Den schnapp ich mir Roman
Forbes-Henrys
anpassen, aber deren leicht lädierten Oberklassenchic hatte sie noch nicht recht getroffen.
Henny, der man die Organisation der Hochzeit anvertraut hatte, war einverstanden gewesen, sich heute Morgen mit ihr zu treffen. Tessa hoffte, ihr ein paar nette Einzelheiten über Rufus entlocken zu können. Sie besprühte sich mit dem Bluebell-Parfüm, rannte die schiefe kleine Treppe hinunter, die aus einem Enid-Blyton-Roman zu stammen schien, und suchte die Papiere, die Jilly ihr zugefaxt hatte. Jilly war scharf auf heiße Informationen über Rufus als Teenager und auf Fotos aus dieser Zeit, falls Tessa sie beschaffen konnte.
Als sie das Schlösschen betrat, hörte Tessa eine recht herrische Männerstimme, die im oberen Stockwerk Anweisungen gab. Vermutlich war das der berühmte Designer, von dem sie so viel gehört hatte. Sie blickte kurz in die Bibliothek, wo eine Frau mit einem sehr freundlichen Gesicht hinter einem Berg von Hochzeitsmagazinen, Stoffmustern und Kochbüchern saß. Die Fenster hier standen weit offen, um frische Luft einzulassen. Die Sonne brach sich auf den Reihen bunter Buchrücken auf den Regalen.
»Sie sind sicher Tessa. Bitte kommen Sie herein.« Henny, deren Schnürsenkel gerade von dem hellbraunen Labrador angeknabbert wurden, klopfte einladend mit einer Hand auf das Sofa neben sich und schenkte dann beiden eine Tasse Earl Grey ein.
Tessa setzte sich, woraufhin Henny sie zu ihrer Überraschung herzlich in den Arm nahm. Doch als sie sich gegen den weichen Körper fallen ließ und den Duft von frisch gebackenem Kuchen roch, überkam sie einen Moment lang eine tief verdrängte Erinnerung an ihre eigene Mutter. Rasch holte sie Luft und löste sich zögernd aus den Armen der Frau.
» Wow , das sieht ja aus wie selbst gebacken«, sagte sie, plötzlich verlegen, mit einem Blick auf den Teller mit hellgelben, zuckerbestreuten Shortbread-Plätzchen.
»Ja, das stimmt. Ich koche und backe so gerne. Bitte greifen Sie zu.« Hennys kornblumenblaue Augen zwinkerten ihr zu. »Bitte entschuldigen Sie die Unordnung, aber ich versuche, ein paar Vorschläge für die Hochzeit von Rufus und Clemmie zu machen – das Menü, die Blumen und so weiter. Sicher wird Will irgendwann jemanden einstellen, der mehr Erfahrung in solchen Dingen hat, aber es kann nichts schaden, wenn wir einen Anfang machen. Hoffentlich haben Sie nichts gegen Hunde. Das hier ist Austin. Er ist sehr wohlerzogen, jedenfalls meistens. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr wir uns alle auf die Dreharbeiten freuen.« Dann verstummte sie, um Luft zu holen.
»Wirklich?« Tessa wollte ihre Begeisterung nicht dämpfen, aber während sie das erste knusprige Plätzchen kaute, fühlte sie sich verpflichtet, Henny aufzuklären. »Das sagen Sie vielleicht nicht mehr, wenn die Filmcrew überall herumtrampelt und filmen will, wenn Sie gerade ein Nickerchen machen wollen. Und zwar noch bevor sie ständig nach Tee und diesem himmlichen Shortbread verlangen.«
»Das klingt aber so aufregend!«, meinte Henny unerschocken und legte das Kochbuch von Nigella Lawson auf das von Delia Smith. Ihr Haar, genauso hell wie Jacks, war von der Sonne gebleicht, und die unscheinbare braune Strickjacke hatte auch schon bessere Tage gesehen. Aber ihr Lächeln strahlte echt und vertrauensvoll. Tessa dachte, sie sähe ein bisschen aus wie Mrs. Tiggywinkle aus den Beatrix-Potter-Büchern – freundlich, geschäftig, süß und ehrlich. Sie fühlte sich fast schuldig mit ihrer Absicht, ihr ein paar Peinlichkeiten zu entlocken, doch da piepste ihr Handy und verdrängte diese Gedanken.
»Sie freuen sich sicher sehr auf die Hochzeit. Rufus war doch immer ein enger Freund der Familie nicht wahr?« Tessa lächelte sie zuversichtlich an und lehnte sich zurück.
Henny nickte. »Wir haben uns sehr über die Nachricht gefreut. Das war das Einzige, was Caro überzeugen konnte, Appleton Manor in ein Hotel umzuwandeln. Ein Geniestreich, nicht wahr?«
»Ganz sicher. Es ist eines der schönsten Häuser, die ich je gesehen habe.«
»Gott sei Dank hat Will einen guten Sinn fürs Geschäftliche – zumindest einer hier muss ja mit Geld umgehen können. Will ist immer schon sehr erfolgreich gewesen und ein Mensch, dem alles gelingt, was er anpackt. Schon als Kind hatte er einen gewissen Unternehmergeist.«
Tessa kniff die Augen zusammen, als sie sich den groben, unhöflichen Will als unternehmerischen kleinen Jungen vorstellte, der mit seinem Spielzeug handelte. Selbst wenn
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