aussagen sollte, übel genommen, den Boten gefangen gesetzt und ihn mit Drohungen gezwungen, heute diese Rolle zu spielen? Ich hatte das entsetzliche Gefühl zu wissen, warum »Romanus« in der Arena war. Ich dachte sogar, ich müsse einen Weg finden, ihn aus seiner misslichen Lage zu befreien. Aber es gab keinen.
    Sie kämpften länger, als ich es für möglich gehalten hätte. Scilla wurde an der Wade verletzt. Sie blutete stark, nahm aber keine Notiz davon. Romanus wirkte jetzt ein wenig mitgenommen. Unter dem Helm mit dem durchgängigen Visier war sein Gesichtsausdruck nicht zu erkennen, aber er bewegte sich ruckhafter. Scilla schien unerschöpfliche Energie zu besitzen.
    Seine Bewaffnung war schwerer, und die Hitze musste ihm zusetzen. Als sie im Verlaufe des Gefechts einmal zufällig etwas auseinander drifteten, hatte er Gelegenheit, kurz zu Atem zu kommen. Ich bemerkte, dass er seinen Kopf schüttelte wie ein Schwimmer, der Wasser in die Ohren bekommen hat. Wenn ihm Schweiß hinter den Augenschlitzen seines Helms herunterrann, würde er blind kämpfen müssen.
    Irgendwas an ihm kam mir immer vertrauter vor.
    Sie gingen wieder aufeinander los. Diesmal war es ein scharfes, wütendes Gefecht. Er drängte sie über den Sand zurück. Wenn er im Vorteil war, zeigte er größere Kraft, aber diese Kraft länger als für kurze Ausfälle aufrechtzuerhalten schien ihn zu überfordern. Sie verfügte offenbar über mehr Erfahrung und technisches Können. Die Menge wurde fast still, ergriffen von Ehrfurcht und Vorahnung. Plötzlich stolperte Romanus. Sein Fuß rutschte unter ihm weg, und er fiel auf den Rücken. Er musste sich das Bein verrenkt haben, denn er konnte nicht aufstehen. Es gelang ihm, sich mit einer Hand ein wenig aufzustützen. Scilla stieß einen schrillen Triumphschrei aus. Sie stand über ihm und wandte sich wieder der Menge zu, die Arme hochgestreckt, das Schwert erhoben. Sie war bereit, erneut den Todesstreich auszuführen.
    Gebrüll ertönte, Calliopus rannte zu seinem Kämpfer. Scilla wirbelte herum, die Augen immer noch auf die Sitzreihen gerichtet, wo jetzt alle aufgesprungen waren und sich die Seele aus dem Leib brüllten. Mit einem wütenden Hieb schlug die Frau zu. Sie hatte nicht hingesehen - zumindest schien es so. Ein Mann schrie auf. Dann starb ein Mann. Aber statt Romanus war es Calliopus.
    Wie beim ersten Mal sprang Scilla zurück, das Schwert siegreich erhoben. Dass sie den falschen Mann getötet hatte, spielte für sie keine Rolle. Ich sah, wie sich Saturninus zurückzog. Er wusste, dass er ihr nächstes Ziel war.
    »Das war Absicht!«, japste Justinus.
    Dann japste er noch mal. Menschen aus der Menge schrien auf. Als sich die Frau triumphierend umdrehte, setzte Romanus alle in Erstaunen: Er stemmte sich vom Boden hoch und stand wieder auf den Füßen.
    Diesen Trick kannte ich. Glaucus nannte das

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