Den schnapp ich mir Roman
die Hochzeit abzusagen, und ihm einen Scheck für die entstandenen Kosten ausgestellt. Ich möchte nicht, dass irgendjemand nur wegen Rufus Schaden erleidet.« Dann füllten sich ihre Haselnussaugen mit Tränen. »Wenn ich ganz ehrlich bin, wollten wir beide wohl aus den falschen Gründen heiraten. Rufus … wollte einfach nur den Ruhm, indem er eine Berühmtheit wie mich heiratet. Und ich … ich wollte ein normales Leben … ein schönes Haus auf dem Land … Kinder …« Sie wandte den Blick ab, weil ihre Gefühle sie fast überwältigten.
Tessa wechselte diplomatisch das Thema.
»Hast du denn wirklich vor, Hollywood den Rücken zu kehren?«
Clemmie nickte und lehnte sich seufzend in die Kissen. »Ich habe genug, Tessa. Ich bin es so leid! Damals, als alles passierte, konnte ich nur daran denken, Schauspielerin zu werden und mein Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Ich liebe meinen Beruf, aber ich kann diesen Promikult nicht ausstehen. Das hier…« Sie hielt eines der Klatschblätter zwischen Daumen und Zeigefinger. »Das hier fasst alles zusammen, was ich am Berühmtsein hasse. Es ist die Sache nicht wert. Man verdient sehr viel Geld, und die Bewunderung des Publikums macht einen fast süchtig, aber ich brauche das jetzt nicht mehr. Ich will einfach nur normal leben … was immer das ist.«
Tessa spielte mit einer rosa Rose. »Glaubst du denn, du hättest ein solches Leben mit Rufus führen können?«
Clemmie schüttelte traurig den Kopf. »Ich hatte den Kopf in den Wolken. Rufus war nur mit mir zusammen, damit er auf der Erfolgsleiter höher klettern konnte. Vielleicht hat er mich ein wenig geliebt, aber nicht genug.« Sie vergrub das Gesicht in den Blumen. »Und ich glaube auch nicht, dass wir abgesehen vom Sex viel gemeinsam hatten.« Sie lächelte. »Rufus ist ein Kind, kein Mann, Tessa. Das ist mir jetzt klar. Falls ich jemals den Mut aufbringe, mich auf eine neue Beziehung einzulassen, brauche ich jemanden, der reifer ist. Jemanden, der mich liebt und nicht ständig bestätigt werden will. Ich brauche einen richtigen Mann, verdammt nochmal. Ich weiß nur nicht, ob mir schon mal einer begegnet ist.«
Tessa dachte, dass sie das bejahen konnte, schwieg aber. Das Letzte, was Clemmie jetzt brauchte, war eine neue Romanze. Da steckte Will den Kopf durch die Tür. Tessa blickte auf.
»Hast du einen Moment Zeit?«
Tessa nickte. In ihrem Kopf begann es zu pochen. Sie trat auf den Gang hinaus.
»Kommst du mit auf einen Spaziergang?«
Tessa hätte lieber abgelehnt, folgte ihm aber zögernd nach unten. Nervös sah sie sich nach Claudette um, aber die war nirgends zu sehen.
»Wie geht es Clemmie?«, fragte Will freundlich.
Tessa runzelte die Stirn. War das alles, was Will mit ihr bereden wollte? Wie es Clemmie ging? Sie berichtete ihm den neuesten Stand. Unsicher ging sie neben ihm her. Als ein Hauch seines Aftershaves sie umwehte, fühlte sie sich sofort wieder an den Abend des Sommerfestes zurückversetzt, als sie in seinen Armen gelegen hatte. Sie gab sich alle Mühe, es zu ignorieren und sich auf seine Worte zu konzentrieren, aber das war schwer. Ihr Magen fühlte sich so gespannt an wie eine zusammengerollte Sprungfeder.
»Henny sagte, dass du dich seit dem Vorfall viel um Clemmie gekümmert hast.«
»Die Filmerei ist zu Ende«, erwiderte sie nüchtern, in dem Bedürfnis, es als geringfügig abzutun. »Es schien mir, dass ich ihr nach all den Ereignissen so helfen konnte. Vermutlich sollte ich abreisen, aber Sophie hat mich gebeten, ihre Brautjungfer zu sein, daher ist es hoffentlich in Ordnung, wenn ich noch ein Weilchen bleibe. Ich kann auch in die Pension ziehen. Aber kein Mensch weiß, ob diese Hochzeit überhaupt stattfindet. Es scheint momentan üblich, alles in letzter Minute abzusagen, nicht wahr?«
»Es ist nicht nötig auszuziehen. Bleib, so lange du willst.« Will beobachtete Tessa von der Seite her. Er hatte gehört, dass ihre Chefin sie abgekanzelt hatte, weil sie die Geschichte von Rufus und India nicht sofort weitergeleitet hatte. Er stellte sich endlich der Tatsache, dass er Tessa falsch eingeschätzt hatte. Tristan, Henny und sogar Milly hatten ihm das versichert, aber er hatte es hartnäckig ignoriert, weil er sich seines Urteils über sie sicher gewesen war. Aber nach ihrem Kuss hatte er sie irgendwie anders gesehen – viel deutlicher und klarer. Oder?
Will trat frustiert gegen einen Stein. Es war doch bloß ein Kuss gewesen, verdammt! Er musste das endlich vergessen. Und die
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