Den schnapp ich mir Roman
reden.«
Tessa sah ihn überrascht an. »Oh.«
»Es geht um Sophie.«
Tessa wandte den Blick ab.
»Also, ich weiß ja nicht, was sich zwischen Ihnen beiden abgespielt hat, aber sie ist richtig bedrückt darüber, dass Sie nicht mehr mit ihr reden.« Gil sah sie ernst und besorgt an. »Ich mache mir Sorgen um sie, Tessa. Sie waren doch so eng miteinander befreundet, und ich glaube, dass Sie ihr sehr geholfen haben, sich hier in Appleton einzuleben.«
»Es ist eine persönliche Angelegenheit«, erwiderte Tessa schuldbewusst. Sie wollte nicht, dass Sophie unglücklich war, und wusste insgeheim, dass sie wohl verzweifelt versuchte, sich mit ihr auszusprechen.
Gil stützte die Hände in die Hüften und wirkte unbewusst sehr weiblich. »Es ist nur … ich glaube, sie kann eine gute Feundin gebrauchen. Ich meine, ich habe Nathan, was ich sehr gut finde, aber Sophie – sie braucht einfach eine Freundin.«
Da ist sie nicht die Einzige, dachte Tessa. Sie sah Gil nach, der wieder zu Susie, der Maskenbildnerin, ging und ihr sein Gesicht zum Auffrischen entgegenstreckte. Dann
las sie wieder den flehenden Text von Sophie, die sie einlud, auf ein Glas Wein zu kommen und sich ihre Entschuldigung anzuhören. Tessa dachte einen Moment nach, ehe sie antwortete. Es war Zeit, das Kriegsbeil zu begraben und sich auszusprechen. Vielleicht brauchten sie beide eine Schulter zum Ausweinen. Da sah sie Will zielstrebig auf sie zuschreiten.
»Falls ihr mich nicht mehr braucht, gehe ich jetzt«, rief sie Joe zu, der ihr mit der freien Hand zuwinkte und dann wieder hinter der Kamera verschwand. Sie schoss in entgegengesetzter Richtung davon, merkte aber vor der Haustür, dass Will mit seinen langen Beinen dieselbe Strecke doppelt so schnell zurückgelegt und sie eingeholt hatte.
»Wir müssen miteinander reden«, keuchte er und griff nach ihrer Hand.
»Wirklich?« Sie schüttelte ihn ab, erbebte aber bei seiner Berührung. »Ich glaube wirklich nicht, dass wir einander viel zu sagen haben.« Tessa starrte in seine dunkelblauen Augen und spürte, wie sie innerlich dahinschmolz. Dann zwang sie sich, an Claudettes perfekte Lippen zu denken, wie Will sie küsste, und ihr Entschluss stand bombenfest. »Henny hat mich gebeten, die Heizung zu erwähnen. Darüber könnten wir plaudern.«
»Gott, warum bist du nur ständig so verdammt …« Will schlug frustriert mit einer Hand gegen den Türrahmen. Doch unfreiwillig überzog ein Grinsen seine Züge. »Du bist wirklich fürchterlich, weißt du das?«
Tessa spürte, wie auch ihre Mundwinkel zuckten, kämpfte aber dagegen an. Wenn Will so grinste, brach er jedes Herz. Nur gut, dass das in ihrer Nähe nicht oft vorkam. Sie würde es dann noch viel schwerer finden, ihm zu widerstehen. Urplötzlich konnte sie an nichts anderes mehr denken als an seine Hände in ihrem Haar, seinen Mund, und sie blickte verlegen beiseite.
Will nahm ihr Kinn in die Hand und drehte ihren Kopf herum. »Ich schicke jemanden hinüber wegen der Heizung, aber deshalb wollte ich nicht mit dir reden, Tessa. In der Nacht nach dem Sommerfest … haben wir …«
»… zu viel getrunken?«, unterbrach sie ihn, wandte erneut den Blick ab und spürte, wie ihr das Herz sank. Will bereute es, das war alles, und er wollte sich entschuldigen und damit die Sache wieder einrenken. Egal wie grob und unhöflich er auch zu ihr war, normalerweise war Will ein perfekter Gentleman. Und in jener Nacht hatte er etwas für ihn völlig Untypisches getan. Das machte ihm vermutlich schwer zu schaffen. Tessa blickte in den unaufhörlich niederprasselnden Regen und dachte, wie sehr das Wetter ihrer Stimmung entsprach. Doch dann zog Will sie völlig überraschend in eine Mauernische.
»Ich weiß nicht, ob wir zu viel Champagner getrunken haben oder nicht«, begann er, »aber der Kuss … wir hätten nicht …«
»Weiß ich. Es tut mir leid. Vermutlich war es meine Schuld. Ich habe mich dir an den Hals geworfen … oder so …« Ihre Stimme klang leise und tonlos.
Will schnaubte ungeduldig. »Warum machst du alles so schwer? Ich weiß nicht, ob ich dir eine Ohrfeige geben soll oder … dich nochmal so küssen.«
Mit klopfendem Herzen starrte sie ihn an. Erschrocken merkte sie, dass sie sich Letzteres wünschte. Will beugte sich vor. Tessas Magen krampfte sich vor Erwartung zusammen.
»Ich meinte, dass es nicht hätte geschehen dürfen, aber das ist es nun mal, und ich habe mich gefragt, warum, und die einzige Erklärung, die mir einfällt ist,
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