Den schnapp ich mir Roman
Tessa unhöflich und rollte sich auf den Bauch. »Er ist ja wie Superman und rennt ständig herbei, um wie ein Held oder ein Heiliger die Familie zu retten. Obwohl eigentlich niemand gerettet werden muss«, fügte sie vorwurfsvoll hinzu.
Tristan sah sie direkt mit seinen offenen blauen Augen an. »Sie schätzen ihn falsch ein, Tessa. Absolut falsch. Will ist immer derjenige gewesen, auf den wir uns hundertprozentig verlassen konnten, der immer zur Stelle war, wenn etwas schiefging. Und es stimmt, dass Will für alle, die hier leben, mitdenkt.« Tristan schüttelte eine blonde Haarsträhne aus dem Auge und legte ihr sanft eine Hand auf den Rücken. Seine Fingerkuppen waren vom Malen rau und schwielig. »Eines werden Sie über mich herausfinden, Tessa, nämlich, dass ich mich ausschließlich auf meine Arbeit konzentriere. Ich würde gerne behaupten, ich sei ein intellektueller Typ, aber das bin ich nicht. Wenn ich mich verliebe, bin ich völlig hingerissen, und man könnte keinen aufmerksameren Freund finden, aber abgesehen davon bin ich nur Maler. Wenn ich nicht male, denke ich über Bilder nach. Und wenn ich das nicht tue, dann schlafe ich entweder oder schlafe mit jemandem.«
Tessa musste ein Lächeln unterdrücken.
»Meine Eltern sind hoffnungslos, und Henny hat nicht den Mut, sich gegen irgendjemanden zu behaupten. Ja, es stimmt, Will denkt für fast jeden in dieser Familie mit, aber das macht ihn nicht zu einem schlechten Menschen. Eigentlich macht es ihn zu genau dem Gegenteiligen. Geben Sie ihm eine Chance, Tessa, mehr will ich gar nicht sagen. Sie beide würden sich fantastisch verstehen, wenn Sie nur aufhören würden, sich immer gleich zu bekriegen.«
Tessa ließ es zu, dass Tristans Finger ihren Rücken streichelten. Sie dachte über seine Worte nach. Aber Tristans leidenschaftliche Fürsprache hatte sie keineswegs überzeugt. Will hatte etwas gegen sie, und daran würde sich nichts ändern, auch nicht, wenn Tristan ihn noch so sehr lobte. Sie spürte die brennende Sonne auf der Haut und wehrte sich nicht, als Tristan sie mit Faktor-15-Sonnencreme einrieb. Er benahm sich dabei wie ein perfeklter Gentleman, ohne die Situation auszunutzen.
Tessa wurde das nagende Gefühl nicht los, dass Will ihr unentwegt Hindernisse in den Weg stellen würde, um ihr die Arbeit zu erschweren. Sie fürchtete, dass Wills Entschlossenheit, seine Familie und Rufus zu beschützen, das Ende ihrer eigenen Karriere einläutete.
Will bestellte zwei Pintgläser Guinness und vier Päckchen Erdnüsse und trug alles zu einem kleinen Tisch. Er hatte einen Pub vorgeschlagen, der etwas weiter entfernt lag, damit Rufus und er sich ungestört unterhalten konnten. Dann hatte er einen Tisch in einer kleinen Nische ausgesucht. Während er auf Rufus wartete, warf er einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass sie nicht von irgendwoher belauscht werden konnten. Es war ein eher altmodischer Pub mit Zinnkrügen an der Decke, wo man noch traditionelle Snacks und Mahlzeiten an der
Theke bestellte. Auf einer Raumseite stand ein Billardtisch. An einem anderen Tisch saßen zwei ältere Paare, die über einem Kreuzworträtsel brüteten, und der Barmann saß auf einem Hocker in der Ecke, las die Zeitung und nippte an einem Glas Ale. Will war ziemlich sicher, dass er und Rufus hier ungestört miteinander reden konnten.
»Hallo, Kumpel!« Rufus trug einen auffallenden Cowboyhut über dem dunklen, gestylten Haar und eine von Clemmies riesigen Sonnenbrillen. Er trat zu Will an den Tisch und schüttelte ihm begeistert die Hand, ehe er sich auf die Bank gegenüber warf und strahlend sein Glas umklammerte. »Oh, mein Gott, ein richtiges Guinness. Was sie uns in den Staaten vorsetzen, schmeckt einfach anders, weißt du.«
Will stieß mit Rufus an. Dieser betrachtete misstrauisch die beiden älteren Paare und den Barmann, ehe er seine dunkle Brille absetzte. Stumm tranken beide einen tiefen Zug, schmeckten das samtige Gebräu auf der Zunge nach und leckten sich anschließend genussvoll den cremigen Schnurrbart ab.
Will sah Rufus liebevoll an. Ihre Freundschaft wirkte auf Außenstehende vielleicht unglaubwürdig, aber Will würde Rufus sein Leben anvertrauen. Als Kind hatte Will sehr unter der Beziehung seiner Eltern gelitten und ständig gefürchtet, sie würden sich scheiden lassen und ihrer eigenen Wege gehen. Jack und Caros stürmische Ehe, geprägt von leidenschaftlichen Streitereien, bitteren Vorwürfen und immer offensichtlicheren
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