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Den schnapp ich mir Roman

Den schnapp ich mir Roman

Titel: Den schnapp ich mir Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Wagstaff
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die Spalte ihrer Hnterbacken. Es war eines seiner bis dahin besten Bilder. Er war völlig in seine Arbeit vertieft und vollkommen überrascht gewesen, als Anna ihn dabei unterbrochen hatte, seine Exfreundin, die er eigentlich sein Leben lang nie mehr hatte wiedersehen wollen. Das Herz war ihm in die Kniekehlen gesunken, als sie in einem tief ausgeschnittenen Kleid, umgeben von einer Wolke aufdringlichen Moschusdufts, in sein Studio getänzelt kam, dass ihm fast übel geworden war.
    »Was willst du hier?«, hatte er misstrauisch gefragt und gespürt, dass er sie auf Abstand halten musste. Seine Beziehung mit Anna war von Anfang an zum katastrophalen Scheitern verurteilt gewesen. Sie kannte seine Schwäche für »verlorene Schäfchen« und hatte sich mit tränenreichen Geschichten bei ihm eingeschmeichelt. Mit einem Gespinst aus Lügen und ihrem ausgeprägten schauspielerischen Talent hatte sie sich einfach in sein Leben und in sein Bett gedrängt und war dann immer klammernder und besitzergreifender geworden. Ununterbrochen hatte sie ihn entweder angerufen, ihm gesimst oder sonstwie seine Aufmerksamkeit gefordert.
    Als Tristan allmählich merkte, wie gestört Anna war, hatte er vorsichtig mehr Abstand gehalten, doch da sie
nach mehreren Wochen immer noch uneingeladen in seinem Bett auftauchte und verlangte, er solle ihr öfter Blumen schicken, obwohl er sich inzwischen endgültig von ihr getrennt hatte, hatte er sich gezwungen gesehen, ihr das mit grausamer Klarheit vor Augen zu führen. In seiner panischen Angst, dass sie seine neue Beziehung zu Sophie ruinieren würde, hatte er sie völlig aus seinem Leben verbannt und gehofft, dass sie sich unter dem Schock seiner Grausamkeit nach einem anderen umsehen würde. Monatelang hatte er dann nichts von Anna gehört und angenommen, dass sie ihn endlich vergessen hatte. Ein Irrtum.
    »Sei doch nicht so, Tris«, hatte Anna geschmollt. »Hast du mich denn gar nicht vermisst?«
    Er hatte ungeduldig geseufzt, weil er einfach weitermalen wollte, ehe Sophie am nächsten Morgen zurückkam. »Ich habe zu tun, Anna. Was willst du?«
    Sie hatte gelacht, war fröhlich in seinem Studio herumspaziert und hatte unaufhörlich geplappert, wie fantastisch ihr Leben jetzt wäre. Tristan hatte versucht, sie einfach zu ignorieren, und sich darauf konzentriert, genau den zarten, rosigen Ton von Sophies Haut zu treffen. Er mischte gerade ein venezianisches Rot mit einem buttergoldenen Ockerton, doch das traf es noch nicht …
    »Aber … wir hatten doch immer so viel Spaß zusammen, Tris!« Annas Stimme klang jetzt weinerlich, und ihr Tonfall beunruhigte ihn. Zögernd wandte er den Blick von dem Porträt und senkte den Pinsel. Er dachte an nichts anderes als daran, Anna so rasch wie möglich aus seinem Studio zu befördern, ohne dass sie völlig ausrastete und seine Bilder zerstörte, wie schon einmal zuvor, als er sie gebeten hatte, sein Haus zu verlassen.
    Dann hatte Anna kehlig gelacht. »Ich weiß, dass du viel zu tun hast, aber ich wollte dich um einen Gefallen bitten.« Damit setzte sie sich auf das Sofa und schlug mit der
Hand neben sich auf die Samtdecke. »Komm, setz dich zu mir, Tristan. Ich beiße nicht. Das verspreche ich dir.«
    Tristan grauste davor, so dicht neben ihr zu sitzen, ignorierte aber seine innere Stimme und setzte sich vorsichtig neben sie. Was dann folgte, hatte er nur noch vage in Erinnerung. Anna war hysterisch in Tränen ausgebrochen, hatte sich ihm an den Hals geworfen und gemurmelt, dass ihre Mutter lebensgefährlich an Krebs erkrankt sei.
    Sie behauptete, ihre Mutter sei ein begeisterter Fan von Tristans Werken, und bat ihn unter zahlreichen Schluchzern, ganz, ganz dringend ein Porträt von ihr, Anna, zu malen. Sie hatte ihn überzeugt, dass es der letzte Wunsch ihrer sterbenden Mutter wäre.
    Tristan glaubte ihr nicht, doch letztendlich hatte er ein sehr weiches Herz – und, um sie endlich loszuwerden, vorgeschlagen, eine rasche Skizze von Anna zu Papier zu bringen. Das würde ihn mehrere kostbare Minuten kosten, die er eigentlich für sein anderes Werk brauchte, aber vielleicht konnte er es aufholen, wenn er bis in die frühen Morgenstunden arbeitete. Anna schien damit zufrieden und war näher gerückt – »wegen des besseren Lichts«, wie sie scheinheilig geäußert hatte.
    Tristan erinnerte sich noch, wie unangenehm ihm ihre Gegenwart gewesen war. Außerdem sorgte er sich, dass Anna mit der Skizze nicht zufrieden sein würde. Immerhin konnte er nur

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