Den schnapp ich mir Roman
er seinen Bruder verteidigte. Sie verstand nur einfach nicht, warum die gesamte Familie so viel von diesem Mann hielt, der zwar Schultern und Schenkel hatte, bei deren Anblick man zu sabbern begann, aber abgesehen davon fehlten ihm jeglicher Charme und Humor. Die gesamte Familie schien ihn jedoch geradezu anzubeten. Wenn sie eine Schwester hätte, dann würde sie sie ebenfalls bis aufs Blut verteidigen, dachte Tessa. Leider war sie ein Einzelkind. Praktisch gesehen eine Waise.
»Haben Sie Familie?«, fragte Tristan, der darauf brannte, sie besser kennen zu lernen.
Tessa schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Mein Vater starb, als ich noch klein war, und meine Mutter hat schwer arbeiten müssen, um mich alleine großzuziehen und mir eine Ausbildung zu ermöglichen. Sie hat mich immer ermuntert, Journalismus zu wählen. Sie ist im letzten Jahr gestorben, aber sie wäre sehr stolz auf mich, weil ich diesen Auftrag hier bekommen habe.«
Tristan tätschelte ihr mitfühlend den Arm. »Da hat das für Sie vermutlich sehr herzlos geklungen, wie ich meine Eltern kritisiert habe. Sie haben beide fürchterliche Fehler, aber im Grunde genommen liebe ich sie doch sehr.«
Tessa zuckte die Achseln und lächelte. »Die Eltern zu kritisieren ist doch normal – jeder macht das. Aber genug von diesem traurigen Thema. Heitern Sie mich bitte etwas auf, ja?«
»Frauen aufzuheitern ist meine Spezialität.« Tristan beschloss, eine Stufe weiter zu gehen. »Lassen Sie mich doch mal Ihre Notizen sehen.« Er griff nach dem Block, noch ehe Tessa es verhindern konnte, und wandte sich damit ab. »Ich möchte sehen, was Sie mit uns vorhaben.«
»Nein!«, schrie Tessa panisch und versuchte sie ihm zu entreißen. »Geben Sie das sofort her!«
»Sie müssen mich schon zwingen!« Tristan hielt den Notizblock so hoch, dass sie ihn nicht greifen konnte, doch Tessa sprang hoch. Dabei verlor sie das Gleichgewicht und fiel auf ihn. Eines ihre Beine geriet dabei zwischen seine haarigen Schenkel, ein Arm lag quer über seinem rosa Hemd. Keuchend starrten sie einander einen Moment lang an, denn beide waren sich bewusst, wie sehr es zwischen ihnen knisterte.
Dann bemerkte Tessa eine winzige Narbe auf Tristans Stirn, konnte aber den Blick nicht von seinem Mund abwenden. Ich hasse Männer , intonierte sie innerlich. Ich bin nur zum Arbeiten hier .
Tristan versenkte sich in Tessas moosgrüne Augen. Wie gebannt stellte er sie sich als zwei smaragdgrüne Teiche vor. Ihm war bewusst, wie sehr er sich angezogen fühlte und dass er den Bann brechen musste. Er ließ den Notizblock fallen und begann Tessa gnadenlos zu kitzeln. Zu seiner Freude kreischte und kicherte sie wie verrückt. Sie rollten dabei fest ineinander verschlungen über die Decke und stießen den Krug mit der Limonade um.
Tessa fühlte, wie Tristans Hand auf ihrem Rücken sich nun gewagt in den Bund schob. Ihre Fingerspitzen streichelten seinen glatten Bauch und spürten, wie die Muskeln
unter ihrer Berührung sich anspannten. Sie fand es sehr schmeichelnd, dass er sich offensichtlich von ihr angezogen fühlte, und sogar nach Adam und seinem Betrug konnte sie es nicht verhindern, dass sie körperlich auf Tristans Zärtlichkeiten reagierte. Sie klammerten sich atemlos aneinander, die warmen Gliedmaßen ineinander verrenkt, und merkten erst allmählich, dass sie nicht mehr alleine waren.
Als sie Will mit steinerner Miene neben sich aufragen sahen, fuhren sie auseinander wie zwei Teenager. Will trug eine graue Hose mit einem am Hals offenen gestärkten weißen Hemd, dessen Ärmel hochgekrempelt waren.
»Na, habt ihr beiden Spaß?«, fragte er höflich, doch auf seinem Gesicht zeigte sich tiefe Missbilligung.
»Na klar«, nölte Tristan und kniff Tessa in die Seite.
Tessa schüttelte Tristan ab und versuchte sich wieder zu fassen, aber das war schwierig, denn sie war fast nackt und atmete so heftig wie ein schmieriger Pornofilmzuschauer. Hoffentlich war ihr Bikini-Top nicht verrutscht, aber sie wollte auch nicht die Aufmerksamkeit darauf lenken, indem sie es zurechtrückte. Als sie zu Will hochblickte, wurde sie von der Sonne hinter seinem blonden Schopf geblendet.
»Henny hat mir erzählt, wie nett sie sich mit Ihnen unterhalten hat«, begann Will. Seine auffallend blauen Augen sahen sie dabei vorwurfsvoll an.
»Ich bin überrascht, dass Sie mich überhaupt mir ihr reden lassen«, gab Tessa steif zurück. »Verstößt das hier nicht gegen irgendein Gesetz?«
Will sah sie einen Moment lang
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