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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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stehenden Futtertrog. Das Ding fiel fast auseinander; es musste ein sehr gewalttätiges Leben hinter sich haben. »Was ist mit dem Trog passiert?«
    »Wir hatten mal ein Krokodil.« Das schien alles zu erklären.
    »Du klingst, als hättest du das Viech nicht leiden können.«
    »Ich hab es gehasst. Wie wir alle. Laurus hat es versorgt, den Göttern sei Dank. Eines Tages verschwand der arme alte Laurus spurlos, und wir nahmen an, dass das widerliche Biest ihn verspeist hat. Mit Haut und Haar.«
    »Wenn das Krokodil Laurus erledigt hat, wer hat dann das Krokodil erledigt?«
    »Iddibal und die anderen, bei der Venatio während der Augustalischen Spiele.«
    Ich grinste. »Iddibal ist derjenige, der weiß, wohin er seinen Speer zu stecken hat?«
    »Wie bitte, Falco?«
    »Entschuldige, das war gemein. Hat er nicht diese schicke Puppe, die hinter ihm herjagt?«
    »Keine Ahnung.« Das klang aufrichtig. Aber das tun Lügen immer. Der Bursche schien darüber nachzudenken, mit ziemlich verkniffenem Gesicht, und fügte dann mit einem Seitenblick auf mich hinzu: »Wer kennt sich denn schon mit dem mysteriösen Iddibal aus?«
    Ich ging nicht darauf ein, merkte es mir aber.
    Heute hatten sie Kohlebecken entzündet, damit die Tiere es warm hatten. Der Mief ließ den Geruch fast unerträglich werden. Mir wurde ganz schlecht von dem Gestank, der Hitze, dem Knurren und Brummen und den gelegentlichen Scharrgeräuschen. Eine offene Tür am Ende des Gebäudes fiel mir auf, die ich vorher noch nicht bemerkt hatte. Keiner hielt mich an, also latschte ich hin und schaute hinein. Ich fand einen zweifelhaft kleinen Pferch mit der Aufschrift »Rhinozeros« und einen gekachelten mit feuchten Rändern und der Angabe »Seelöwe«; beide waren leer. Ein trauriger Adler saß auf seiner Stange und rupfte an seinen Federn. Und ein riesiger schwarz- mähniger Löwe stieß ein gewaltiges Gebrüll aus.
    Nachdem Leonidas tot war, hatte ich aus irgendeinem Grund am allerwenigsten erwartet, eine weitere große Katze zu sehen. Der Löwe war eingesperrt, Jupiter sei Dank. Ich wich zwar nicht zurück, bedauerte aber meinen Mutanfall. Er war mehr als zwei Schritte lang. Die Muskeln in seinem geraden Rücken bewegten sich ohne Anstrengung, während er auf und ab lief. Er sah jünger aus als Leonidas und viel unglücklicher über seine Gefangenschaft. Auf einem Brett, das an den Gitterstäben lehnte, war sein Name mit »Draco« angegeben. Bei meinem Eintritt sprang er vor und ließ mich mit einem gewaltigen Brüllen wissen, was er mit mir machen würde, wenn er mich erwischte. Als ich nicht zurückwich, schlich er wütend am Gitter entlang, suchte nach einer Ausbruchsmöglichkeit zum Angriff.
    Ich zog mich aus dem Raum zurück. Das Gebrüll des Löwen hatte die Sklaven aufmerksam gemacht. Sie stießen ein anerkennendes Pfeifen aus, als sie sahen, wie bleich ich geworden war. »Draco scheint es in sich zu haben.«
    »Er ist neu, mit dem letzten Schiff aus Karthago gekommen. Bei der nächsten Tierhetze wird er eingesetzt.«
    »Irgendwas sagt mir, dass ihr ihn noch nicht gefüttert habt. Er sieht sogar so hungrig aus, als hätte er seit Afrika nichts mehr zu fressen bekommen.«
    Die Sklaven grinsten alle. Ich sagte, ich würde hoffen, der Käfig sei stabil. »Oh, wir bringen ihn nachher woanders unter. Eigentlich gehört er hier rein.«
    »Warum ist er in Einzelhaft? Hat er sich schlecht benommen?«
    »Ach ...« Plötzlich wurden sie unbestimmt. »Die Tiere werden dauernd umquartiert.«
    An ihrer Antwort war nichts zu mäkeln, und doch kamen mir deutliche Zweifel. Statt sie in Unruhe zu versetzen, fragte ich nur: »Hat Leonidas auch ein Namensschild gehabt? Wenn keiner es haben will, könnte ich es als Andenken behalten?«
    »Klar, kannst du, Falco.« Sie schienen erleichtert, dass ich das Thema gewechselt hatte. Einer holte das Schild, wozu er, wie mir auffiel, in den inneren Raum musste. Ich versuchte mich daran zu erinnern, ob ich Leonidas' Namensschild schon vorher an seinem Käfig gesehen hatte. Es gelang mir nicht, und als es gebracht und mir ausgehändigt wurde, erkannte ich die ungleichmäßigen roten Buchstaben nicht wieder. Ich sah es tatsächlich zum ersten Mal.
    »Warum habt ihr das Schild da drinnen aufbewahrt statt an seinem Käfig?«
    »Es muss an seinem Käfig gehangen haben, als er noch drin war.«
    »Seid ihr sicher?« Keiner antwortete. »Eure Tiere haben alle Namen, oder?«
    »Wir sind ein freundlicher Haufen.«
    »Und das Publikum hat gern was

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