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Den Löwen Zum Frass

Den Löwen Zum Frass

Titel: Den Löwen Zum Frass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Gebäudekomplex war es ganz still. Aber ich hatte das Kratzen von Klauen auf Marmor gehört - sehr nahe.
    Ganz vorsichtig drehte ich mich um. Die Leopardin beäugte mich. Sie hatte sich auf einer der Wandbänke niedergelassen, saß auf den Hinterpfoten wie ein schwitzender Badegast - zwischen mir und der Tür.
    »Braves Mädchen ...« Sie knurrte. Es war furchterregend. Na gut. Mein Glück beim weiblichen Element war nie besonders groß gewesen.
    Ich hielt mich muckmäuschenstill. Es gab keinen Ausweg. Ich hatte zwar meinen Dolch, war aber ansonsten unbewaffnet. Selbst mein Mantel lag auf dem flachen Marmorsitz hinter der Leopardin.
    Der Boden war rutschig, was durch verschüttetes Badeöl noch verstärkt wurde. Badeöl mit Weinblütenduft. Der Geruch, den ich am meisten hasste, eher fischig als festlich. Nadelspitze Splitter des zerbrochenen Alabastrons, in dem sich das Öl einst befunden hatte, lagen ebenfalls verstreut auf dem Boden.
    Ich machte mich auf das Schlimmste gefasst. Tut man das, passiert es auch. Wenn nur Erfolg so leicht zu erringen wäre. Die Feuchtigkeit hatte mich erschöpft. Für so was war ich nicht geschaffen. Ich hat-
    te mich nie für die Jagd interessiert. Trotzdem wusste ich, dass auch ein erfahrener Jäger sich niemals mit nur einem miesen kleinen Dolch an einen großen, durchtrainierte Leoparden wagen würde.
    Die gefleckte Katze leckte sich die Schnurrhaare. Sie wirkte vollkommen entspannt.
    Zu meiner Überraschung kamen von draußen Geräusche - leise Stimmen und eilige Schritte, die sich durch den Flur näherten. Die Leopardin zuckte mit den Ohren und knurrte drohend. Meine Kehle war zu trocken, um nach Hilfe zu rufen - was sowieso keine gute Idee war. Sehr langsam ging ich in die Hocke, hoffte, dass sich die Katze mit menschlichen Drohhaltungen auskannte. Meine Stiefelsohle rutschte auf dem öligen Boden. Der widerwärtige Geruch des verschütteten Oinanthe schnürte mir die Luft ab. Die Leopardin bewegte sich auch und rutschte ebenfalls aus; ihre große Pfote baumelte von der Bank. Um Würde bemüht, richtete sie sich auf und schaute verärgert. Wieder kam ein tiefes, heiseres Knurren aus ihrer Kehle. Wir belauerten uns jetzt, obwohl ich desinteressiert tat, ihr keine Herausforderung bot. Sie konnte immer noch fliehen, konnte runterspringen, sich umdrehen und davonschleichen. Zumindest, bis die Stimmen, die wir beide gehört hatten, noch näher kamen. Dann saß sie, wie wir beide wussten, in der Falle.
    Der Raum war großzügig angelegt. Hohe Wände. Gewölbte Decke. Platz genug für die ganze Augurengilde vom Minervatempel in den Saepta, hier im
    Dampf herumzulungern, ohne sich mit den Ellbogen zu stoßen. Für einen Mann, der von einer Fleisch fressenden Wildkatze in die Enge getrieben worden war, wirkte er plötzlich sehr begrenzt.
    Die Stimmen erreichten die Tür. »Bleibt draußen!«, rief ich. Sie kamen trotzdem rein.
    Die Leopardin beschloss, dass die Männer, die jetzt hinter ihr waren, Gefahr bedeuteten. Ich muss einfach mitleiderregend ausgesehen haben. Sie erhob sich und kam entlang der Wandbank auf mich zu, zwar immer noch wachsam wegen der Unruhe an der Tür, aber doch voll auf mich konzentriert. Ich drückte mich an das Steinbecken und schob mich daran längs. Das Becken war schulterhoch und konnte mir vielleicht Schutz bieten. Doch ich kam nicht weit genug. Ob die große Katze nun auf das Becken springen wollte oder es auf mich abgesehen hatte, sie kam jedenfalls mit einem Riesensatz auf mich zu. Ich brüllte und riss meinen Dolch hoch, aber ich hatte nicht die geringste Chance.
    Dann verfing sich wohl eine ihrer Pfoten in der Abflussabdeckung - eines der kleinen quadratischen Gitter mit Blumenmuster, durch das der kondensierte Dampf abfließen konnte. Mit gespreizten Beinen kämpfte sie um ihr Gleichgewicht. Entweder hatte sie sich am Gitter oder an einem Splitter des Ala- bastrons verletzt. Wütend biss sie in ihre Pfote, aus der Blut floss. Ich brüllte immer noch, versuchte sie von mir wegzutreiben.
    Jemand drängte sich durch die Männer am Eingang. Etwas Dunkles wirbelte durch die Luft, öffnete sich kurz wie ein Segel und fiel über die Leopardin. Sie wurde zu einem sich windenden Bündel, fauchte und spuckte und hatte sich teilweise in dem Netz verheddert. Aber es reichte nicht. Eine große gefleckte Tatze machte sich von dem Netz frei und schlug wie wild um sich. Das wütende Bündel aus Fell und Klauen kam immer noch auf mich zu.
    Meine Arme flogen hoch, um

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