Den schnapp ich mir Roman
war aber dadurch ziemlich frustriert.
Jetzt trug sie noch rasch Lippenstift auf und bürstete ihr bereits hochglänzendes kastanienfarbenes Haar zum
zigsten Mal. So war es gut, lobte sie sich und ging nach unten.
Da entdeckte sie eine SMS von Sophie auf ihrem Handy und grinste. In den letzten Wochen waren die beiden enge Freundinnen geworden, und Tessa hatte sogar Sophies süße Tochter Ruby kennen gelernt, die ihr sehr ernsthaft die Hand geschüttelt hatte, ehe sie sie überredete, zum Mittagessen eine federbesetzte rosa Tiara zu tragen.
Sophie hatte ihr erklärt, warum sie so gezögert hatte, ihr von Ruby zu erzählen. Sie sei nicht sicher gewesen, wie sie die Unterhaltung darauf hätte bringen können. Beschämt gestand sie, dass Gil nicht Rubys Vater war und sie nicht weiter darüber reden wollte. Dann hatte sie Gil als Stiefvater über den grünen Klee gelobt. Tessa hatte den Eindruck, dass Sophie das Dorfleben sehr eintönig fand, denn sie wirkte in ihrem großen Haus ziemlich einsam. Tessa behandelte Sophie daher wie ihre anderen Freundinnen in London und traf sich oft mit ihr, manchmal zwei- bis dreimal die Woche zum Mittagessen. und Sie schickten einander dauernd SMS.
»Komm, JB, wir sind schon spät dran«, sagte sie jetzt augenzwinkernd, obwohl sie genau wusste, dass es ihre Schuld war. Sie ignorierte, dass JB heute Morgen sehr gereizt schien. Auf dem schwierigen Kiesweg zum Schlösschen tippte sie Sophie eine SMS. Sie konnte sich freuen, dass sie sich mit den hohen Absätzen nicht den Knöchel brach.
»Was ist denn heute los?«, fragte Tessa JB und blinzelte in die Nachmittagssonne. Dabei schaltete sie diskret ihr Handy ab, damit Jilly sie in den nächsten paar Stunden nicht erreichen konnte.
Tessa hatte den Verdacht, dass JBs Launen mit Frauen zu tun hatten. Er hatte sich bisher jede einzelne Singlefrau des Drehteams vorgenommen, dazu ein paar von den verheirateten
und gelegentlich eine Kellnerin aus dem Dorf. Vermutlich gingen ihm langsam die Herausforderungen aus. Er und Jack gaben ein gutes Gespann ab, dachte Tessa. Die Filmerei lief doch so gut, dass es unmöglich daran liegen konnte.
JB zuckte die Achseln, nahm eine Abkürzung über den sorgfältig gepflegten Rasen und nickte Nathan, dem Gärtner, kurz zu, der heute Khakishorts zu einem schwarzen T-Shirt trug, das seinen Bizeps wunderbar betonte. Nathan winkte ihnen zu. JB runzelte die Stirn.
»Verdammter Schwuli!«
»Auch heterosexuelle Männer winken einem manchmal zu, JB«, informierte ihn Tessa und verdrehte dabei die Augen. Dieser Typ war so arrogant, dass er glaubte, sogar Männer würden ihm nachstellen.
Beim Betreten der Eingangshalle bemerkte Tessa, dass Gil diskret die Möbel umgestellt hatte. Er hatte ein paar der persönlichen Fotos entfernt und einige der eher unansehnlichen Erbstücke verbannt. Das war ein gewaltiger Unterschied und ließ das beeindruckende Treppenhaus noch großartiger und einladender wirken. Tessa fiel ein, dass sie sich in dem offiziellen Salon im Westflügel verabredet hatten, und ging auf Zehenspitzen, um das Walnussparkett nicht zu beschädigen. Sie schob die Tür auf. Caro und Jack warteten schon. Sie stellte JB der Familie vor.
Caro trug kaum mehr als ein sehr knappes jadegrünes Trikot und schlenderte geschmeidig auf sie zu. Ein provokantes Lächeln umspielte ihre Lippen. Ihre Brustwarzen zeichneten sich deutlich unter dem dünnen Stoff ab, als sie den gebannt sie anstarrenden JB anflötete.
» Enchanté , Monsieur «, gurrte sie und schleuderte ihm fast die rote Mähne ins Gesicht. » Je … suis … très heureuse … äh … Sie … kennen zu lernen.«
Tessa musste sich ein Lächeln verkneifen und beobachtete,
wie JBs Blicke hin und her zuckten und er die Zähne zusammenbiss. Eines wusste sie über ihn, nämlich dass er es verabscheute, wenn jemand ihn in gebrochenem Französisch anredete, doch dann sah sie zu ihrem Erstaunen, wie JB sich tief und ehrfürchtig über Caros helle Hand mit den zarten Sommersprossen beugte.
Henny warf Jack einen kurzen Blick zu, der mit einer großen Bloody Mary auf dem Sofa lehnte.
» Enchanté , Madame «, murmelte JB und fuhr mit geschürzten Lippen sachte und anzüglich über ihre Hand. »Parlez vous Français?«
»Oh, juste un peu«, erwiderte sie kichernd und hielt seine Hand fest. »Wir haben französische Ahnen in der Familie. Jacks Mutter Gabrielle stammte aus Frankreich.« Sie deutete auf das schönen Porträt über dem Kamin von einer Frau in einem
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