Den schnapp ich mir Roman
kennen lernen würde, denn vielleicht waren Teenager genau nach Tessas Geschmack. Milly stopfte sich ein weiteres Stück Schokolade in den Mund und dachte an den Nachmittag, als Tristan Tessa die Limonade gebracht hatte. Ihrem Geplänkel und dem flirtenden Augenkontakt nach zu urteilen schienen sie einander zu mögen. Es war ganz offensichtlich, dass Tristan Tessa einfach toll fand. Aber Tessa
konzentrierte sich ganz auf ihre Arbeit, was hoffentlich bedeutete, dass sie Freddie kaum beachten würde, wenn sie Tristan schon so wenig Aufmerksamkeit schenkte.
David betrachtete nachdenklich seine abgekauten Fingernägel. »Ehrlich gesagt glaube ich, hast du bei Freddie keine Chance. Der sieht dich nicht mal. Dem gefallen nur Models, keine unreifen Schulgören.«
»Verpiss dich!«, schrie Milly nun, der das Herz sank. Woher wussten Brüder immer so genau, wie sie Schwestern treffen konnten? David war ein Experte, er wusste immer ganz genau, wie er sie ärgern konnte, um anschließend noch Salz in die Wunde zu streuen.
»Dieser Gil Anderson trinkt mehr Kaffee als alle anderen Handwerker zusammen«, sagte Henny, die mit einem Tablett leerer Kaffeebecher die Küche betrat. »Heute Morgen bat er mich um einen kleinen Cappuccino mit Kakaospritzern, der freche Hund. Der denkt wohl, wir hätten eine von diesen teuren Kaffeemaschinen hier unten. Ah, da fällt mir ein, ich muss Will bitten, so eine zu kaufen, denn die brauchen wir für das Hotel.« Sie stellte das Tablett ab, als sie spürte, wie feindselig die beiden Teenager waren. Aufgebracht starrte sie die beiden Kinder am Tisch an. »Was ist denn hier los? Habt ihr euch wieder gestritten?«
»David ist ein Wichser«, erklärte Milly mürrisch. »Wenn er sich doch bloß verpissen und mich in Ruhe lassen würde. Geh doch raus und lass dich von der Sonne bräunen, du Freak. Du siehst aus wie ein Albino.«
Henny vergrub kurz den Kopf in den Händen. Seit dem Umzug nach Appleton war Milly wirklich unmöglich. Ihre Ausdrucksweise war inakzeptabel, und sie war inzwischen so empfindlich wie ein rohes Ei. Henny wusste nicht mehr, wie sie mit ihr unmgehen konnte.
»Könnt ihr beiden euch nicht einfach vertragen?«, bat
sie und sah Milly an. »David kommt einfach um vor Langeweile, weil Freddie in Ferien ist und …«
»Oh, immer ergreifst du für ihn Partei!« Milly stürmte aus der Küche. »Was für eine Überraschung.« Sie schnappte sich ihr Magazin und die Schokolade und war verschwunden. Henny starrte ihr mit offenem Mund nach, und David schüttelte gespielt missbilligend den Kopf. Als er merkte, wie seine Mutter das Gesicht verzog, legte er rasch den Arm um sie.
»He, nimm’s nicht persönlich, Mum. Das sind die Hormone, und sie vermisst ihre feinen Freundinnen vom Internat und lässt ihren Frust an uns aus. Das ist bloß eine Phase – ziemlich ärgerlich, ja, aber es wird schon wieder.« David gab seiner Mutter einen Kuss auf die rosige Wange. »Was die Sache noch schlimmer macht, ist, dass sie sich in Freddie verknallt hat, der sie nicht mal zur Kenntnis nimmt.«
Henny schniefte, dankbar, dass wenigstens eines ihrer Kinder sie nicht für eine grausame Hexe hielt. »Meinst du wirklich, das legt sich wieder?«
»Klar. Ich habe sie vermutlich ein bisschen zu sehr geärgert, aber ich hänge seit den Prüfungen auch ziemlich durch. Und da Freddie fort ist in seinen verdammten Ferien …«
»Danke, du bist immer so süß zu mir.« Henny sah ihren Sohn liebevoll an. »Aber in einem hatte Milly Recht, David.«
»Ja?«
»Du bist wirklich ziemlich blass, Schatz.« Sie gab ihm einen Klaps. »Crem dich mit Faktor 15 ein und geh in die Sonne. Ist auch gut gegen deine Pickel.«
Einen Moment lang wirkte David beleidigt, aber dann strich er mit der Hand über sein pickeliges Kinn. Er blickte auf seine weißen, haarigen Beine und begann zu lachen.
Als Sophie im Anschluss an ihre Begegnung mit Tessa nach Hause fuhr, fühlte sie sich völlig blöd. Sie hatte sich unmöglich benommen und war außerdem noch fortgerannt wie der letzte Feigling. Sicher konnte man Tessa vertrauen. Sie brauchte ihr ja nicht die ganze Geschichte zu erzählen, hätte aber zumindest sagen können, dass sie eine Tochter hatte.
Sophie rieb sich die schmerzende Stirn und holte ein paar Mal tief Luft. Als sie an der Abzweigung nach Appleton Manor vorbeikam, hielt sie mit quietschenden Reifen an, so dass die Steinchen nur so aufspritzten.
Hatte sie tatsächlich vorgehabt, sich das Haus anzusehen? Ja. Ein
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