Den schnapp ich mir Roman
Kaschmirklamotten nicht ebenfalls auf, um sie schadenfroh anzublitzen und sich dann besitzergreifend an Will zu kuscheln. Das konnte sie vermutlich nicht gut ertragen.
Will starrte auf den Computerbildschirm, ohne etwas zu erkennen. Die Finanzlage war völlig katastrophal, und selbst mit Clemmies absurd großzügigem Scheck bluteten Appleton Manor’s Finanzen Tag für Tag mehr aus. Vorige Woche hatte Hennys Aga-Herd den Geist aufgegeben, und sie hatten keine andere Wahl, als ihn sofort zu ersetzen. Bei der Installation des letzten Badezimmers hatte Gil ein größeres Leck unter den Dielen entdeckt. Daraufhin mussten drei Zimmer aufwändig und unter hohen Kosten renoviert werden.
Will seufzte. Das Hotel war absolut toll geworden. Die Zimmer waren sensationell, und praktisch jeder Quadratzentimeter des Hauses hatte eine Auffrischung erhalten. Henny hatte überall Lichterketten und Weihnachtsschmuck
angebracht. Überall standen Kerzen und erfüllten das Haus mit dem Duft von Tannengrün und Wachs. Man hatte einen großen Weihnachtsbaum bestellt, und der Schmuck dafür stand in den Kisten bereit. Eigentlich war alles ziemlich perfekt. Warum war er dann so unzufrieden?
Im Grunde wusste Will, warum er so unglücklich war. Es lag an Claudette. Ihr Vorschlag, Rufus’ und Clemmies Hochzeitsvorbereitungen zu übernehmen, schien bei ihm eine Entscheidung herbeigeführt zu haben. Milde ausgedrückt war es rücksichtslos und eine ausgesprochene Fehlentscheidung von ihr. Aber es sprach auch Bände darüber, wie Claudette eigentlich war. Will stellte jetzt noch andere Dinge in Frage. War sie wirklich das süße, selbstlose Mädchen, als das sie sich immer gab? Hatte er sie, genauer gefragt, eigentlich wirklich geliebt oder sich einfach nur eingeredet, dass sie die Richtige war, nur weil der Zeitpunkt passte und er gerne eine Familie gründen wollte?
Eines wusste Will jedoch genau. Er konnte Claudette nicht heiraten. Er wollte nicht einmal die Beziehung zu ihr weiterführen. Schuldbewusst erkannte er, dass seine Meinungsänderung weniger mit Claudette und ihrem Verhalten zu tun hatte als mit seinen Gefühlen für Tessa. Sie hatte sein geordneten Leben völlig auf den Kopf gestellt. Zuerst hatte er es nur für körperliche Anziehung gehalten, aber jetzt war ihm alles klarer.
Will starrte nach draußen in die tanzenden Schneeflocken und zuckte zusammen, als er sah, wie Tessa über die weiße Fläche aufs Haus zustapfte. Er stand auf, um sie besser sehen zu können. Sie trug die Riesenstiefel seines Vaters und eine alte Lodenjacke von Milly. Das dunkle Haar war nass und lag am Kopf an wie bei einem Seehund. Die kalte Luft ließ ihre Nasenspitze rosa aufglühen.
Will schlug frustriert die Hand gegen den Fensterrahmen,
als sie im Haus verschwand. Er wusste, was er zu tun hatte. Er stand vor einer der größten Entscheidungen seines Lebens, vergaß die Finanzprobleme und das Hotel und machte sich auf den Weg, um Claudette zu sagen, dass ihre Beziehung aus und vorbei wäre.
Hand in Hand schlenderten JB und Caro ins Haus. Schneeflocken hatten sich auf ihren Mänteln niedergelassen, ihre Gesichter waren rot vor Kälte. Caro sah zauberhaft aus in ihrer roten, pelzbesetzten Skijacke mit Kapuze. Jetzt flüsterte sie JB etwas ins Ohr. Dieser wirkte leicht abgelenkt und reagierte nur mit einem wölfischen Grinsen. Dann knutschte er sie ganz offen und schob sie in eine der sich anbietenden Nischen im Eingang.
Will verdrehte entgeistert die Augen und hoffte nur, dass sein Vater nicht in der Nähe war. Die Beziehung zwischen den Eltern war völlig zerstört, aber er wusste, dass Jack JB noch lange nicht ganz normal in seinem Haus begrüßen würde. Als er Claudette sah, die gerade zielstrebig mit einem Schlüssel in der Hand auf die Bibliothek zuging, rief Will sie.
»Claudette! Ich muss mit dir reden. Es … ist sehr wichtig.«
Zögernd drehte sie sich um, weil sie deutlich etwas anderes vorhatte. »Ich wollte gerade …«
»Claudette?«
JB trat aus der Nische. Mit völlig ungläubiger Miene ging er langsam auf Claudette zu. » Mon Dieu! «, murmelte er sichtlich verblüfft.
Will blickte sprachlos zwischen Claudette und JB hin und her und sah dann zu seiner Verblüffung, wie Claudette JB mit stummen Mundbewegungen etwas miteilte und dabei wild mit den Händen fuchtelte. Sie war geisterhaft blass geworden. JBs Anblick schien sie zu entsetzen. Dann
trat sie hastig einen Schritt zurück und stieß gegen Jack, der aussah, als könnte er
Weitere Kostenlose Bücher