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Den Oridongo hinauf (German Edition)

Den Oridongo hinauf (German Edition)

Titel: Den Oridongo hinauf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingvar Ambjørnsen
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der Nacht, als sie so lieb war und glaubte, sie stehe an einem Anleger, an dem sie sich das Ende der Reise vorstellte, was mich betraf. Eines Tages gehen wir einfach an Land, und ein Fremder wird den Kopf auf die Pritsche legen, auf der wir den unseren tage-, wochen-, jahrelang haben ruhen lassen. Wir werden im Dickicht verschwinden, während die, die nach uns kommen, wach liegen und auf Kapitän Baraks nächtliche Schritte an Deck lauschen, das Holzbein mit dem Hufeisen, das leicht krankhafte Lachen und das Geräusch der großen Insekten, die immer wieder gegen die gelbe Laterne über dem runden Bullauge fliegen, das Auge zur Welt, zum Fluss und zum Wald, zu allem, was der Wald verbirgt.
    Eines Abends schaut Robert herein, auf dem Heimweg von Laugen, nach seinem Unterrichtsversuch oben im Holländerhaus. Er ist müde und mitgenommen, er hat lange Tage und glaubt nicht mehr, dass die mit Sinn erfüllt sind.
    »Setz dich!« Berit zeigt auf den freien Hocker am Küchentisch. »Kaffee?«
    »Nein, tausend Dank. Ich fühle mich total…«
    Er zittert
    Es kommt nicht oft vor, aber jetzt gehe ich zum Schrank und hole den Kräuterschnaps. Fülle drei Gläser bis an den Rand.
    Das will er.
    Wir trinken aus, ich schenke nach. Stelle die Flasche wieder zurück.
    Er wischt sich mit dem Handrücken den Mund. »Vielen Dank, Ulf. Ich muss wohl für eine Weile mit dem Kaffee aufhören. Der wirkt auf mich wie pures Gift.«
    »Dann trink warmes Wasser«, sagt Berit. »Das klingt zwar komisch, aber versuch es mal. Es wirkt beruhigend. Soll ich dir ein oder zwei Tassen kochen?«
    »Ja, warum nicht … mein Magen fühlt sich einfach an wie asphaltiert.«
    »Geh doch erst mal nicht mehr hin«, höre ich mich selbst sagen.
    »Nein«, sagt er. »Es hat ja offenbar keinen Zweck. Ich bekomme einfach keinen Kontakt zu ihm. Herrgott, wenn nicht einmal die Mutter…«
    »In alten Zeiten wäre er zur Arbeit eingesetzt worden«, sagt Berit mit einer fremden Kälte in der Stimme. »Und wenn er seine Arbeit nicht gemacht hätte, hätte es Prügel gesetzt.«
    Robert und ich denken kurz darüber nach.
    »Hat überhaupt schon mal irgendwer versucht, ihm Kontra zu geben?«, fragt sie dann.
    »Du weißt doch, wie das ist«, sagt Robert zaghaft.
    »Ja, Robert. Genau das weiß ich.«
    »Wir leben nicht in den alten Zeiten«, sage ich.
    »Nein«, sagt sie. »Das tun wir nicht. Aber jetzt haben wir doch gesehen, was nichts hilft. Oder? Glaubt denn irgendwer, dass er in einem Monat freiwillig herauskommen wird? Oder in zweien? Du sagst doch selbst, dass es da drinnen ziemlich angenehm ist, Ulf.«
    Es ist wie ein Schlag mit dem Spaten auf den Hinterkopf.
    »Da drinnen?« Roberts Stimme aus weiter Ferne.
    »O nein«, sagt sie. »Ich…«
    Aber ich bin schon auf dem Weg nach draußen.
    »Ulf! Es tut mir so leid!«
    Tief in der Finsternis. Ziehe Magnes Windjacke an, während ich zwischen den Granitrücken in Richtung Strand laufe.

21
    Alles zerfällt. Das Dasein selbst scheint in Stücke zu gehen. Körper. Erinnerungen. Alle Zukunftsaussichten. Schon nach zweihundert Metern kann ich nicht mehr laufen, sondern verfalle in eine Art Trab, und nun piepst es in meiner Hosentasche.
    Stehen bleiben. Schwere Atemzüge.
    Drei eingelaufene Mitteilungen. Ich schalte das Telefon aus, ohne sie zu lesen. Zähle bis zehn. Bis hundert. Du darfst das Mobiltelefon nicht zerbrechen, Ulf Vågsvik. Darfst es nicht ins Meer werfen. Du musst das Mobiltelefon behalten.
    Wie oft habe ich schon gedacht: Das ist zu schön, um wahr zu sein. Das kann nicht von Dauer sein. Oft. Der Gedanke ist mir in friedlichen Momenten gekommen, während ich im Schuppen mit dem Holz beschäftigt war, oder in der tiefsten Harmonie, ihren Körper dicht an meinem. Während wir in der Dämmerung Jazz hörten, oder in aller Herrgottsfrühe am Frühstückstisch, während sich draußen das Tageslicht über das Fenster senkte. Dann habe ich gedacht, dass das hier nicht von Dauer sein kann. Es ist vorgekommen, dass ich diesen Gedanken als Verrat an ihr aufgefasst habe, ja, an allem, was wir gemeinsam hatten. Ich habe mich ab und zu geschämt, weil ich es mir verweigert habe, in diesem Zustand aus reinem Glück zu ruhen. Ich habe mich so gemein gefühlt.
    Und jetzt stellt sich also heraus, dass die Wirklichkeit, die Realitäten noch gemeiner sind.
    Wie geht es ihr wohl?
    Ich hoffe, es geht ihr total dreckig. Ich hoffe, sie ist wie vernichtet nach diesem Verrat.
    Denn es fängt nicht hier und jetzt an, genauer gesagt

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