Den schnapp ich mir Roman
wäre ihr alles völlig egal.
Und das alles wegen der verdammten Alicia. Milly bog stirnrunzelnd in die lange Auffahrt nach Appleton Manor ein. Die Bäume hatten ihr Laub abgeworfen und standen jetzt nackt und starr da. Der wilde Wein ums Haus bot immer noch ein prachtvolles Farbschauspiel, owohl auch das in dem andauernden Regen immer spärlicher wurde und die Ranken sich hilflos an die Mauern zu klammern schienen.
Wütend kratzte Milly an einem Pickel am Kinn. Es ärgerte sie, dass ihr blöder Bruder mit der blöden Alicia zusammen war, aber sie musste schon grollend zugeben, dass ihre Gegenspielerin sehr attraktiv war. Zumindest körperlich. Alicia hatte auffallend rötlich braunes Haar und eine sahneweiße Haut mit goldenen Sommersprossen.
Außerdem war sie sehr schlank, hatte aber einen üppigen Busen und sehr sinnliche grüne Augen.
Kein Wunder, dass David jedes Wochenende von der Uni nach Hause kam, dachte Milly bitter. Er war verliebt, und es schien, dass Alicia für ihn das Gleiche empfand. Sie verbrachten jede freie Minute miteinander, und wenn sie nicht zusammen waren, stieg ihre Telefonrechnung in astronomische Höhen. Milly fand das zum Kotzen, aber sie war einfach bloß eifersüchtig. Wenn Freddie ihr nur ein kleines bisschen entgegengekommen wäre, ginge es ihr nämlich ganz genauso – bis zum Anschlag verliebt. Und was India bloß in Alicia sah? Es sei denn, sie wäre sich über ihre Sexualität nicht im Klaren und Alicia bisexuell gewesen. Ansonsten konnte Milly nicht begreifen, warum sie so viel Zeit miteinander verbrachten.
Als sie auf das Schlösschen zuging, sah sie durch die Bäume hindurch etwas Rötliches aufblitzen. Sie spürte, wie Wut in ihr hochstieg – wenn man vom Teufel spricht! Es war Alicia, die zierlich in ihrem flaschengrünen Mantel aus weichstem Kaschmir und mit schwarzen Reitstiefeln durch die Laubberge trippelte, als hätte sie keine einzige Sorge auf der Welt. Ohne groß nachzudenken, ging Milly schneller und holte Alicia rasch ein.
»Oh, du hast mich aber erschreckt!« Alicia sah sie freundlich mit ihren grünen Augen an. Sie gingen offen und nett miteinander um, waren aber beide etwas verhalten. »Ich hatte gehofft, dich zu treffen.«
»Ja, wirklich? Ja, ich dich auch. Ich wollte mit dir über India reden«, erwiderte Milly. Aus der Nähe war Alicia noch attraktiver. Die Rottöne ihres Haars passten wunderbar zu dem milchweißen Teint. Die grünen Augen wirkten unglaublich zärtlich und verführerisch, und Milly dachte eifersüchtig, dass Tristan Alicia wohl liebend gerne auf die Leinwand bannen würde.
»India Taylor-Knight? Du willst über India reden?« Nervös strich Alicia sich eine rotbraune Locke, dick wie ein Fuchsschwanz, aus dem Gesicht. Dann senkte sie den Blick und kratzte mit der Stiefelspitze verlegen in den Blättern. »Damit hatte ich nicht gerechnet.«
Milly fand Alicias Reaktion rätselhaft und wusste nicht, was sie sagen sollte.
»Ich dachte, du wolltest vielleicht mit mir über David reden …« Alicia hatte die feinen Brauen gerunzelt. Sie wirkte plötzlich verlegen. »Ich wollte auch sagen, dass ich dich nie im Leben brüskieren würde … Ich möchte, dass wir Freundinnen sind. Ehrlich.« Sie blinzelte, als Milly bei dieser Bemerkung feindselig die Augen zusammenkniff. »Bitte, ich finde deinen Bruder toll. Ich spiele nicht nur mit ihm herum.«
Milly hatte keine Ahnung, was Alicia ihr sagen wollte. »David ist mir völlig egal! Ich rede über India. Dass du meine beste Freundin abspenstig gemacht hast. Ihr macht doch bloß ein Projekt zusammen, daher braucht ihr doch nicht ständig zusammenzuhängen.«
»Äh … das tue ich doch gar nicht.« Alicia wirkte völlig verwirrt. »Das Projekt haben wir doch schon lange abgeschlossen. Ich kann dir versichern, dass ich meine Freizeit nur mit David verbringe.«
Milly starrte sie an.
Alicia errötete. »Ich hatte angenommen, dass du mich seinetwegen gemieden hast. Ich weiß nicht, was zwischen dir und India abgeht, aber ehrlich, das hat nichts mit mir zu tun.«
Milly fühlte sich nun völlig blöd. »Ich … ich verstehe das nicht. Das bedeutet, dass India mich ständig anlügt. Wenn sie sich nicht mit dir trifft, mit wem trifft sie sich dann?« Sie zuckte zusammen. Wie lächerlich, Alicia vorzuwerfen, die beste Freundin abspenstig gemacht zu
haben! Vor Scham wäre sie am liebsten im Boden versunken.
»He, so schlimm ist das doch nicht«, sagte Alicia jetzt leise. Ihre grünen Augen wirkten
Weitere Kostenlose Bücher