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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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musste Toleranz heucheln. »Hör zu, du bist doch ein sprudelnder Wissensquell, was die Unterhaltungsbranche angeht. Darf ich diesen Quell anzapfen?« Famia war zu sehr mit meiner Flasche beschäftigt, um abzulehnen.
    »Was hört man denn so über den Grabenkrieg der Tierimporteure? Jemand hat mir erzählt, die La- nistae machen sich fast in den Lendenschurz, weil sie alle hoffen, durch das neue Amphitheater auf dem Forum reihenweise goldene Weinkühler für ihre Beistelltische zu verdienen.«
    »Habgier ist alles, was die kennen.« Und so was ausgerechnet von ihm. Das war stark.
    »Spitzt sich ihre Rivalität zu? Müssen wir uns auf einen Trainerkrieg gefasst machen?«
    »Die gehen sich dauernd an den Kragen, Falco.« Der Wein hatte einen Minirest von Intelligenz bei ihm freigesetzt. Er war fast in der Lage, eine vernünftige Unterhaltung zu führen. »Aber es stimmt schon, sie denken, in der neuen Arena würde sich gewaltig was tun. Das wäre gut für uns alle. Obwohl man noch nichts davon gehört hat, wie die Sache organisiert werden soll.«
    »Was glaubst du?«
    Ich hatte zu Recht vermutet, dass Famia bereits eine Lieblingstheorie hegte. »Ich glaube, die verdammten Lanistae mit ihren wohl gehüteten Quellen für wilde Tiere und ihren privaten Kämpfercliquen werden ihr blaues Wunder erleben. Wenn du mich fragst - oh, du hast mich ja gefragt ...«
    »Was bist du doch für ein Witzbold!«
    »Tja, ich wette, der Staat wird das alles übernehmen und selbst organisieren.«
    »Vespasian ist ein Organisator«, stimmte ich zu. »Er stellt das Flavische Amphitheater als sein Geschenk an die Massen dar. Der gütige Kaiser, der sich freundlich vor dem Senat und dem Volk von Rom verneigt. Wir wissen alle, welche Folgen das hat. SPQR steht für offizielle Katastrophe. Staatssklaven, Komitees, konsularische Kontrolle.«
    »Vespasian hat zwei Söhne, beides junge Burschen«, sagte Famia und unterstrich das Gesagte mit wedelndem Daumen. »Er ist der erste Kaiser seit Menschengedenken, der diesen Vorteil besitzt - sein eigenes Spielekomitee. Er wird der Welt fantastische Spiele präsentieren - und eins kann ich dir sagen: Die ganze Sache wird von einem Büro im Goldenen Haus aus organisiert, geführt von Titus und Domitian.«
    »Ein Palastkomplott?« Falls noch niemand diesen Plan ausgeheckt hatte, könnte ich das selbst tun, dachte ich, und ihn zu meinem eigenen Vorteil Vespasian vorschlagen. Besser noch, ich würde ihn Titus Cäsar vorschlagen, damit der Gelegenheit hatte, ihn formell einzubringen und seinem Bruder zuvorzukommen, bevor Domitian wusste, was los war. Titus war der Haupterbe, der Mann der Zukunft. Seine Dankbarkeit war etwas, das ich mir erhalten wollte. »Du könntest Recht haben, Famia.«
    »Ich weiß, dass ich Recht habe. Sie werden den privaten Lanistae alles aus der Hand nehmen, mit der Begründung, das neue Amphitheater sei zu wichtig, um es unkontrollierten Privatunternehmen zu überlassen.«
    »Und du glaubst, wenn erst einmal die staatliche Organisation eingeführt ist, wird sie zur permanenten Einrichtung?«
    »Der reinste Schlamassel.« Famias Vorstellung politischer Kommentare bewegte sich auf ausgetretenen Bahnen. Die vier Rennställe wurden von Privatleuten gesponsert, aber es war schon lange die Rede davon, dass der Staat sie übernehmen würde. Vielleicht würde das nie der Fall sein, doch Famia und seine Kollegen hatten sich vorsichtshalber schon mal die entsprechenden Vorurteile angeeignet.
    »Kaiserliche Kontrolle: Die Tiere werden von den Legionen eingefangen und von der staatlichen Flotte verschifft; Gladiatoren werden in armeeähnlichen Kasernen trainiert; Palastbeamte führen das Unternehmen. Aller Ruhm dem Kaiser. Und alles wird aus dem Staatsschatz im Saturntempel bezahlt«, dachte ich dummerweise laut vor mich hin.
    »Also von meinem schwer verdienten Silber, das ich für die verdammte Zensussteuer ausspucken musste.« Zum Glück schien Famia noch nichts von meinem derzeitigen Posten gehört zu haben.
    Mein Schwager erreichte den Punkt, an dem er mir die Probleme in seinem Privatleben anvertrauen wollte. Ich hielt sie alle für seine Schuld, und außerdem stand ich auf der Seite meiner Schwester. Ich unterbrach sein Gejammer, fragte, ob er mir etwas über Calliopus erzählen könne oder, besser noch, über Saturninus, den Rivalen, der einen wichtigen Platz im Geschäftsleben meines Verdächtigen einzunehmen schien.
    Famia behauptete, die Tierimporteure und Gladiatoreneinpeitscher seien

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