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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Straßenverkäufer rannten mit ihren Bauchläden weg. Eltern packten ihre Kleinkinder. Junge Männer duckten sich hinter Statuen. Die Leopardin sah sich um und schätzte die Situation ein.
    »Keiner bewegt sich! Dreht das verdammte Wasser ab!«, brüllte der Zenturio, als wäre die Wasserspritze nicht seine Idee gewesen.
    Alles wurde ruhig. Die Leopardin gähnte. Aber ihre Augen blieben wachsam; ihr Kopf drehte sich sofort bei jeder auch nur angedeuteten Bewegung.
    »Bewahren Sie Ruhe!«, rief der Zenturio, dem der Schweiß aus allen Poren lief. »Überlassen Sie uns die Sache! Wir haben alles unter Kontrolle ...«
    Die Leopardin beschloss, dass er sie nervte, kauerte reglos am Boden und fixierte ihn mit den gefährlichen dunklen Augen.
    »Oh, große Götter«, murmelte einer der Vigiles mit leiser Stimme. »Sie hat's auf Piperita abgesehen!«
    Ein anderer lachte kurz auf und riet dann in wenig hilfreichem Ton: »Beweg dich lieber nicht, Zenturio.«
    Unw illk ürlich musste ich grinsen. Ich gehörte innerlich noch immer zu den Fußsoldaten und hoffte nach wie vor, dass es einen Vorgesetzten erwischte. Der Zenturio hatte jetzt eigene Sorgen, also übernahm ich den Befehl. »Keine plötzlichen Bewegungen, Piperita. Sie hat wahrscheinlich mehr Angst als wir . « Die alte Lüge! »Famia«, rief ich leise, »schleicht dich hinten rum, und geh in die Saepta. Sag allen, sie sollen die Außentüren schließen und in ihren Ständen bleiben. Und ihr da drüben lauft um das Pantheon auf die andere Seite der Leopardin, damit wir eine Phalanx bilden und das Viech reintreiben können .«
    Die Siebte reagierte sofort. Sie war einen so laschen Führungsstil gewöhnt, dass sie nie gelernt hatte, sich dagegen aufzulehnen.
    Die reglos kauernde Leopardin ließ den Zenturio nicht aus dem Blick, als wäre er die interessanteste Beute, die sie seit Wochen gesehen hatte. Furchtsam versuchte Piperita sich weiter von ihr wegzuschieben, ohne dass es allzu sehr auffiel. Das regte ihren Jagdinstinkt nur noch mehr an. Wir sahen, wie sich ihre Muskeln anspannten.
    Eine kleine Gruppe Vigiles tauchte hinter den Thermen des Agrippa auf, befand sich jetzt auf der anderen Seite der Leopardin und hatte sich klugerweise mit Espartograsmatten ausgerüstet. Die Grasmatten boten zwar nicht viel Schutz, wirkten aber wie ein festes Hindernis und konnten dazu beitragen, die Bestie in die gewünschte Richtung zu lenken. Die Jungs würden sie auf mich und die anderen zutreiben, aber dagegen ließ sich nichts machen. Ich wies die Männer neben mir an, ihre Umhänge auszuziehen und sie wie Grasmatten vor sich zu halten. Nur wenige trugen Umhänge; selbst im Dezember gehörte so ein Luxusteil nicht zu ihrer Uniform. Zwei besonders nervöse Jungs versteckten sich hinter der Feuerspritze. Ich packte meinen Hocker fester und dirigierte die anderen langsam vorwärts.
    Es funktionierte. Meine Idee zeigte Wirkung. Die Leopardin sah uns näher kommen. Sie versuchte es mit einem Scheinangriff auf unsere Gruppe, aber wir stampften mit den Füßen auf und machten Drohge- bärden; sie kniff den Schwanz ein. Piperita drängte sich hastig zwischen uns und verschwand aus ihrem
    Blickfeld. In die Enge getrieben, suchte die Leopardin nach einem anderen Fluchtweg. Von beiden Seiten kamen Männer auf sie zu und bildeten eine V- förmige Phalanx mit der Spitze am Pantheon. Damit blieb ihr nach vorne viel Platz, was sie ermutigen sollte, sich durch einen der großen Seiteneingänge in die Saepta zurückzuziehen. Famia rief mir vom oberen Stockwerk zu, dass alle anderen Türen geschlossen seien. Es würde klappen.
    Dann passierte die Katastrophe. Als sich die Leopardin gerade dem offenen Tor näherte, dröhnte von drinnen eine vertraute Stimme: »Marcus! Was ist da draußen los, Marcus? Was zum Hades treibst du da?«
    Ich konnte diesen Alptraum kaum glauben. Die kleine, rundliche Gestalt meines Vaters schoss aus den Saepta. Konfrontiert mit der Katze, blieb er mitten im Eingang stehen - graue Locken, erzürnte braune Augen, aufrührerischer Blick, null Verstand. Famia musste ihm geraten haben, sich zu verbarrikadieren - also kam der Trottel sofort rausgerannt, um zu sehen, warum.
    Als Erstes dachte er wohl an Flucht, dann, typisch Papa, klatschte er in die Hände, als wollte er Kühe zusammentreiben. »Hopp! Hopp! Verschwinde, Miezekatze!«
    Na bravo.
    Die Leopardin warf ihm einen Blick zu, fand Ge- minus als Appetithappen offenbar zu grausig, machte Hals über Kopf kehrt und rannte in

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