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Den schnapp ich mir Roman

Den schnapp ich mir Roman

Titel: Den schnapp ich mir Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Wagstaff
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von ihr. »Vermutlich war ihm selbst das nur lieb … in einer Predigt mit guten Ratschlägen für andere.« Er lachte freudlos.
    Sophie drückte seine Hand. Sie fühlte sich so kalt an, dass sie ihm heftig die Finger rieb. Er stand unter Schock. »Deine arme Mutter«, murmelte sie. Gil ließ sich in einen Sessel fallen. »Solltest du ihr vielleicht bei den Vorbereitungen für die Beerdigung helfen?«
    Gil schüttelte den Kopf, »Sie hat alles schon erledigt. Sehr schnell. Das ist seltsam. Sie hat die christliche Lesung festgelegt, die Choräle … sie klang eigentlich sehr erleichtert, dass er endlich den Geist aufgegeben hat!«
    »Erleichtert?«
    »Mmmm. Ich kann ihr das auch kaum zum Vorwurf machen. Mir geht es ähnlich.« Gil lächelte sie schief an. »Ich dachte, wir brauchen jetzt vielleicht nicht kirchlich zu heiraten, wo Vater das Zeitliche gesegnet hat, aber Mutter meinte, das habe er sich immer für mich gewünscht. Das wäre es also, nicht wahr?«

    Sophie wusste nicht, wie sie ihn trösten konnte. Er sah aus wie ein kleiner Junge, ganz verloren und traurig.
    »Ich bin … jetzt frei«, sagte Gil plötzlich wie aus heiterem Himmel, als hätte er vergessen, dass Sophie noch bei ihm war.
    »Frei?«
    »Schrecklich, nicht wahr? Ich sollte völlig verzweifelt sein, aber ich kann an nichts anderes denken, als dass ich endlich frei bin. Frei von seinen Schikanen, frei von seiner ständigen Kritik, frei, endlich so zu sein, wie ich wirklich bin – endlich!«
    Sophie war verwirrt. Sie wusste, dass Gil sich immer nach der Anerkennung seines Vaters gesehnt und immer das Gefühl hatte, dessen Erwartungen nicht zu entsprechen. Aber sie hatte keine Ahnung, was er meinte, sich endlich frei zu fühlen. Sie war etwas schuldbewusst, weil sie noch vor wenigen Augenblicken von einer Versöhnung mit Tristan geträumt und überlegt hatte, Gil zu verlassen.
    »Sollen wir die Hochzeit verschieben?«, fragte sie. Wie sehr sie sich für ihre Feigheit hasste!
    »Die Hochzeit?« Gil sah sie fragend an, als hätte er vergessen, was in zwei Wochen stattfinden würde. »Nein, ich glaube nicht, Sophie. Zumindest … momentan nicht.«
    Sophie sank das Herz. Sie hörte Gil zu, wie er alle schlechten Eigenschaften seines Vaters aufzählte und dabei immer erregter wurde. Sie fühlte sich hilfloser als je zuvor. Sie konnte ihn doch jetzt nicht im Stich lassen, wo er sie am dringendsten brauchte. Sophie schob ihre eigenen Probleme in den Hintergrund und tat, was alle Bräute tun würden. Sie nahm ihn in die Arme und hielt ihn fest.

Kapitel 26
    Claudettes zynische Abschiedsworte hatten Tessa schwer getroffen. Ziellos wanderte sie in Appleton umher und wusste nicht, was sie nun tun sollte. Hierzubleiben, so nahe bei Will, schien zu quälend, denn sie wusste, dass sie keine Aussicht auf eine Zukunft mit ihm hatte. Aber was konnte sie tun, denn sie hatte sich ja Sophie gegenüber verpflichtet?
    Sie faltete das Kleid, das Sophie für sie bestellt hatte, über dem Arm zusammen und stapfte knirschend durch den tiefen Schnee. Eine Riesenlast schien sie niederzudrücken. Sie dachte immer wieder, dass Claudette ja Recht hatte. Will schien sich in ihrer Gegenwart unwohl zu fühlen. Daher war sein Blick damals, als sie sich küssten, vermutlich bloß auf Lust zurückzuführen gewesen, nicht auf irgendwelche anderen Gefühle. Und Claudette hatte ganz richtig bemerkt, dass Lust eigentlich nicht viel zählte. Vielleicht kam ein oberflächliches Verhältnis dabei heraus, aber das war alles. Und das reichte ihr nicht. Nicht mit Will.
    Da sah Tessa JB, der vor dem B&B gerade sein Gepäck in dem viel zu kleinen Kofferraum seines Porsche verstaute. Seit der Szene im Schlösschen hatte sie ihn gemieden, aber er verdiente wohl ein paar Abschiedsworte, obwohl sie immer noch empört war, wie sehr er alle betrogen hatte.
    Tessa blieb neben dem Auto stehen. »Na, du reist also ab?«, fragte sie knapp. »Geht’s zurück nach Frankreich?«

    »Ja, aber zuerst muss ich noch einige Dinge regeln. Dann geht es schnurstracks über den Kanal zurück.« Er knallte den Deckel des Kofferraums zu, steckte sich ein Zigarette an und sah sie durch die blaugraue Rauchwolke hindurch an. »Und du?«, fragte er dann. »Was’ast du vor?«
    »Ich muss Heiligabend zu einer Hochzeit.« Sie hielt die Plastikhülle mit dem Brautjungfernkleid hoch. »Und anschließend … wer weiß. Ich sollte Weihnachten eigentlich zu Hause sein, aber Henny hat mich eingeladen, über die Festtage zu

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