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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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die Unschuld vorzuspielen.
    »Gibt es einen Grund dafür, Marcus?«
    »Ich bin kein Experte. Silphion war immer ein Vorrecht der Reichen.«
    »Es ist eine Art Gewürz, oder? Wurde in gemahlener Form importiert«, sinnierte Helena. »Kam es nicht aus Afrika?«
    »Inzwischen nicht mehr.« Ich stützte mich auf die Ellbogen und sah sie an. »Was soll das Gerede über Silphion?« Sie schien entschlossen, nicht damit rauszurücken, aber ich kannte sie gut genug, um mir denken zu können, dass es sich hier nicht um eine einfache Quizfrage handelte. Ich kramte in meinem Gedächtnis und verkündete: »Silphion, bei denen, die es sich nicht leisten können, auch als Stinkender Ziegenatem bekannt ...«
    »Das hast du dir ausgedacht!«
    »Wenn ich mich recht erinnere, riecht es wirklich sehr stark. Silphion kam früher aus der Cyrenaika. Die Kyrener schützten ihr Monopol eifersüchtig.«
    »Man sieht es noch auf Münzen aus Kyrene, die man auf dem Markt als Wechselgeld in die Hand gedrückt bekommt, oder?«
    »Schaut wie ein Bündel grotesker Zwiebeln aus.«
    »Waren die Griechen nicht ganz verrückt danach?«
    »Ja. Wir Römer haben uns in diesem einen Fall erlaubt, sie nachzuahmen, da es um unseren Magen ging, der immer die Oberhand über unseren Nationalstolz gewinnt. Das Zeug war stark, aber die dusseligen Bauern aus der Gegend, wo es wuchs, haben ihre Herden dort weiden lassen, bis die kostbare Pflanze verschwand. Wahrscheinlich haben sie deswegen furchtbaren Ärger mit ihren städtischen Verwandten gekriegt, die durch das Silphion-Mo- nopol reich geworden waren. Kyrene muss eine tote Stadt sein. Die letzten bekannten Schösslinge wurden an Nero geschickt. Dreimal darfst du raten, was er damit gemacht hat.«
    Helenas Augen weiteten sich. »Soll ich es wagen?«
    »Er hat sie gegessen. Hör mal, junge Frau, hast du dir etwa eine kaiserliche Obszönität mit einem hoch gepriesenen Gewürzkraut vorgestellt?«
    »Natürlich nicht! Erzähl weiter.«
    »Was gibt's da noch hinzuzufügen? Neue Schösslinge wurden nicht mehr gesichtet. Kyrene verfiel. Römische Köche trauern. Jetzt importieren wir eine minderwertige Silphionart aus dem Osten, und bei Banketten klagen die Feinschmecker über das verlorene goldene Zeitalter, als stinkende Kräuter noch wirklich stanken.«
    Helena bedachte, was ich gerade gesagt hatte, und siebte die Übertreibungen selbst aus. »Sollte jemand die kyrenische Silphionart wieder entdecken, würde er damit wohl ein Vermögen machen, oder?«
    »Den Mann, der die findet, würde man als Retter der Zivilisation betrachten.«
    »Wirklich, Marcus?« Helena sah mich begeistert an. Mein Herz sank.
    »Liebling, du willst doch hoffentlich nicht vorschlagen, dass ich mit einem Pflanzenheber und einem Weidenkörbchen aufs nächste Schiff springe und nach Nordafrika segle? Ich würde doch lieber Steuerhinterziehern nachjagen, selbst zusammen mit Anacrites. Außerdem ist der Zensus eine etwas sicherere Angelegenheit.«
    »Quetsch du nur weiter säumige Zahler aus, Schatz.« Helena war eindeutig abgelenkt; sie hatte zugelassen, dass ich mir die Kohlschüssel nahm und die Koriandersoße austrank. »Meine Eltern haben endlich einen Brief von Quintus bekommen. Und ich auch.«
    Ich stellte die Schüssel so unauffällig wie möglich zurück. Quintus Camillus Justinus war Helenas jüngerer Bruder. Momentan galt er als vermisst, zusammen mit einer Erbin aus Baetica, die Justinus' älterer Bruder hatte heiraten sollen. Justinus, der einst das persönliche Interesse des Kaisers genossen und eine spektakuläre Karriere vor sich gehabt hatte, war jetzt nur noch ein in Ungnade gefallener Senatorensprössling ohne Geld (die Erbin war vermutlich von ihren tief enttäuschten Großeltern bei deren Ankunft in Rom zu der nicht stattfindenden Hochzeit sofort enterbt worden).
    Nach wie vor war unklar, ob Helenas Lieblingsbruder mit Claudia Rufina aus echter Liebe durchgebrannt war. Wenn nicht, saß er wirklich fest. Im Nachhinein - sobald sie verschwunden waren - hatten wir alle erkannt, dass sie ihn angehimmelt hatte. Anders als ihr spießiger Verlobter Aelianus war Jus- tinus ein gut aussehender junger Hund mit einem lustigen Zwinkern im Auge und einem einnehmenden Wesen. Was er für Claudia empfand, war mir nicht ganz klar. Und auch wenn er ihre Hingabe erwiderte, blieb er weiterhin in Ungnade. Er hatte seine Hoffnung für einen Posten als Senator weggeworfen, seine Eltern enttäuscht und konnte sich auf eine lebenslange Fehde mit

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