Den schnapp ich mir Roman
wieder mit ihr sprach, konnte sie Gil einfach nicht heiraten. Das war nicht fair. Er war ihre absolute Stütze gewesen, und dafür liebte sie ihn wie einen Freund – aber er war kein Mann für sie.
Sie wollte ihm gerade zuflüstern, dass sie mit ihm reden müsse, als er ihre Hand nahm. Sophie zuckte zusammen.
Der Pfarrer öffnete den Mund.
»Es… tut mir leid …«, unterbrach Gil ihn sehr direkt und hob eine manikürte Hand. »Ich … muss mit Sophie reden.«
»Jetzt?«, fragte der Pfarrer erstaunt.
»Ja, jetzt«, bestätigte Gil entschieden. Sein Blick glitt kaum wahrnehmbar in Nathans Richtung, ehe er Sophie zur Seite führte. »Ich … ich weiß, es ist schrecklich, aber es hat mit dem Tod meines Vaters zu tun. Sophie. Ich habe erst jetzt über alles richtig nachgedacht … mein ganzes Leben. Wir haben zusammen viel durchgestanden … nicht wahr?«
Sophie senkte den Kopf und unterdrückte ein Schluchzen. Wollte Gil ihr noch mehr Schuldgefühle einreden? Hatte er ihre Unentschiedenheit gespürt und beschlossen, sie an alles zu erinnern, was er für sie getan hatte? Den Gedanken konnte sie nicht ertragen.
Gil umklammerte ihr Hände jetzt noch fester, aber die Geste war auch so zärtlich, dass ihr nun wirklich die Tränen kamen. »Ich liebe dich … das weißt du, nicht wahr?«
Sie nickte kaum wahrnehmbar. Sie spürte alle Blicke auf sich und wusste, dass die versammelten Forbes-Henrys sie nun beobachteten. Das konnte sie ihnen kaum vorwerfen. Normalerweise suchten die Braut und der Bräutigam nicht
vor dem Altar eine ruhige Ecke auf, um sich zu unterhalten, wenn der Pfarrer gerade loslegen wollte.
»Ich will nur, dass du das in den nächsten paar Stunden nicht vergisst.« Gil holte tief Luft. Dann schloss er, wie immer mit einem Sinn fürs Dramatische, die Augen. »Als mein Vater starb, sagte ich, ich würde mich endlich frei fühlen, nicht wahr? Das habe ich ernst gemeint. Ich fühle mich endlich frei, ich selbst zu sein.« Dann öffnete er die Augen wieder und sah sie flehend und um Zustimmung bittend an. Der Schweiß rann ihm über die Stirn. Er fuhr fort: »Niemand sollte sein Leben so führen müssen wie ich, als wäre ich … ein anderer, nicht wahr, Sophie? Niemand sollte Gefühle vortäuschen müssen, die man nicht hat … auch wenn die Gründe dafür echt sind.«
»Ich bin deiner Meinung.« Sophies Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, aber sie fühlte sich plötzlich völlig furchtlos. Der Blick in Gils Augen spiegelte ihre eigenen Gefühle wider, und obwohl sie nicht ganz begriff, was er sagte, spürte sie, dass er ebenso wenig heiraten wollte wie sie.
Sie schluckte. »Und wir … tun so, als würden wir etwas empfinden, was aber nicht stimmt … oder?«
»Ja, ja, genau.« Gil sah sie mit ungeheurer Erleichterung an. Seine Schultern sackten herab, als wäre ihnen eine gigantische Last abgenommen worden. »Und so sollte es nicht sein … Wir haben beide ein Recht darauf, glücklich zu sein … meinst du nicht?«
Da reckte Sophie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. Erleichterung durchflutete sie. »Genau. Ich möchte dir danken, Gil. Für alles. Ich werde dich immer lieben wegen allem, was du für mich und Ruby getan hast. Das musst du mir glauben. Du bist mein bester Freund, und das werde ich niemals vergessen.« Dann hielt sie seine Hand. Tränen standen in ihren Augen. »Ich liebe dich, Gil. Nur … nicht so wie ich sollte.«
»Das verstehe ich. Mehr als du denken kannst.«
Er betonte diese Worte gefühlvoll, aber Sophies Gedanken waren zu sehr mit Tristan beschäftigt, um es zu bemerken. Sie hatten schon so viel Zeit vergeudet, jetzt wollte sie nicht länger warten. »Ich muss Tristan suchen.« Sie merkte gar nicht, dass sie diese Worte laut ausgsprochen hatte, bis sie sah, wie Gil fragend die Brauen hochzog.
»Tristan? Tristan Forbes-Henry?«
Sophie senkte den Blick. »Ich hätte ehrlich sein sollen, Gil. Das wird mir jetzt klar. Ich habe vor Jahren hier gelebt, und Tristan war mein … er ist …«
Gil starrte über ihre Schulter hinweg Ruby an. Dann schlug er sich mit der Hand vor die Stirn. »Tristan Forbes-Henry ist Rubys Vater!«, rief er leise. »Natürlich! Meine Güte, sie sind sich ja wie aus dem Gesicht geschnitten … Ich kann es kaum glauben, dass mir das entgangen ist.« Dann gab er Sophie einen kleinen Schubs. »Geh nur, geh zu ihm. Tu, was immer du tun musst.«
»Wirklich?«
»Ja, wirklich.« Gil verschränkte schuldbewusst die Hände. »Ich
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