Den schnapp ich mir Roman
mitfühlend. »Ich weiß, wie das ist, wenn man seine beste Freundin verliert. Ich finde das gar nicht albern. Es tut weh. Wenn du nicht darüber wütend wärest, wäre das nicht normal.«
Plötzlich begriff Milly, warum David von Alicia so begeistert war – mal abgesehen von ihren körperlichen Vorzügen.
Alicia nickte verständnisvoll. »Mir ist das auch passiert. Meine beste Freundin hat mich damals völlig ignoriert.«
»Und warum?«
»Sie hatte einen Freund. Einen verheirateten Mann. Das war natürlich viel aufregender, als mit mir herumzuhängen.« Alicia lachte und legte Milly einen Arm um die Schultern. »Ich will nicht behaupten, dass es sich mit India genauso verhält, aber es ist möglich und würde auch erklären, warum sie dich so behandelt. Das geschieht eben, wenn Mädchen plötzlich Sex entdecken.« Dabei errötete sie ein wenig. »Das habe ich jedenfalls gehört.«
Dieser Augenblick der Nähe wurde von David unterbrochen. Er war von der Uni zurück. Bei ihm war Freddie, der wie irre grinste. Seine dunkelblauen Augen strahlten auf, als er Milly entdeckte. Sie zuckte zusammen, weil sie sich ihrer nicht gerade makellosen Haut bewusst war und der Tatsache, dass ihre Jeans über dem aufgeblähten prämenstruellen Bauch spannte.
»Was läuft denn hier ab?«, fragte David misstrauisch. Er traute seiner Schwester momentan nicht. Sie benahm sich immer seltsamer und war Alicia gegenüber unverzeihlich rüde. Er hatte es auf Geschwisterrivalität geschoben. Ob Milly sauer auf ihn war, weil er mit Alicia glücklich war
oder mehr Zeit mit ihr verbrachte? Langsam verlor er die Geduld.
»Ich habe Alicia gerade völlig grundlos angegriffen«, gestand Milly beschämt. Sie konnte David kaum in die Augen sehen. Sie hatte ihn noch nie zuvor so erwachsen und attraktiv gefunden. »Eigentlich ging es um India, und ich habe mich völlig danebenbenommen, mich aber entschuldigt.«
»Gott, wie kann man nur so kindisch sein!«, donnerte David wütend. »Wie kannst du es wagen, Alicia für alles verantwortlich zu machen? Es ist furchtbar, wie du sie behandelst.«
Milly zuckte zusammen. Freddie starrte David wütend an und öffnete den Mund, um etwas zu sagen.
»David!« Verlegen nahm Alicia Davids Hand. »Hör auf! Es ist alles in Ordnung. Das war wirklich nicht nötig.« Ihre Stimme klang besänftigend. David regte sich ab wie eine Kerze, die mit Wasser begossen wurde. »Wir haben uns ausgesprochen, und du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich begreife, warum Milly sich so aufgeregt hat. Jetzt sind wir aber Freundinnen, nicht wahr?«
Milly nickte. Entsetzt merkte sie, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. »Es tut mir wirklich leid. Ich … wollte bloß herausfinden, was mit India los ist, aber sie hat mich angelogen, und es hat überhaupt nichts mit Alicia zu tun.«
»Du hast sie also völlig umsonst so schuftig behandelt?«, fragte David sarkastisch, aber dann wurde sein Blick weicher, weil Alicia seine Hand drückte.
Milly nickte und spürte dankbar, wie Freddie einen Arm um sie legte.
»Anscheinend alles nur ein großes Missverständnis«, sagte er fest. »Aber jetzt ist es aufgeklärt, und alles ist wieder in Ordnung. Okay? Ja? Dann trinken wir jetzt einen Kaffee, Milly, und lassen unsere Turteltauben in Ruhe.«
Freddie ging mit Milly weiter auf das Schlösschen zu. Vor dem Haus patrouillierten Sicherheitsbeamte in Vorbereitung für Clemmies und Rufus’ Hochzeit. Im Haus selbst wimmelte es von Vertretern der verschiedenen Menü-Services, die zuerst von den Sicherheitsbeamten verhört wurden wie potenzielle Terroristen. Milly und Freddie flüchteten sich in die Küche, wo es beruhigend warm war und wunderbar nach frisch gebackenen Kuchen und Plätzchen duftete.
Freddie warf das dunkle Haar aus der Stirn. »Denk nicht zu schlecht über David. Du bist seine kleine Schwester. Und ich glaube, er will immer noch, dass du ihn anhimmelst.«
Milly seufzte tief. »Wenn ich doch bloß nicht ständig so verdammt sauer wäre. Alicia ist wirklich süß. Und sieht so toll aus. Das denkt jeder.« Sie sah Freddie schräg von der Seite her an. Sie fand es furchtbar, wie unsicher sie sich dabei fühlte, aber er musste blind sein, wenn ihm Alicias Schönheit nicht aufgefallen war.
»Nun, ich nicht. Sie ist sehr attraktiv, aber diese Sommersprossen …« Er schüttelte sich. Dann strich er Milly eine blonde Haarsträhne hinter das Ohr. »Sag das ja nicht David, aber Rothaarige machen mich einfach nicht an.«
Milly
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