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Den schnapp ich mir Roman

Den schnapp ich mir Roman

Titel: Den schnapp ich mir Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sasha Wagstaff
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bei ihr einzuschmeicheln und seine Dienste für die Dreharbeiten anzubieten. Seitdem Tessa ihre eigene Morgensendung im Fernsehen hatte, begegnete sie ständig solchen Leuten. Offensichtlich träumte er davon, selbst ein Fernsehstar zu werden und seine eigene Hausverschönerungsshow zu haben. Falls sie nicht gehörig aufpasste, würde er bei jeder Aufnahme im Hintergrund auftauchen.
    Sie nickte nur knapp, um ihm keine Hoffnungen zu machen, und lehnte sich wieder aus dem Fenster. Unten auf dem Rasen vollführte Caro eine komplizierte Yoga-Übung, bei der sie ihre schlanken, sommersprossigen Glieder unmöglich verrenkte. Sie trug bloß ein hautfarbenes Trikot, das jegliche Fantasie überflüssig machte, und genoss sichtlich die Aufmerksamkeit des Gärtners in der Nähe, der ein außer Rand und Band geratenes Frettchen in der Hose zu
haben schien. Er schäumte praktisch vor Lust und schnitt versehentlich eine große Lücke in einen preisgekrönten Rhododendronbusch. Daraufhin begannen beide zu lachen.
    Tessa schüttelte den Kopf und schaffte es endlich, Gil abzuhängen. Diese Forbes-Henrys waren wirklich unmöglich. Außereheliche Affären waren hier an der Tagesordnung, und wo man auch nachbohrte, stieß man auf ein sehr ungezwungenes Liebesleben. Was hatte Henny vorhin bloß damit gemeint, Tristan habe alles, was geschehen war, »gut überwunden«? Tessas Meinung nach war Tristan der Normalste in der Familie, daher konnte sie sich nicht vorstellen, dass er etwas sehr Herzzerreißendes erlebt hatte.
    Als sie wieder in die Bibliothek zurückkam, meldete sich erneut ihr Handy. Ihr sank das Herz, als sie Jilly als Anrufer identifizierte, und machte sich auf eine weitere Predigt ihrer Chefin gefasst. Jilly war eine abgefeimte Reporterin, die mit ihrem Job verheiratet und auch noch stolz darauf war. Sie würzte ihre scharfen Kommentare gelegentlich mit einer vertraulichen Anrede, wie »Kindchen«, interpunktierte aber mit scharfen Flüchen.
    »Nein, noch nichts, Jilly … aber ich halte mich dran …«, versuchte Tessa nach ein paar »Kindchen« und ein paar laut gebrüllten »verdammt nochmal«. Ihr fiel ein, was Henny über die Fotos mit Rufus erwähnt hatte, und blickte verstohlen über die Schulter. Die Luft war rein … Wie ein Eindringling schlich sie auf Zehenspitzen zur gegenüberliegenden Regalwand und begann, in den Schubladen zu suchen. Sie fluchte verhalten, als Dutzende von Fotos herausglitten, manche schwarzweiß, andere farbig, ein paar ganz alte sogar in Sepiatönen.
    Tessa hob sie auf und entdeckte auf einem Bild Will und Tristan an einem sonnigen Strand, vermutlich in Frankreich.
Beide hatten, mit dem ersten Flaum auf den Wangen, vertraulich die Arme einander um die Schultern gelegt und grinsten verschmitzt in die Kamera. Dann war da eins, das vermutlich Jackson senior mit Gabrielle vor Appleton Manor zeigte. Die ausgestellten Hosenbeine und die Plateausohlen verrieten genau, wann das Foto aufgenommen worden war. Tessa sah es prüfend an.
    Jack der Ältere sah gut aus. Er hatte ein ausgeprägtes Kinn und Haare, die aussahen wie ein neues Strohdach. Henny hatte Recht gehabt, als sie sagte, sie habe sein Aussehen geerbt. Er hatte die strahlend blauen Augen, die alle Forbes-Henrys zu haben schienen. Gabrielle wirkte im Gegensatz dazu weicher. Dunkle Locken umrahmten ein herzförmiges Gesicht. Ihr Gesichtsausdruck war gelassen und offen. Die Fältchen um die Augen deuteten an, dass sie viel lachte und Spaß hatte, und das fröhliche Seidentuch um ihren Hals verriet einen Stil, der nur französisch sein konnte.
    Als Tessa Schritte sich nähern hörte, warf sie rasch alle Fotos zurück in die Schublade, um sich anschließend in Windeseile auf eins der Sofas zu werfen.
    »Da sind Sie ja!«, meinte Henny und sah Tessa überrascht an, weil sie in einer recht unmöglichen Haltung auf dem Sofa lehnte. »Diese Fotos mit Rufus, nach denen Sie fragten, ich habe sie gefunden. Sie können sie ruhig benutzen. Sicher hat er nichts dagegen. Es sind ja ganz unschuldige Bilder, nur ein paar in dieser hässlichen Schuluniform oder in den entsetzlich engen Rugbyshorts.«
    Tessa war heftig errötet, als sie die Fotos entgegennahm, und fühlte sich sehr schuldig. Fast hätte Henny sie in flagranti erwischt, und das war überhaupt nicht nötig gewesen, denn hier stand die gutmütige Henny und bot ihr in naiver Großzügigkeit alles an. Tessa war erleichtert, als Caro, immer noch in ihrem Yoga-Outfit, im Türeingang verharrte.
»Sie

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